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Bildung

Neue Probleme für Schüler mit Förderbedarf

Für Jugendliche mit sonderpädagogischem Förderbedarf wurde jahrelang die Möglichkeit des längeren Schulbesuches gefordert. Das wurde letztes Jahr sichergestellt. Allerdings gibt es neue Probleme – etwa die fehlende Nachmittagsbetreuung.

Die Stadt baute das schulische Angebot für Kinder mit körperlichen oder intellektuellen Beeinträchtigungen im letzten Jahr deutlich aus. Konnten 2022 nur rund 200 der gestellten 300 Anträge auf ein 11. oder 12. Schuljahr für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf (SPF) genehmigt werden, standen im letzten Schuljahr mehr als 300 Plätze zur Verfügung.

Bis jetzt gibt es laut einer Anfragebeantwortung von Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) 219 Jugendliche, die ein elftes oder zwölftes Schuljahr absolvieren wollen. Genügend Plätze für die Schülerinnen und Schüler sollten zur Verfügung stehen, heißt es.

Kritikpunkt fehlende Nachmittagsbetreuung

Doch es gibt neue Probleme: die Nachmittagsbetreuung für Schülerinnen und Schüler, die das 11. und 12. Jahr absolvieren wollen, gibt es nämlich nicht. „Eine Tagesbetreuung ab der 9. Schulstufe wird nicht angeboten“, heißt es lapidar in einem Elternbrief der Bildungsdirektion Wien an betroffene Erziehungsberechtigte, der wien.ORF.at vorliegt.

Das sei eine Katastrophe, sagt Karin Riebenbauer von der Initiative „Ich will Schule“, die sich jahrelang für das elfte und zwölfte Schuljahr für Jugendliche mit sonderpädagogischem Förderbedarf starkgemacht hat. „Das heißt, Schule von 8.00 bis 12.00 und dann muss das Kind abgeholt werden. Es wird für viele Eltern, speziell die Frauen bedeuten, dass sie einfach ihren Job aufgeben müssen“, sagt Riebenbauer. Hier müsse etwas gemacht werden. Die meisten Kinder werde dabei auch ihrer gesellschaftlichen Teilhabe beraubt, weil sie die meisten sozialen Kontrakte einfach in der Schule haben.

Aus den alten Schulen herausgerissen

Problematisch sei aber noch ein anderer Punkt. Die Schülerinnen und Schüler besuchen eine bestimmte Schule, für das elfte und zwölfte Schuljahr werden sie allerdings an andere Schulstandorte verlegt. Laut Elternangaben, sagt Riebenbauer, seien die anderen Schulen oft weit entfernt, teilweise sogar in anderen Bezirken und da gehe es gar nicht so sehr um die Fahrzeit.

„Das Kind hat sowieso schon mehr zu kämpfen als andere und wird jetzt jahrelang von guten Pädagoginnen betreut und dann soll es genau in den letzten zwei Jahren anderswo hinkommen. Genau in der Zeit, wo sich entwicklungstechnisch alles in Richtung Beruf dreht“, kritisiert Karin Riebenbauer. Die Initiative hofft auf eine Änderung in diesen Punkten.

Ausbau bei Angebot für Jugendliche mit Förderbedarf gefordert

Für Jugendliche mit sonderpädagogischem Förderbedarf gibt es neue Probleme: Das Angebot ist zwar deutlich ausgebaut worden – seit letztem Jahr ist der Zugang zu einem 11. und 12. Schuljahr erleichtert worden. Eine Nachmittagsbetreuung gibt es aber nicht und Kinder müssen zum Ärger der Eltern teilweise auch Schulstandort wechseln.

Neue gesetzliche Regelung gefordert

Von der zuständigen Magistratsabteilung MA56 hieß es gegenüber „Wien heute“, dass man die Sorgen der Eltern verstehe, aber auch an gesetzliche Vorgaben gebunden sei. Es fehle ein Lehrplan, so MA56-Abteilungsleiterin Andrea Trattnig: „Das wäre dringend notwendig, wenn hier der Bundesgesetzgeber endlich diese Regelungen schaffen würde und zudem natürlich auch ausreichend Ressourcen zur Verfügung stellen würde. Weil die Bildungsdirektion bekommt auch für diese Kinder nicht die ausreichenden Lehrer-Planstellen.“