Chronik

Rat auf Draht: Mehr Anfragen zu Gewalt

Das Beratungsteam von Rat auf Draht, der Notrufnummer für Kinder und Jugendliche, sieht immer mehr Fälle von Gewalt bei jungen Menschen. Die Anfragen zu dieser Thematik seien alleine von 2022 auf 2023 um fast 9,5 Prozent gestiegen: Insgesamt habe es im Vorjahr 2.998 Kontaktaufnahmen dazu gegeben.

In den Bereich fällt neben körperlich und psychischer auch sexualisierte Gewalt. Häufig vermischen sich die unterschiedlichen Formen. Tendenziell erleben mehr Mädchen und Frauen sexualisierte Gewalt, hieß es von Rat auf Draht. Doch auch immer mehr Burschen und junge Männer seien davon betroffen.

Niederschwelliger Kontakt

Im Ernstfall sollten sich Kinder und Jugendliche Unterstützung holen, appellierte der Beratungsdienst. „Wir verstehen, dass es gerade bei sexualisierter Gewalt oft sehr schwerfällt, sich jemandem anzuvertrauen, da Betroffene oft durch Angst und Scham stark belastet sind. Ganz wichtig ist aber, gerade in so einer Situation nicht damit allein zu bleiben“, sagte Birgit Satke, Leiterin der Notrufnummer 147 bei Rat auf Draht.

Der Kontakt sei niederschwellig, anonym und kostenlos. Anruferinnen und Anrufer müssen weder Name, Adresse noch Alter nennen. Zudem erscheine ein Anruf bei 147 auch nicht auf der Telefonrechnung. Gemeinsam mit Betroffenen würden Expertinnen und Experten nach Lösungen suchen und etwa mögliche Hilfsangebote aufgezeigt. „Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass es bereits sehr entlastend wirkt, mit jemandem darüber zu sprechen und dies der erste wichtige Schritt zur eigentlichen Lösung ist.“

Präventive Arbeit und Hilfe für Eltern

Zudem arbeite Rat auf Draht präventiv. „Wir versuchen bei Kindern und Jugendlichen ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass in der Sexualität nur das erlaubt ist, was die daran beteiligten Personen auch wirklich selbst wollen. Hält sich etwa jemand nicht an ein ‚Nein‘ – egal ob es dabei um eine Berührung, eine ungute Anmache, Blicke oder anzügliche Bemerkungen geht – ist das schon der Beginn sexualisierter Gewalt“, so Satke.

Eltern empfiehlt Rat auf Draht, bereits beim kleinesten Verdacht auf Gewalt nicht davor zurückzuschrecken, das Thema bei den Kindern auch anzusprechen. Wichtig dabei sei, keinen Druck auf die Mädchen und Buben auszuüben. „Machen Sie Ihrem Kind keinesfalls Vorwürfe oder Schuldzuweisungen und unterstützen Sie es behutsam bei möglichen weiteren Handlungsschritten“, riet Satke.

Doch auch für Eltern und Bezugspersonen könne eine solche Situation mit von Gewalt betroffenen Kindern und Jugendlichen schwierig sein. Auch Erwachsene sollten sich deshalb bei Bedarf Hilfe holen. Experten von Rat auf Draht stehen auf der sogenannten Elternseite (elternseite.at) von Rat auf Draht via Videochat für einen Austausch zur Verfügung.