Eingang zum Traumazentrum Brigittenau Lorenz Böhler
APA/Georg Hochmuth
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Gesundheit

Lorenz Böhler: Verwirrung um Containerspital

Für das wegen Brandschutzmängeln vor der Schließung stehende AUVA-Traumazentrum Wien-Brigittenau – besser bekannt als Lorenz-Böhler-Spital – wird es einen Ersatz geben. Geplant ist die Errichtung eines Containerspitals. Doch um den Standort gibt es Verwirrung.

Konkret solle ab 2025 ein derartiger Komplex auf dem Nordwestbahngelände, bei dem es sich um ein künftiges Stadtentwicklungsgebiet handelt, in Betrieb gehen, hieß es bei einer Pressekonferenz der AUVA. Dort sollten nach deren Darstellung auch wieder Akutoperationen stattfinden, die bis dahin im AUVA-Traumazentrum Meidling und im Allgemeinen Krankenhaus (AKH) durchgeführt werden.

Doch auf Anfrage von „Wien heute“ dementierten sowohl die Stadt Wien als auch die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) als Eigentümer des Grundstücks eine Einigung mit der AUVA. Die Stadt bestätigte, dass es ein Gespräch gab, bei dem über mehrere Standorte gesprochen wurde. Der Nordwestbahnhof sei einer davon gewesen. Auch die ÖBB bestätigten eine Anfrage, diese werde geprüft.

Unübersichtliche Lage im Lorenz-Böhler-Spital

Das Traumazentrum Brigittenau, das frühere Lorenz-Böhler-Spital, muss vorübergehend schließen. Auch am Donnerstag ist die Lage unübersichtlich. Wo finden die Operationen während der Schließung statt?

65 Ortho-Trauma-Betten im Ersatzspital

Das angedachte Containerspital soll eine Übergangslösung sein. 2030 soll dann am bisherigen Standort der Betrieb wieder aufgenommen werden. Es gebe aktuell „intensive Gespräche“ zum Bau einer derartigen Anlage, berichtete AUVA-Generaldirektor Alexander Bernart. Das Ersatzspital soll auf rund 8.000 Quadratmeter Fläche unter anderem über 65 Ortho-Trauma-Betten, eine Erstuntersuchungsambulanz oder auch Therapiebereiche verfügen. Ungewöhnlich seien mobile An- und Zubauten im Spitalsbereich nicht, wurde beteuert. Auch die AUVA habe selbst solche bereits im Einsatz.

Hygienisch oder technisch soll der Standard wie gewohnt sein – auch wenn man ein derartiges Spital nicht mit einem Gebäude vergleichen könne, wie Bernart hinzufügte: „Es handelt sich eben um eine Übergangslösung.“ Anbieter für derartige Objekte gebe es mehrere. Mit diesen Firmen sei man in Kontakt.

Probleme mit Brandschutz

Laut Bernart sind die aktuellen Herausforderungen enorm. Nachdem sich in den Vorarbeiten zur Generalsanierung gezeigt habe, dass der Brandschutzanstrich mangelhaft sei, sei „Gefahr im Verzug“ gegeben gewesen. Es habe sich um eine „verheerende Erkenntnis“ gehandelt, versicherte der AUVA-Chef.

Nun sei man zwar nicht unbedingt auf einem geordneten Rückzug, sondern dabei, einen „akzeptablen Übergang“ abzuwickeln. Es werde niemand gekündigt, wurde heute erneut versichert. Auch die Versorgung der Patienten sei sichergestellt. Und: Der Standort Lorenz Böhler bleibt weiter eingeschränkt in Betrieb. Die Erstversorgungsambulanz oder auch Nachsorgebereiche wird es weiter dort geben. Lediglich stationär wird niemand mehr aufgenommen.

Akutoperationen in AKH und Traumazentrum Meidling

Betroffene werden bis 2025 falls nötig in die beiden Ausweichkrankenhäuser gebracht. Die an die 2.500 Akutoperationen im Jahr werden konkret ins Traumazentrum – ehemals Unfallspital – Meidling und ins AKH verlagert und von Personal aus der Brigittenau durchgeführt. Für nicht akute, planbare Operationen werden zum Teil neue Termine vergeben, erläuterte der ärztliche Direktor in Meidling, Christian Fialka.

Man bereite sich intensiv auf die Phase vor und sei gerüstet, betonte er. So würden etwa die Betriebszeiten der Operationssäle in Meidling ausgeweitet. Sein Pendant aus der Brigittenau, Thomas Hausner, bedankte sich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und sprach ebenfalls von einer „gigantischen Herausforderung“.

Standort soll bestehen bleiben

Der Standort ist laut AUVA nicht in Gefahr. Im Gegenteil: In den kommenden Jahren soll das Lorenz-Böhler-Spital zu einem Forschungs-, Wirtschafts- und Gesundheitscampus ausgebaut werden, wurde heute bekräftigt. In allen Belangen will man jedenfalls transparent vorgehen, hieß es.

Auch jenes Gutachten, in dem die Brandschutzmängel ausgeführt werden, soll etwa für den Betriebsrat einsehbar gemacht werden – wobei dieses in der Endlangfassung erst in Ausarbeitung ist, wie AUVA-Direktor Bernart erläuterte. Auch habe der Sachverständige die Belegschaft persönlich über seine Erkenntnisse informiert, betonte er.