NEUER AUSSTELLUNGSTEIL DES EPHESOS MUSEUM IN WIEN
APA/ROBERT JAEGER
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Schädel von Kleopatras Schwester wohl in Wien

Sie hat im letzten Jahrhundert vor Christus gelebt und war die Schwester von Kleopatra: Arsinoe IV. Ihre sterblichen Überreste sollen sich in einem achteckigen Mausoleum in Ephesos befinden. Ihren Kopf wollen österreichische Forscher in Wien gefunden haben.

Der seit Jahrzehnten als verschollen gegoltene Schädel rückte ins Zentrum des Interesses, nachdem sich Teile jenes Mausoleums im Wiener Kunsthistorischen Museum befinden, in dem Arsinoe begraben worden sein soll. „Wir haben systematisch in Wiener Institutionen gesucht und sind schließlich in der Sammlung des Departements für Evolutionäre Anthropologie an der Uni Wien fündig geworden“, erzählte Peter Scherrer vom Institut für Archäologie der Uni Graz.

Jetzt hofft man, dass sich im Felsenbein ausreichend DNA befindet, um sie zu analysieren und mit anderen Mumien und Skeletten aus Ägypten zu vergleichen. „So könnten wir eines Tages über Verwandschaftscharakteristika möglicherweise auch das Grab Kleopatras identifizieren“, zeigte sich Scherrer hoffnungsvoll. Er war von 1997 bis 2004 stellvertretender Grabungsleiter in Ephesos und beschäftigte sich seit Jahrzehnten mit der Frage, wer die Frau war, die das prominente Grab bekam.

Ungewöhnliches achteckiges Mausoleum

Gemeinsam mit seinem Archäologenkollegen Ernst Rudolf, der heute als Forensiker tätig ist, hatte er sich davor eingehend mit einem achteckigen Mausoleum an einer der wichtigsten Prozessionsstraßen im Zentrum von Ephesos beschäftigt. Sie fanden eine Reihe von Indizien, dass in dem Grab Kleopatras kleine Schwester Arsinoe IV. begraben lag. „Schon die Lage des Grabes reichte als Indiz aus, um die sterblichen Überreste der Frau einem hohen gesellschaftlichen Stand zuzuordnen“, wie Scherrer schilderte.

Der späthellenistische, kleine achteckige Grabbau im Zentrum von Ephesos wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts freigelegt. In seinem Inneren wurde eine Grabkammer samt Skelett einer jungen Frau gefunden. Seither gibt der Fund Wissenschaftern Rätsel auf, denn eine fehlende Grabinschrift erschwert die Zuordnung und gibt Raum für Spekulationen.

Buchhinweis

Rudolf, Ernst; Scherrer, Peter: „The Octagon of Arsinoë IV in Ephesos“, Oppenheim am Rhein, Nünnerich-Asmus Verlag & Media. 2024.

Buchpräsentation 14. März, 18.00 Uhr, Kunsthistorisches Museum Wien

Die beiden Archäologen durchforsteten antike Quellen und sammelten archäologische sowie architektonische Anhaltspunkte und verknüpften historische Daten miteinander. Die ungewöhnliche Gestalt des achteckigen Baus mit dreigeschoßigem Aufbau könnte demnach eine Anspielung auf den „Pharos“, den antiken Leuchtturm von Alexandria, sein, der als eines der Sieben Weltwunder bekanntgeworden ist. „Damit könnte die Herkunft der Inhaberin des Grabes angedeutet worden sein“, vermutete Scherrer im Gespräch mit der APA.

Letzte Gewissheit fehlt noch

Aus den bisherigen Befunden und Hinweisen sei es aus Sicht der beiden Autoren jedenfalls „so gut wie sicher“, dass es sich um ein ptolemäisches Königinnengrab handelt. Da dränge sich die Geschichte der beiden königlichen Schwestern auf, die zur Mitte des ersten Vorchristlichen Jahrhunderts um die Herrschaft in Ägypten kämpften: Kleopatra und Arsinoe IV.

Kleopatra ging daraus als Siegerin hervor, während ihre jüngere Schwester, von Julius Cäsar in seinem „Alexandrinischen Triumphzug“ im Jahr 46 v. Chr. in Rom mitgeführt und anschließend in das Artemis-Heiligtum von Ephesos ins Exil geschickt wurde. Dort soll sie schließlich in Kleopatras Auftrag 41 v. Chr. ermordet worden sein.

„Wir haben immer vermutet, dass die sterblichen Überreste in diesem Grab zu Arsinoe IV. gehören“, so Scherrer. Ob es sich dabei tatsächlich um die Begräbnisstätte der jungen ptolemäischen Königin handelt, bleibt aber nach wie vor eine Vermutung.