Otto-Wagner-Postsparkasse
APA/Helmut Fohringer
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Kultur

Neue Chance auf Einblicke in Postsparkasse

Vermutlich wissen nur wenige, dass Otto Wagner ein „Sparefroh und Zwangsneurotiker“ gewesen sein soll. Dies und vieles mehr sieht und erfährt man ab Freitag bei kostenlosen Führungen durch die imposanten Räumlichkeiten der alten Postsparkasse am Wiener Georg-Coch-Platz.

Der durch ein gewölbtes Glasdach erhellte, 554 Quadratmeter große Kassensaal der alten Wiener Otto Wagner Postsparkasse im ersten Bezirk strahlt über mehr als 100 Jahre nach seiner Schöpfung noch Modernität und Eleganz aus.

Es ist „einer der meistfotografierten Innenräume der Stadt“, erzählte die Fremdenführerin Veronika Jantsch. Es ist ein steril, aber auch sakral anmutender Raum mit natürlichem Licht. Dahinter versteckt sich die für den österreichischen Architekten typische Wirtschaftlichkeit, erklärte Richard Kurdiovsky.

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„Tageslicht ist gratis“

„Tageslicht ist gratis“, betonte der Kunsthistoriker und Wagner-Experte. Auch der Boden in der Halle ist aus semiopakem Glas, damit das Tageslicht bis in die Schließfächer in der unteren Etagen dringen kann. „Bei Wagner ging es immer auch um die Zweckmäßigkeit.“ Von dieser Zweckmäßigkeit kann man sich ab 15. März selbst ein außergewöhnliches Bild machen.

Die Bundesimmobiliengesellschaft, die das Baurecht für die Otto-Wagner-Postsparkasse 2020 erworben hat, will das 1904 bis 1912 errichtete Architekturjuwel, ein Schlüsselwerk der Wiener Moderne, einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen und bietet ab Freitag professionelle Führungen durch die Große Kassenhalle, den kleinen Kassensaal, die ehemaligen Direktionsräume und die Schließfachanlagen an.

Ohne Schnicknack, aber mit den schönsten Details

Ursprünglich als Bankgebäude konzipiert, ist es ein sehr farbreduziertes, schlichtes Haus ohne viel Schnicknack, aber mit den schönsten Details. Kaiser Franz Josef, kein großer Fan der Moderne, bekam von Otto Wagner höchstpersönlich eine Tour und soll etwas überrascht gesagt haben: „Es ist erstaunlich, wie gut die Menschen in dieses Gebäude passen.“

Woraufhin Otto Wagner geantwortet haben soll: „Majestät, der moderne Mensch passt in die moderne Architektur.“ Die Eingänge im großen Kassensaal sind mit Linoleum bedeckt, weil man das Material gut putzen kann. Denn Otto Wagner war auch ein Freund von Sauberkeit. Kein Dreck sollte sich in den heiligen Hallen seiner „eisenbeschlagenen Schatztruhe“ ansammeln.

Dauer rund eine Stunde

Besichtigungen finden an jedem ersten und dritten Freitag des Monats statt, dauern rund eine Stunde und sind kostenlos. Eine Anmeldung ist erforderlich.

„Wagner ein Zwangsneurotiker“

Überall im Gebäude ließ er Garderoben, Toiletten und auch Vorrichtungen für nasse Regenschirme für die Angestellten einrichten. Das in kaiserlichem Rot gehaltene Büro des Bankdirektors hatte sogar ein eigenes Badezimmer. „Ich befürchte ja, dass Otto Wagner ein Zwangsneurotiker war“, so Kurdiovsky. „Der Aspekt des Saubermachens ist schon sehr überdeutlich.“

Das Gebäude war bis 2017 ein „sakraler Tempel des Geldverkehrs“, die Zentrale der Bank BAWAG P.S.K., ist inzwischen aber zu einem „Haus für Kunst und Wissenschaft“ geworden. Heute wird es von der Universität für angewandte Kunst, der Johannes Kepler Universität Linz, dem Österreichischen Wissenschaftsfonds, der Wien-Dependance vom Grazer Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) besiedelt.

Sie wird im kleinen Kassensaal, wo jetzt noch ein Teil des WAGNER:WERK Museums ist, einen Lesesaal einrichten und Ausstellungen zeigen. Das dazugehörige Bücherdepot befindet sich in den historischen Tresorräumen des Hauses.

Anmeldung erfoderlich

Da jeweils nur eine kleine Gruppe durch die denkmalgeschützten Räume mit Originalmöbeln geführt werden kann, ist eine Anmeldung unbedingt erforderlich. Man kann hier aber auch ganz ohne Anmeldung in der großen Kassenhalle im Cafe Exchange verweilen, Ausstellungen besichtigen (ab 19. März „Rauw. Das Zittern der Teile“) und Otto Wagners mannshohe Warmluftausbläser wie Kunstwerke auf sich wirken lassen.