Future-Simulator in der neuen Klima-Dauerschau
TMW/Martina Flieszer
TMW/Martina Flieszer
Umwelt & Klima

Neue Klima-Schau im Technischen Museum

Der menschengemachte Klimawandel ist ab Donnerstag fixer Bestandteil der Dauerausstellung des Technischen Museum Wien (TMW). Unter dem Titel „Klima. Wissen. Handeln!“ liefert das Haus in Wien-Penzing einen Einblick in das vielleicht größte Thema unserer Zeit.

Greifbar wird der massive menschliche Einfluss auf den Planeten vor allem vom All aus. So sind in Zusammenarbeit mit der vom Tiroler Josef Aschbacher geleiteten Europäischen Weltraumorganisation ESA und der Linzer Ars Electronica Solutions beispielsweise zwei Medienstationen entstanden, an denen vorrangig Besucherinnen und Besucher ab zwölf Jahren auf innovative Weise begreifen können, wie man heutzutage mit Hochtechnologie in Form von zahlreichen Erdbeobachtungssatelliten den Status quo und die Veränderungen auf dem Planeten sichtbar machen kann.

So werden die mannigfaltigen Informationen optisch ansprechend auf ein aus Holz herausgefrästes 3-D-Höhenmodell der Umgebung Wiens projiziert – mit einem Wischen lässt sich nachvollziehen, wie genau hier die Bodenfeuchtigkeit oder die landwirtschaftliche Nutzung gemessen und abgelesen werden kann. Einen derartigen Aufbau gibt es bisher noch keinen zweiten außerhalb von ESA-Einrichtungen, betonte TMW-Generaldirektor Peter Aufreiter am Mittwoch.

Ausstellungsanssicht der neuen Klima-Dauerschau
TMW/Martina Flieszer
Die Dauerausstellung im Museum wird noch bis 2026 umfassend überarbeitet

Entwicklungen am Touchscreen

Andernorts kann an einem Touchscreen-Tisch u.a. die Temperaturentwicklung in der Bundeshauptstadt in den vergangenen 40 Jahre, die Entwicklung der Eisflächen in Grönland oder von Österreichs größtem Gletscher dargestellt werden. Wir wissen also etwa durch das ESA-Erdbeobachtungsprogramm sehr gut darüber Bescheid, was aktuell abläuft und in welche Richtung es ohne wirksame Gegenmaßnahmen gehen kann.

Wie umkämpft die eigentlich entwaffnend eindeutigen Befunde aber immer noch sind, und wie das auch aus psychologischer Sicht erklärt werden kann, ist ebenso Teil der neuen Schau im Erdgeschoß des TMW. Aufreiter sah bei der Präsentation des ersten Teils der noch bis 2026 laufenden umfassenden Überarbeitung der Dauerschauen seines Hauses die Menschen nicht nur in einem Zwiespalt, sondern in einem „Trispalt“.

Opfer, Zeuge und Täter

Wir sind gleichzeitig „Opfer, Zeuge und Täter“, so Aufreiter. All das sollte in „Klima. Wissen. Handeln!“ mitbehandelt werden, ohne in eine ausweglose, düstere Dystopie abzudriften. Es gehe eben auch darum, Handlungsoptionen aufzuzeigen und zum Handeln anzuregen, erklärte die Projektleiterin Gudrun Ratzinger im Gespräch mit der APA.

Eingangsbereich zur neuen Klima-Dauerschau
TMW/Martina Flieszer
Die Filminstallation im Eingangsbereich ist von Nikolaus Geyerhalter gestaltet

Bevor es aber am Ende der vielfach recht interaktiven Ausstellung dorthin geht, hat der Besucher noch ein besonderes technisches Schmankerl vor sich: den „Future Simulator“. Darin wird man von einer KI mit allerlei Fragen zum Klimawandel konfrontiert. Die Bewegungen der Gruppenmitglieder in dem Raum im Raum werden automatisch getrackt, so kann im Stile der Kinder-TV-Show „1,2 oder 3“ in Echtzeit abgestimmt werden. Das führt dann in verschiedene Zukunftsszenarien, die unterstützt durch das „Climate Change Center Austria“ (CCCA) dem aktuellen wissenschaftlichen Stand entsprechen.

Hohe Glaubwürdigkeit in Museen

Apropos Wissenschaft: Sie kommt etwa in Form von zahlreichen Videointerviews mit Aschbacher oder der Meteorologin Helga Kromp-Kolb zu Wort und zieht sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung, an deren Eingang eine Filminstallation des stilistisch unverkennbaren Wiener Dokumentarfilmers Nikolaus Geyerhalter zu sehen ist. Eine der neuen Aufgaben von Museen moderner Prägung sei nun einmal auch das Abbauen von Wissenschaftsskepsis – ein vor allem in Bezug auf den Klimawandel in Politik und Bevölkerung durchaus weit verbreitetes Phänomen.

Im Gegensatz zu vielen anderen gesellschaftlichen Akteuren sei man als Museum hier in einer besonderen Position: Als eine von wenigen Institutionen werde Museen auch heutzutage durchaus „große Glaubwürdigkeit“ attestiert. Daher wolle man eben „die Fakten auf den Tisch legen“ und am lebhaften gesellschaftlichen Diskurs aktiv mitwirken, so Aufreiter.