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Fahrgäste bestohlen: Taxler „teils schuldig“

Ein Taxifahrer, der gezielt vor Diskotheken auf alkoholisierte Opfer gewartet haben soll, um diese zu bestehlen bzw. auszurauben, hat sich heute bei seinem Prozess vor dem Wiener Straflandesgericht „teilweise schuldig“ bekannt.

Zwei weitere Beschuldigte plädierten auf „nicht schuldig“. Ein Urteil wird für den Donnerstag erwartet. Die kriminellen Taxler im Alter zwischen 34 und 57 hatten es vor allem auf hochpreisige Armbanduhren ihrer Kunden abgesehen. Ihnen wurde demnach in erster Linie gewerbsmäßig auch schwerer Diebstahl in krimineller Vereinigung vorgeworfen.

Zur Anklage wurden in dem Schöffenprozess (Vorsitz: Richterin Magdalena Klestil-Krausam) fast 20 Diebstahlsfakten gebracht. In zwei weiteren Fällen, in denen den Betroffenen die Uhr gewaltsam vom Handgelenk gerissen bzw. dies versucht wurde, wurde dem Hauptangeklagten Raub angekreidet. Insgesamt ist ein Schaden von 350.000 Euro inkriminiert.

Umwege gefahren, bis Opfer eingeschlafen waren

Der Hauptangeklagte bekannte sich bei der Verhandlung zu einigen der Vorwürfe schuldig – darunter etwa dem Versuch, einem verdeckten Ermittler, der sich in dem Taxi schlafend gestellt hatte, die Uhr zu stehlen. Auch einen Raub räumte der Mann ein. Ansonsten verweigerte der Beschuldigte aber die Aussage. Die beiden Mitangeklagten sahen sich hingegen vollkommen „nicht schuldig“.

Die Angeklagten sollen bei ihrem kriminellen Tun stets nach demselben Muster vorgegangen sein. Zunächst fuhren sie mit den schwer „bedienten“ Fahrgästen über Umwege in die Nähe der angegebenen Wohnadressen und warteten, bis die Opfer aufgrund ihrer Alkoholisierung einschliefen. Diesen Moment nutzten sie, um ihnen Wertgegenstände, insbesondere Luxusuhren wegzunehmen. Das Fehlen der abhanden gekommenen Uhren bemerkten die Opfer meistens viel später, nachdem sie aus dem Taxi gestiegen waren.

Gemeinsame WhatsApp-Gruppe

Bei den Ermittlungen wurde auch eine gemeinsame WhatsApp-Gruppe publik, bei der die Gruppe offenbar gezielt nach vermeintlichen Opfern Ausschau hielten. Darin fanden sich etwa Sätze wie: „Er isst etwas", Er hat seinen Arm zugemacht. Man sieht es nicht“, „Habt ihr ihn genommen?“ oder „Ibo wird es zurückgeben und sagen, dass er es verloren hat“.

Die Angeklagten wiesen bei dem Prozess auch diese Vorwürfe zurück, in den Gruppen seien entweder „lustige Sachen“ oder für den Taxi-Beruf relevante Informationen gepostet worden. Angeklagt war auch ein Ägypter, der den Weiterverkauf einiger erbeuteter Uhren organisiert haben soll. Er plädierte ebenfalls auf „nicht schuldig“ „Ich habe diese Menschen noch nie in meinem Leben gesehen“, versicherte der Mann. Der Prozess wird am Donnerstag mit der Zeugenbefragung fortgesetzt. An diesem Tag ist auch mit Urteilen zu rechnen.

Bis zu zehn Jahre Haft möglich

Den ehemaligen Taxlern im Alter zwischen 33 und 57 Jahren wird in erster Linie gewerbsmäßig schwerer Diebstahl in krimineller Vereinigung vorgeworfen, gab die Anklagebehörde bekannt. Der Fall hatte im Herbst des Vorjahrs für Schlagzeilen gesorgt, nachdem der 33-jährige Taxler fest- und in weiterer Folge in U-Haft genommen wurde.

Dass in Wien Taxler unterwegs waren, die alkoholisierte Fahrgäste ausnehmen, hatte es schon länger geheißen. Auf die Schliche kam man den Angeklagten durch Zeugenaussagen, Videoaufnahmen und Auswertungen von Messenger-Diensten. Schließlich wurde der 33-Jährige – der mutmaßliche Haupttäter – Mitte September auf frischer Tat festgenommen, nachdem die Polizei ihn wochenlang observiert hatte. Zum Zeitpunkt seiner Festnahme hatte er eine kurz zuvor entwendete Rolex in der Hosentasche. Nun drohen ihm sowie seinen beiden früheren Berufskollegen im Fall einer Verurteilung bis zu zehn Jahre Haft.