Polizisten am Reumannplatz in Favoriten
APA/Florian Wieser
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Politik

Mehr Polizisten für Favoriten gefordert

In Favoriten hat am Montag eine Polizeiaktion gegen Jugendkriminalität stattgefunden. Der Favoritner Bezirksvorsteher Marcus Franz (SPÖ) äußerte unterdessen den Wunsch nach mehr Polizei im Bezirk.

Die Gewaltvorfälle im Bezirk haben sich zuletzt wieder gehäuft, erst am Sonntagabend wurde ein junger Mann angegriffen, als er offenbar Frauen verteidigen wollte. Bezirksvorsteher Franz fordert seit Jahren mehr Polizei in Favoriten. Er wünscht sich eine gerechte Verteilung: „Ich wäre schon glücklich, wenn wir an die 500 Polizisten im Bezirk bekämen“, sagte er im „Wien heute“-Interview.

Nicht so wirksam sei die seit 2021 angebrachte Videoüberwachung am Reumannplatz und am Keplerplatz. „Weil natürlich nicht der ganze Platz einsichtig ist.“ Es gebe zwar eine präventive Wirkung, diese sei aber nicht so groß, so Franz. „Der Beamte vor Ort ist die beste Prävention“, ist er sich sicher.

Favoriten: Mordversuch und Polizei-Offensive

Am Reumannplatz ist ein 21-jähriger durch Messer-stiche schwer veletzt worden, wie es von der Polizei heißt. Sie ermittelt jetzt wegen Mordversuchs. Der Mann ist demnach Frauen zu Hilfe gekommen, die von einer Gruppe Jugendlicher belästigt worden sein sollen. Die jüngsten Gewaltvorfälle im Bezirk, vor allem durch Jugendliche, bringen heute auch den Innenminister nach Favoriten.

Karner bei Polizei-Schwerpunktaktion

Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) hat sich am Montagabend von einer Polizeiaktion an Hotspots von Jugendkriminalität in Favoriten ein Bild gemacht. Grund dafür ist die Einsatzgruppe zur Bekämpfung der
Jugendkriminalität (EJK), die am Montag ihren Dienst aufnahm und
eben u.a. Kontrollen im öffentlichen Raum durchführen soll.

Die EJK macht Hotspots aus, identifiziert Mitglieder von Jugendbanden und soll neuartige Phänomene rasch erkennen und entsprechende Gegenmaßnahmen einleiten. Die Erkenntnisse der Einsatzgruppe werden auch in eine interministerielle Arbeitsgruppe einfließen.

Gerhard Karner bei einer Polizei-Schwerpunktaktion
ORF
Innenminister Gerhard Karner machte sich ein Bild von einer Schwerpunktaktion der Polizei

In der ZIB2 kündigte Karner am Montag mehr Polizisten „nicht nur in Favoriten, sondern in ganz Österreich“ an. Karner verteidigte auch das geplante Waffenverbot im öffentlichen Raum und sprach sich gegen eine Ausweitung der Waffenverbotszonen, wie etwa am Praterstern, aus: „Klare Regeln für alle – ich halte es für völlig falsch, wenn Jugendliche oder auch Erwachsene bis über die Zähne bewaffnet, beispielsweise mit Macheten, auf Hauptplätzen, in Parks, herumlaufen. Das wollen wir abstellen.“

Innenminister Karner zu Jugendkriminalität

Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) will eine Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Jugendkriminalität und ein Waffenverbot außerhalb der Wohnräumlichkeiten. Der Minister nimmt dazu in der ZIB 2 Stellung.

Zunahme bei Straftaten durch Jugendliche

In den vergangenen Jahren haben Straftaten von Unmündigen und Jugendlichen dem Ministerium zufolge stark zugenommen. Wurden 2013 noch 4.800 Zehn- bis 14-Jährige wegen Straftaten zur Anzeige gebracht, so waren 2022 mehr als 9.500. Auch die Zahl der wegen Straftaten angezeigten 14- bis 18-Jährigen hat von 24.800 im Jahr 2013 auf knapp 34.000 im Jahr 2022 zugenommen. Zu den häufigsten Delikten zählen Diebstahl, Sachbeschädigung, Körperverletzung, gefährliche Drohung, Einbruchsdiebstahl, aber auch Suchtmitteldelikte.

Expertinnen und Experten zufolge ist der Anstieg der Tatverdächtigen nicht ausschließlich auf mehr Kriminalität zurückzuführen. So wies der Bewährungshilfeverein Neustart auf APA-Anfrage darauf hin, dass zusätzlich eine seit 2018 veränderte Zählweise, eine erhöhte Anzeigebereitschaft in der Bevölkerung und die gestiegene Aufklärungsquote dazu führen, dass mehr Tatverdächtige in der Statistik ausgewiesen sind.