„Wien ist die Stadt der feinsten Theaterpsychologie. Wien erkennt den Schauspieler wie keine zweite Stadt. Wie keine andere hält es ihn hoch und bewahrt ihm die Treue“, schwärmte Max Reinhardt einst über die Stadt. Der in Niederösterreich geborene Regisseur und Theaterproduzent war auch international ein beachteter Theaterstar und übernahm 1923 die Intendanz des Theaters in der Josefstadt.
Er habe dem Haus, das über die Jahre schon etwas heruntergekommen sei, neue Pracht verschaffen wollen, heißt es seitens des Theaters. Doch nicht nur äußerlich habe es Neuerungen gegeben. Das Theater bekam die Bezeichnung „Die Schauspieler im Theater in der Josefstadt unter Führung von Max Reinhardt“ und änderte damit auch seine Philosophie, die die Schauspielerinnen und Schauspieler mehr in den Mittelpunkt rückte.
Kostenpunkt: 1,5 Millionen Franken
Im Juni 1923 schloss das Theater seine Tore, um grundlegend zu renovieren. Reinhardts Ziel sei es gewesen, einen wohnlichen Patriziersalon zu kreieren, er wollte einen Umbau im Stil des Teatro La Fenice in Venedig. Finanziert wurde das Vorhaben vor allem durch den einflussreichen Geldmagnaten Camillo Castiglioni. Insgesamt sollen die Arbeiten rund 1,5 Millionen Franken gekostet haben.
Ein Highlight der Renovierungen war der große Luster aus Murano-Glas sowie das Deckenfresko von Barocci im Parterrefoyer. Dieses ist eine Kopie des Deckengemäldes in Schloss Leopoldskron. Neu gestaltet wurden zudem sämtliche Foyers, Kassen und Garderoben sowie die „Sträußel-Säle“, die zuletzt zum Kulissenmagazin verkommen waren. Die Zuschauerräume wurden von Architekt Carl Witzmann im Wesentlichen beibehalten und nur ein wenig erneuert, etwa die Stühle, Logen und die Bespannung. Vieles vom Interieur soll Max Reinhardt mit seiner Partnerin Helene Thimig selbst gekauft haben.
Wiedereröffnung als großes Spektakel
Nach mehrmonatiger Renovierungspause wurde das Theater in der Josefstadt am 1. April 1924 wieder eröffnet. Es sei ein gesellschaftliches Großereignis gewesen. Wichtige Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Presse waren anwesend, auch aus anderen Städten wie Berlin, Frankfurt oder Prag. Sogar Schriftsteller wie Hugo von Hofmannsthal, Robert Musil und Arthur Schnitzler seien der Einladung gefolgt. Gefeiert wurde die Eröffnung mit der Aufführung von Carlo Goldonis Lustspiel „Der Diener zweier Herren“.
Zum 100-jährigen Jubiläum gibt es am 1. April 2024 keine speziellen Veranstaltungen im Theater, der Spielplan läuft wie gewohnt weiter. Damals wie heute stehen aber die Schauspielerinnen und Schauspieler im Mittelpunkt. Das Theater in der Josefstadt funktioniere durch und über seine Schauspielerinnen und Schauspieler und habe dadurch Erfolg, merkte der aktuelle Direktor Herbert Föttinger an. „Ich versuche seit meinem Amtsantritt den Ensemblegeist an diesem Theater im Sinne Reinhardts zu pflegen und das Publikum an das Ensemble zu binden.“