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Wirtschaft

600 Firmenpleiten von Jänner bis März

Mehr als ein Drittel aller Insolvenzen in Österreich im ersten Quartal haben Wiener Firmen betroffen. Laut dem KSV1870 bedeutet das einen Anstieg um 31 Prozent gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres.

Die bisher größte Insolvenz des heurigen Jahres betrifft die Signa Real Estate Management GmbH mit Passiva von rund 60 Millionen Euro. Die zweitgrößte betrifft den Handesdiscounter Pepco Austria GmbH mit Passiva von rund 53,3 Mio., an dritter Stelle findet sich die Immobiliengesellschaft High Vision Investment HVI GmbH mit Verbindlichkeiten in Höhe von rund 35 Millionen.

Pro Tag sind in Wien laut KSV1870 sechs oder sieben Firmenpleiten zu verzeichnen „Die Entwicklung der Insolvenzen in Wien zeigt, dass die wirtschaftliche Gesamtsituation nach wie vor äußerst angespannt ist und die vielfältigen Herausforderungen für die Wiener Unternehmen in den letzten Jahren ihre Wirkung zeigen", so Jürgen Gebauer, Leiter Unternehmensinsolvenz Wien/NÖ/Bgld. Ein Anstieg der Insolvenzzahlen war aufgrund der Beobachtung der letzten Monate zwar erwartbar, falle aber doch höher als erwartet aus.

Rund 2.300 Insolvenzen erwartbar

Der Anstieg der Verbindlichkeiten im Vergleich zum Vorjahr um 110 Prozent zeige, dass in Wien die Zahl größerer Firmenpleiten zugenommen hat – und das auch abseits der Verfahren rund um verschiedene Signa-Firmen. In konkreten Zahlen bedeutet dies, etwa rund 282 Mio. Euro an Passiva. Für das laufende Jahr erwartet Gebauer noch weitere Großinsolvenzen. Insgesamt wären bis zum Jahresende allein in Wien rund 2.300 Unternehmensinsolvenzen realistisch.

Das wären rund 300 Insolvenzen mehr als 2023. Ob diese Prognose tatsächlich eintrifft, hängt insbesondere von der Entwicklung im Handel und in der Baubranche ab. Interessant wird aber auch die Entwicklung in der Immobilienbranche zu beobachten sein. Hier erwartet Gebauer aufgrund „der bereits länger anhaltenden hohen Inflation sowie der Zinspolitik und damit einhergehender sinkender Nachfrage in den letzten Monaten“ mit einem Anstieg von Insolvenzen.

Insolvenzanträge oft zu spät

Die Entwicklung der vergangenen Monate und Jahre hält somit weitern an: Es werde nach wie vor zu oft zu lange zugewartet, bis ein Insolvenzantrag tatsächlich gestellt wird. Als Konsequenz können solche Unternehmen nicht ordentlich im Rahmen eines Insolvenzverfahrens abgewickelt werden. Gläubiger verlieren so die Chance, zumindest einen kleinen Teil ihrer Forderungen zurückzubekommen.

Von den 600 insolventen Unternehmen in Wien wurde bei rund 36 Prozent mangels Vorliegens von kostendeckendem Vermögen kein Insolvenzverfahren eröffnet. Diese Unternehmen waren bereits zum Zeitpunkt der Insolvenzantragstellung vollkommen vermögenslos und nicht einmal in der Lage die Kosten für die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in der Höhe von 4.000 Euro zu tragen.

Von den Branchen her sind in Wien der Handel und die Bauwirtschaft am stärksten betroffen. Die meisten Unternehmensinsolvenzen gab es in Wien im ersten Quartal 2024 bei der Bauwirtschaft mit 114 Insolvenzfällen. Es folgen „Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen (94 Fälle) und die Beherbergungs- und Gastronomiebranche (84 Fälle). Das sind auch jene Branchen, die bereits im Vorjahr in Wien die meisten Pleiten vorzuweisen hatten.