Lorenz-Böhler Unfallkrankenhaus Traumazentrum Brigittenau
ORF.at/Dominique Hammer
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Gesundheit

Lorenz Böhler: Budget für Containerspital beschlossen

Nur noch wenige Tage wird im Traumazentrum Brigittenau, dem früheren Lorenz-Böhler-Spital, operiert. Am Mittwoch wurde laut Betriebsrat in einer Verwaltungsratssitzung ein Millionen-Rahmenbudget für eine Rückkehr in ein Containerspital auf dem Gelände 2025 beschlossen.

Am 2. April will die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA) die Übersiedelung des Spitals an drei Ausweichstandorte abgeschlossen haben. "Ein Haus zu übersiedeln ist alleine schon schwer. Wichtiger ist es natürlich, die Patienten an die neuen Standorte zu bringen – beziehungsweise wird eben geplant, dass erst mit 25. März keine Operationen mehr im Haus stattfinden, schilderte der AUVA-Betriebsratsvorsitzende Erik Lenz in „Wien heute“.

Operationen im AKH durch AKH-Ärztinnen und -Ärzte

Operiert werden soll ab April im Traumazentrum Meidling, der Privatklinik Confraternität und im Wiener AKH – hier jedoch nicht von Ärztinnen und Ärzten aus dem Traumazentrum Brigittenau, sondern aus dem AKH. „Weil wir nicht genug Ärzte hätten, ein Krankenhaus auf mehrere Standorte zu zerteilen und überall mit Ärzten, vor allem mit Unfallchirurgen, zu versorgen“, erklärte Lenz. Die AUVA stellt im AKH lediglich Pflegepersonal zur Verfügung.

Lorenz Böhler-Spital: Übersiedlung gestartet

Bis 25.03.2024 soll noch im Lorenz Böhler Spital operiert werden. Ab Montag, den 25.03.2024 soll dann nur mehr der Ambulanztrakt geöffnet sein. Ab 2025 wird eine Rückkehr aller Leistungen erwartet, allerdings voraussichtlich in Containern. Es ist ebenfalls unklar wie es mit der Belegschaft weitergehen soll.

Im Privatspital Confraternität werden hingegen die Operationen von AUVA-Ärztinnen und -Ärzten durchgeführt und das Pflegepersonal von der Confraternität gestellt. Bis Ende Juli sind 130 Operationen in dem Privatspital geplant. Für Patientinnen und Patienten sollen keine Mehrkosten entstehen.

35 Millionen Euro Rahmenbudget

Nach den aktuellen Plänen soll die Umsiedlung ohnehin nur von kurzer Dauer sein. Laut AUVA soll zwischen 2025 und 2030 wieder am alten Standort im Traumazentrum Brigittenau operiert werden. Die wahrscheinlichste Variante: Auf dem Areal des gegenüberliegendes Parkhauses soll ein Containerspital entstehen, wo der Bettentrakt stationiert werden soll. Dafür wurde laut Betriebsrat am Mittwoch ein Rahmenbudget in der Höhe von 35 Millionen Euro beschlossen.

„Wir hoffen, dass wir das in wenigen Wochen soweit haben, dass auch wieder im eigenen Spital operiert werden kann und lediglich die Betten in räumlicher Nähe und durch einen Gang verbunden im Containerdorf angesiedelt sind“, sagte Betriebsratsvorsitzender Lenz. Die Errichtung eines Containerspitals wäre laut einem ersten Angebot in zwölf Wochen möglich. Auch ein Sozialplan wurde am Mittwoch in der Verwaltungsratssitzung beschlossen – damit sollen die Dienstverhältnisse und die Gehälter der rund 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abgesichert sein.

Brandschutzmängel sollen juristisch aufgearbeitet werden

Notwendig ist die aktuelle Absiedelung laut AUVA wegen Brandschutzmängeln. Zu diesen sei eine „umfassende juristische Aufarbeitung“ am Laufen, so die Unfallversicherungsanstalt, nicht zuletzt wegen möglicher Regressforderungen „gegenüber den seinerzeitigen Vertragspartnern“.

Der im Stahlskelettbau begutachtete Brandschutz des Spitals entspricht nicht den Auflagen. Ein Sachverständiger habe als Ursache „unzureichende bzw. fehlerhafte Ausführungen bei der Auftragung des Brandschutzanstriches seitens der damals ausführenden Firma festgestellt“, hielt die AUVA am Donnerstag fest.

„Intensive Gespräche“ mit Baupolizei zu Containerlösung

Am Brigittenauer Standort soll in der Zukunft ein Forschungs-, Wirtschafts- und Gesundheitscampus in Kooperation mit Partnern entstehen. Als Übergangslösung sollen die Leistungen des Spitals für die Jahre 2025 bis 2030 wieder an einem Ort zusammengeführt werden. Die bevorzugte Lösung sei „die brandschutztechnische Ertüchtigung des Bestandsgebäudes in Kombination mit einer Container- bzw. Modullösung auf Eigengrund“, nämlich der derzeitigen Parkgarage. „Intensive Gespräche“ mit der MA 37 (Baupolizei) würden laufen.

Parallel würden weitere Standorte, aber auch eine raschere Gesamtrückkehr in das Bestandsgebäude geprüft. Eine Inbetriebnahme der Übergangslösung Anfang 2025 sei realistisch, zuvor sind Vergabeverfahren, die brandschutztechnische Ertüchtigung, Abbrucharbeiten des Parkhauses sowie die Errichtung von Infrastruktur nötig.

Erstuntersuchungsambulanz bleibt

Bis 25. März wird im Traumazentrum Brigittenau noch operiert. Für die Zeit danach werden im Traumazentrum Meidling die Kapazitäten um zwei Stationen mit bis zu 52 Betten erweitert. Zudem werden die OP-Kapazitäten ausgeweitet. Für akute Eingriffe stehen im AKH 23 stationäre Betten auf der Normalstation sowie sechs Intensivbetten zur Verfügung.

Die Patientinnen und Patienten „werden im krankenanstaltenrechtlichen Sinn vom AKH Wien aufgenommen und entlassen, der Betrieb der Stationen erfolgt durch Personal der AUVA, das temporär dienstzugeteilt wird“, wurde klargestellt. Eine tagesklinische Erhaltung des Betriebs am Standort Wien-Brigittenau sei aufgrund der feuerpolizeilichen Vorschriften keine Option. Für bereits geplante Eingriffe wurde eine Kooperation mit der Privatklinik Confraternität vereinbart.

Am Standort Brigittenau verbleibt, wie bereits bekannt, eine Erstuntersuchungsambulanz für selbstankommende Patientinnen und Patienten – der Brandschutz dort wird gerade nachgebessert, weiters sei eine permanente Abdeckung durch eine Betriebsfeuerwehr nötig. „Ihr Aufbau ist in vollem Gange und soll im April abgeschlossen sein“, so die AUVA.

Ärztekammer: Sanierung muss Vorrang haben

Die Ärztekammer Wien begrüßte die jüngsten Beschlüsse des AUVA-Verwaltungsrats, sie seien ein wichtiges Zugeständnis an die Belegschaft, sagte der stellvertretende Fachgruppenobmann für Unfallchirurgie, Heinz Brenner. Im OP-Bereich am alten Standort müsse aber schnellstmöglich wieder die Arbeit aufgenommen werden, die Sanierung dort müsse Vorrang haben. Brenner bezeichnete die Containerlösung als guten ersten Schritt: „Die angedachten Leistungen an den Aushilfsstandorten werden aber bei weitem nicht die ausstehenden tausenden Planoperationen auffangen können“.

Der Zeithorizont bis Anfang 2025 „birgt weiterhin die Gefahr, dass die eingespielten Teams dauerhaft auseinandergerissen werden und am Ende nicht wieder alle Kolleginnen und Kollegen zurückkehren“, meinte die erste Vizepräsidentin und Kurienobfrau der angestellten Ärzte, Natalja Haninger-Vacariu.

„Offensichtlich haben sich der Betriebsrat und die AUVA-Führung in den letzten Tagen angenähert. Das ist grundsätzlich positiv und zeigt, dass der Druck gewirkt hat“, sagte Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen und der Wiener Ärztekammer. Er verlangte Transparenz: „Die ärztlichen Kolleginnen und Kollegen müssen schnellstens wissen, wohin sie wann kommen. Die unfallchirurgische Versorgung in Wien darf zu keinem Zeitpunkt gefährdet sein.“