Kultur

Foto Arsenal zeigt zwei Klima-Ausstellungen

Gleich zwei Ausstellungen zum Klimawandel zeigt das Foto Arsenal Wien ab Freitag. Beate Gütschow dokumentiert „Widerstand, Flut, Brand, Widerstand“. Laure Winants arbeitete für die Schau „From a Tongue We Are Losing“ in der Arktis.

Dystopisch karge Landschaften, von Fluten zerstörte Dörfer oder demonstrierende Aktivistinnen und Aktivisten mit Sturmhauben und Plakaten sind auf den Fotos der deutschen Künstlerin Beate Gütschow zu sehen. Sie begleitete etwa die Besetzung des ehemaligen Weilers Lützerath im Rheinischen Braunkohlerevier oder die Auswirkungen des riesigen Waldbrands bei Falkenberg, der sich auf 800 Hektar ausbreitete und Deutschland im Jahr 2022 in Atem hielt.

Beate Gütschow, Samstag, 14. Jänner 2023 um 14:00
Lützerath, Courtesy: Produzentengalerie Hamburg
Beate Gütschow, VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Die Künstlerin Beate Gütschow dokumentiert etwa die Besetzung des Weilers Lützerath

Die Künstlerin begleitet sich selbst als Teil der Klimagerechtigkeitsbewegung. Gütschow gelingt eine Innenperspektive der Klimabewegung, ohne ihre Kamera zu voyeuristischen Zwecken zu missbrauchen. Die beigefügten Texte unterstreichen den persönlichen Bezug der Künstlerin zu den dokumentierten Ereignissen.

Fotoserie über Gärten als Auslöser für Schwenk

Während einer Fotoserie zu umschlossenen Gärten in Berlin sei ihr bewusst geworden, wie sehr Hitzeperioden den städtischen Grünflächen zusetzen, erklärte sie bei einer Presseführung ihren radikalen künstlerischen Schwenk hin zur dokumentarischen Fotografie.

Hatte sie die Gärten noch mithilfe von 3D-Techniken in einer ungewohnten, erst am Rechner entstandenen Parallelperspektive dargestellt und in Hochglanz-Prints präsentiert, sind die in den vergangenen drei Jahren entstandenen dokumentarischen Fotos in Schwarz-Weiß gehalten. Zudem werden sie – in der Ästhetik von Werbeplakaten und tagebuchartigen Begleittexten – direkt auf die Ausstellungsdisplays gedruckt.

Ausstellungshinweise

„Widerstand, Flut, Brand, Widerstand“ von Beate Gütschow und „From a Tongue We Are Losing“ von Laure Winants, Foto Arsenal Wien im MQ Freiraum, 22. März bis 23. Juni.

Künstlerin begleitete monatelang Team in Arktis

Eine völlig andere Ästhetik bietet die zweite, kleinere Schau, in der die in Belgien und Frankreich arbeitende Künstlerin Laure Winants die Auswirkungen der Klimakrise an einem ganz besonderen Ort dokumentierte und künstlerisch verarbeitete: in der Arktis. Für ihr Fotoprojekt „From a Tongue We Are Losing“ (die Analogie zu Gletscherzunge und Sprache ist beabsichtigt) begleitete sie vier Monate lang ein multidisziplinäres Forschungsteam im arktischen Eis.

Laure Winants, Time Capsule #12, 78° 55ʹ 26ʺ N,
11° 55ʹ 19ʺ E, 2023
Laure Winants
Die Serie „Time Capsule“ enthüllt die Struktur von Eiskristallen

So erkundet sie in der Serie „Time Capsule“ etwa die Phänomene von Licht und Farbe: Zu sehen sind Prints von Photogrammen, auf die aus Eis geschnittene Formen angebracht wurden und die so die Struktur der Kristalle enthüllen. Eine andere Arbeit zeigt die chemischen Spuren, die das Wasser auf von ins Polarmeer getauchten Negativen hinterlassen hat.

So entstehen abstrakte, von der Natur generierte Werke, die zum Nachdenken über klimatische Veränderungen anregen sollen, wie die Künstlerin erläuterte. „Hier kristallisiert sich der Geist der Zeit“, so die Künstlerin, die im zweiten Teil der Ausstellung auch eine Videoarbeit von ihrer Zeit im Eismeer präsentiert und die Arbeit der Forscherinnen dokumentarisch festgehalten hat.

Letzte Präsentation vor Übersiedlung Anfang 2025

Und so geben beide Ausstellungen nicht nur Einblicke in die Auswirkungen des Klimawandels, sondern zeigen eindrücklich, dass dessen Betrachtung durch die Linse der Kunst eine Gratwanderung zwischen Ästhetik und Schrecken darstellt.

Die beiden Ausstellungen sind zudem die letzte Interimspräsentation im MuseumsQuartier, bevor das Fotografiezentrum Anfang 2025 in den neuen Standort im Arsenal übersiedelt, wie Direktor Felix Hoffmann betonte.