Die U-Bahn-Station Reumannplatz
APA/Florian Wieser
APA/Florian Wieser
CHRONIK

Jugendkriminalität: Suche nach Rädelsführern

Die Gewalttaten in Wien-Favoriten gehen weiter, im März hat es sechs Messerangriffe gegeben. Eine neue Einsatzgruppe gegen Jugendkriminalität will unter anderem die Rädelsführer von Banden identifizieren.

Derzeit sei die Einsatzgruppe noch beim Analysieren und Auswerten der Hotspots-Plätze, naheliegend sind öffentliche Plätze wie U-Bahn-Stationen und Parkanlagen, „die werden hier natürlich dann vermehrt bestreift“, wie Dieter Csefan, Koordinator für die Bekämpfung der Jugendkriminalität, im „Wien heute“-Interview erläuterte. Bei den Kontrollen an den öffentlichen Orten sollen „alle Personen, die verdächtig sind, wo es bestimmte Anhaltspunkte gibt“ kontrolliert werden.

Interview: Neue Einsatzgruppe gegen Jugendkriminalität

Interview mit Dieter Csefan, Koordinator für die Bekämpfung der Jugendkriminalität

Im Visier sind bei den Jugendlichen Delikte wie Sachbeschädigung, Körperverletzungen und gefährliche Drohungen. Dabei geht es vermehrt auch um Drohung per Internet. Bei älteren Jugendlichen kommt auch der Suchtmittelhandel dazu.

Zusammenarbeit mit Sozialarbeitern

Laut Csefan haben sich Jugendbanden etabliert oder bauen gerade eine Infrastruktur auf: „Wir müssen hier mit polizeilicher Präsenz auch dementsprechend einschreiten, um hier hauptsächlich die Rädelsführer zu identifizieren und die Rädelsführer aus dem Verkehr zu ziehen.“

Wesentlich ist für die Einsatzgruppe die Zusammenarbeit mit Sozialarbeitern und Streetworkern. Es geht bei der Tätigkeit der Einsatzgruppe in erster Linie um den Schutz der Kinder, aber natürlich auch darum, Straftaten aufzuklären und zu sanktionieren.

Wien-Favoriten: Anstieg der Jugendkriminalität

AUA: Zu Ostern drohen Streiks | Live: Schon wieder ist in Favoriten jemand mit einem Messer angegriffen worden. Es ist das bereits sechste Mal im März. Gestern Abend aufgrund einer Meinungsverschiedenheit. Die Jugendkriminalität explodiert, heißt es diese Woche vom Innenministerium, vor allem in Favoriten. Katharina Weinmann hat recherchiert, ob tatsächlich immer mehr Jugendliche unter 18 in Wien auf die schiefe Bahn geraten

Mehr Verdächtige, weniger Verurteilungen

Von 2013 bis 2022 ist die Anzahl der Tatverdächtigen von 14- bis unter 18 jährigen in Wien von 6.359 auf 8.436 gestiegen. Die Summe der jährlichen Tatverdächtigen im Alter von zehn bis unter 14 hat sich mehr als verdoppelt – von 1.474 auf 2.815.

Diese Zahlen bedeuten aber noch nicht, dass die Jugendlichen in Wien tatsächlich immer krimineller werden. Denn es handelt sich dabei um Anzeigen und damit einmal nur um einen Tatverdacht. Die Daten der Statistik Austria zeigen die tatsächlichen strafrechtlichen Verurteilungen am Landesgericht Wien: Von 2013 bis 2022 ist die Zahl der rechtskräftigen Verurteilungen am Landesgericht Wien bei 14- bis -18-Jährigen – sie sind auch strafrechtlich verfolgbar – von 521 auf 319 gesunken.

Zuname von schweren Gewaltdelikten

Die Staatsanwaltschaft Wien beobachtet im Bereich der Jugendkriminalität seit einiger Zeit die Zunahme von schweren Gewaltdelikten. „Im Bereich der Jugendkriminalität beobachten wir seit einiger Zeit, dass Raub, Erpressung, schwere Gewaltdelikte zunehmen. Die Gewaltbereitschaft ist in diesem Bereich gestiegen. Während wir früher vor allem minderschwere Raube hatten, sind es nun oft Raubüberfälle mit Waffen und in organisierter Form“, so Michaela Obenaus, Leiterin der Staatsanwaltschaft Wien.

Auch unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen gibt es immer mehr Vergehen und Verbrechen im digitalen Raum. Die Staatsanwaltschaft Wien trägt diesem Trend mit 13 ausschließlich auf Jugendkriminalität spezialisierten Staatsanwältinnen und Staatsanwälten Rechnung, die auch Präventionsarbeit und Bewusstseinsbildung leisten. Monatlich nehmen die Anklagevertreterinnen und -vertreter an Workshops in Schulen teil und stehen für Fragen zu Cyber-Mobbing, körperlicher bzw. sexueller Gewalt und anderen Themen zur Verfügung.