Chronik

Kinder von Terrorverdächtigen in Türkei gebracht

Am Montag sind drei minderjährige Kinder eines zu Weihnachten in Wien unter Terrorverdacht festgenommenen Ehepaares in die Türkei überstellt worden. Die Eltern sollen der radikalislamischen Terrororganisation Islamischer Staat Provinz Khorasan (ISPK) angehören.

Vorgeworfen wird den Eltern, in Anschlagspläne gegen den Stephansdom sowie den Kölner Dom eingebunden gewesen zu sein. Andreas Schweitzer, der Verteidiger der Eltern, übte Kritik an der Außerlandesbringung der Kinder.

Die Wiener Kinder- und Jugendhilfe (MA 11) hatte die Kinder im Alter von drei, fünf und sieben Jahren nach der Inhaftierung der Eltern – ein 28-jähriger Tadschike und eine 27 Jahre alte, aus der Türkei stammende Frau – zunächst in einem Krisenzentrum untergebracht. In weiterer Folge wurde entschieden, dass die in der Türkei lebende Großmutter der unmündigen Kinder die vorläufige Obsorge übertragen bekommt. Bezüglich des Außerlandesbringens lag auch die Zustimmung der Eltern, insbesondere der Kindesmutter vor, die deren Rechtsanwalt allerdings am vergangenen Freitag widerrief.

Überstellung „einfach durchgezogen worden“

Die Einwilligung sei der 27-Jährigen „unter Vorhalt falscher Tatsachen abgenötigt worden“, sagte Schweitzer im Gespräch mit der APA. Man habe der Frau „eingeredet, dass sie nie wieder aus dem Gefängnis kommen wird. Sie wusste nicht, wie sie mit dieser Situation umgehen soll“. Die Überstellung sei trotz Protest des Anwalts „einfach durchgezogen“ worden.

Die MA 11 wies die gegen sie gerichteten Vorwürfe „ganz entschieden zurück“. In einem Schreiben an Schweitzer machte die zuständige Regionalstellenleiterin Montagmittag den Anwalt darauf aufmerksam, es sei „der ausdrückliche Wunsch der Mutter“ gewesen, die Kinder von der Krisenunterbringung zu ihren Eltern zu bringen, „um ihnen einen Verbleib im familiären Umfeld zu ermöglichen“.

Die Kinder seien intensiv auf die Zusammenführung mit den Großeltern vorbereitet worden: „In der Türkei sind die Behörden auf die Ankunft und Übernahme der Kinder vorbereitet. Die Reise wurde organisiert und die Großeltern bereits auf dem Weg nach Istanbul.“

Ermittlungen wegen Terrorverdachts

Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt gegen die Eltern als Teil einer mutmaßlichen Terror-Zelle. Federführend dort soll ein anderer, in Deutschland lebender 30-jähriger Tadschike sein. Dieser wurde in Deutschland festgenommen und befindet sich seit seiner Auslieferung ebenfalls in Wien in U-Haft. Der deutsche Verfassungsschutz hatte den Mann seit längerem im Fokus. Er wurde dabei beobachtet, wie er den Stephansdom in einer für Touristen untypischen Weise filmte, auf Überwachungskameras überprüfte und das Gemäuer abklopfte.

Dann soll er nach Istanbul geflogen sein, wo Beteiligte der Terror-Zelle vermutet werden. Später kam er nach Wien zurück und fertigte noch Fotos und Videoaufnahmen vom Prater an – offenbar ein weiteres potenzielles Anschlagsziel. Das Ehepaar bestreitet sämtliche wider sie erhobenen Anschuldigungen.