Bilder zeigen die Zustände in den Problemhäusern
Stadt Wien/Gruppe Sofortmaßnahmen
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Chronik

Großeinsatz in zwei „Problemhäusern“

In zwei Problemhäusern in Brigittenau hat es am Montag Großeinsätze der Gruppe Sofortmaßnahmen gegeben. In den Wohnungen, die zumeist an Flüchtlinge vermietet wurden, wurden zahlreiche Mängel festgestellt. In einigen Wohnungen wurde Schimmel gefunden. Mieter berichten von Ungeziefer.

Sendungshinweis:

Wien heute, 19.00 Uhr, ORF 2

Zahlreiche Behörden der Stadt Wien nahmen an dem Einsatz in der Brigittenau teil, darunter die Wiener Polizei, die Baubehörde und die Wiener Netze. Bei den Überprüfungen wurden die Liegenschaften von Keller bis Dachboden sowie einzelne Wohnungen kontrolliert. Dabei sei vor allem auf die Einhaltung der Reinhalteverordnung, des Feuerpolizeigesetzes sowie der baulichen Standards geachtet worden.

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Schimmel und Ungeziefer

Insgesamt wurden in 32 Wohneinheiten Stromdiebstähle festgestellt. In 23 Wohneinheiten musste die Stromzufuhr aufgrund akuter Gefahr gesperrt werden, berichtet die Gruppe Sofortmaßnahmen. Während die Behörden von Stromdiebstahl sprechen, soll laut „Report“-Recherchen der Strom abgeschaltet worden sein, weil einige Mieter keine eigenen Stromzähler bekommen haben. „Gestern Abend haben sie den Strom abgedreht. Bei uns und bei etlichen anderen Wohnungen. Wir sind verzweifelt – haben kein Warmwasser mehr, die Kinder haben die ganze Nacht durchgeweint, weil es kalt und finster ist“, erzählt ein Mieter gegenüber dem „Report“.

In jenen Wohnungen, in denen keine akute Gefahr bestand und Kleinkinder wohnen, wurde eine Anmeldefrist von sieben Tagen gesetzt, berichtet die Gruppe Sofortmaßnahmen in einer Aussendung. Im Zuge des Einsatzes stellten die Kontrolleurinnen und Kontrolleure zudem nicht genehmigte Installationen von Duschen, WCs und andere Umbauten fest. „Sie waren schlecht eingebaut, sodass Wasser herausgeflossen ist und sich Schimmel gebildet hat“, erklärte ein Sprecher der Gruppe Sofortmaßnahmen. Ein Mieter berichtete dem „Report“, dass seine Kinder Hautausschlag von Ungeziefer im Wohnhaus bekommen haben sollen.

Vergangenen Donnerstag hat die Mieterhilfe eine Mieterversammlung für die Betroffenen abgehalten. Die Bewohnerinnen und Bewohner werden nun juristisch bei allen weiteren Schritte vertreten. Der Vermieter der Elendsquartiere soll darauf mit Drohungen reagiert haben.

Finanzpolizei ermittelt gegen Vermieter

Die Wohnungen vermietet hat ein Iraker – im Hintergrund laufen die Fäden beim Chef der Immobilienfirma Mauerwerk zusammen. Sie sind auch für das desolate Haus in der Othmargasse verantwortlich. Auch hier gab es Montagabend eine Razzia.

Die Finanzpolizei leitete Ermittlungen wegen des Verdachts auf Gründung von Scheinfirmen ein. Außerdem sollen Untersuchungen in Bezug auf Vermietung, Verpachtung und Steuerhinterziehung durchgeführt werden. Bei den bisher bekannten Fällen könnte es sich nur um die Spitze des Eisbergs handeln: „Der Eigentümer, der für die Missstände in den bekannten Fällen verantwortlich ist, hat bei vielen weiteren Zinshäusern die Finger im Spiel. (…) Es braucht eine Aktion scharf gegen Spekulation mit Wohnhäusern, um Immobilienhaien die Zähne zu ziehen“, fordert die Parteivorsitzende Judith Püringer und der Wohnbausprecher der Wiener Grünen.

Horrorhäuser – die Konsequenzen

Vergangene Woche hat der „Report“ aufgedeckt, wie in mehreren desolaten Häusern in Wien überwiegend syrische Flüchtlinge ausgebeutet werden. Mehrere Behörden sind seither aktiv geworden. Vonseiten der Stadt Wien gab es ein internes Koordinationstreffen und die Mieterhilfe hat eine Versammlung für die betroffenen Mieter abgehalten.

In den Häusern wurden 122 Identitäten festgestellt. Laut „Report“ und „Konkret“ leben dort vor allem anerkannte Flüchtlinge aus Syrien. Die Wohnungen würden laut den Berichten der ORF-Magazine zu horrenden Preisen vermietet. Erst am Montag wurde die Miete laut „Report“ drastisch erhöht. Bei einem Vermieter von 500 auf knapp 700 Euro im Monat.

Die Grünen Wien weisen darauf hin, dass sich die Situation für die betroffenen Mieter:innen nach den Einsätzen der Stadt Wien in den vergangenen Tage teilweise sogar verschlechtert hat: „Die Missstände sind nun amtlich festgestellt, aber sie sind deshalb noch lange nicht behoben“, so Georg Prack, Wohnbausprecher der Wiener Grünen.