Lamarr-Schild hängt an Baucontainer
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Offenbar großes Interesse an Lamarr-Rohbau

Der Rohbau des Luxuskaufhauses Lamarr auf der Mariahilfer Straße stößt laut Masseverwalter der insolventen Projektgesellschaft auf reges Interesse bei potenziellen Käufern im In- und Ausland. Am Wiener Handelsgericht fand am Mittwoch die erste Gläubigerversammlung statt.

Der Verwertungsprozess sei „voll im Gange“, einen Zeitplan oder Details zu den Bietern könne er aber nicht nennen, sagte der Masseverwalter der insolventen Projektgesellschaft, Clemens Richter, am Mittwoch. In der Branche geht man davon aus, dass mehr als 30 Bieter an dem Projekt interessiert sind. Erste Kaufofferte könnten noch im ersten Halbjahr vorliegen.

Zu Wort meldete sich Richter im Anschluss an die Prüfungs- und Tagsatzung bei der zahlungsunfähigen Kaufhaus-Errichtungsgesellschaft Mariahilfer Straße 10-18 Immobilien GmbH. Die zur Signa-Gruppe gehörende Projektgesellschaft ist Eigentümerin der Liegenschaft auf der besucherstarken Geschäftsstraße, musste im Februar aufgrund der Pleite der Signa Prime allerdings Konkurs anmelden.

340 Mio. Euro an Forderungen

Das mehrstöckige Kaufhaus, das nach der aus Wien stammenden Hollywood-Diva und Erfinderin Hedy Lamarr benannt ist, hätte ursprünglich im Frühjahr 2025 öffnen sollen. Ziel sei es, „einen möglichst großen Bieterkreis in einem transparenten Verkaufsprozess anzusprechen“, berichtete auch der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) mit Verweis auf Angaben des Masseverwalters.

Baustelle beim Lamarr-Kaufhaus auf der Mariahilfer Straße
ORF/Christian Öser
Der Rohbau in der Mariahilfer Straße wartet auf neue Eigentümer

Laut AKV und dem Kreditschutzverband 1870 (KSV1870) wurden im Konkursverfahren bisher 340 Mio. Euro an Forderungen angemeldet, davon anerkannt wurden vom Masseverwalter Verbindlichkeiten in Höhe von 174 Mio. Euro. Die Gläubigerschützer gehen allerdings davon aus, dass sich die Forderungsanmeldungen noch erhöhen werden.

Insolvente Gesellschaft mit zwei Eigentümern

Die insolvente Gesellschaft gehört einerseits zu 50 Prozent der Signa Prime Capital Invest GmbH, einer Tochter der ebenfalls zahlungsunfähigen Signa Prime Selection, die zweiten 50 Prozent gehören der Skyred Holding 9 mit Sitz in Luxemburg. Die Holding ist wiederum ein Tochterunternehmen der thailändischen Central Group, die auch an anderen Signa-Luxusimmobilien beteiligt ist und selbst Kaufhäuser, Restaurants und Hotels betreibt.

Mehr als 100 Insolvenzen in Österreich und Deutschland

Nicht nur das in weiten Teilen zahlungsunfähige Signa-Konglomerat des nun selbst insolventen Unternehmensgründers Rene Benko ist stets schwer durchschaubar gewesen. Das gilt auch bei den Dutzenden Insolvenzen einzelner Signa-Gesellschaften. Denn neben zwölf Insolvenzen, mit denen das taumelnde Immobilienunternehmen in Österreich in Verbindung steht, sind es in Deutschland samt dort gesetzlich auch möglicher „vorläufiger Insolvenzen“ mehr als 100, zeigen nun APA-Recherchen.

Offenbar großes Interesse an Lamarr-Rohbau

Der Rohbau des Luxuskaufhauses Lamarr auf der Mariahilfer Straße stößt laut Masseverwalter der insolventen Projektgesellschaft auf reges Interesse bei potenziellen Käufern im In- und Ausland. Am Wiener Handelsgericht fand heute die erste Gläubigerversammlung statt.

Neben den zuletzt erfolgten Insolvenzen der Familie Benko Privatstiftung und von Rene Benko als Unternehmer sind laut Angaben des Gläubigerschutzverbands Creditreform zehn weitere Firmen aus dem Signa-Umfeld, wie bekanntermaßen etwa die Developement Selection und die Prime Selection sowie die Signa Holding als „Mutterschiffe“ der Gesellschaft.

Lage in Deutschland schwerer zu überblicken

Dazu kommen die Signa Hospitality GmbH, Informationstechnologie GmbH, Real Estate Management GmbH, REM Transactions GmbH und SFS Austria GmbH sowie die Lamarr-Rohbau-Firma (Projektgesellschaft) Mariahilfer Straße 10-18 Gmbh. Darüber hinaus ist auch die Burgenland Jagdpachtgesellschaft mbH insolvent und gehört zum früher oft als Imperium bezeichneten Firmennetzwerk.

In Deutschland, wo die Signa auch intensiv tätig war, ist die Lage schwieriger zu überblicken. Das liegt nicht nur an der Zahl der insolventen Gesellschaften, sondern auch an einer anderen Rechtslage rund um „vorläufige Insolvenzen“, die es in Österreich nicht gibt. Per feststellbarem Letztstand wurden laut Creditreform insgesamt 103 Insolvenzverfahren in Deutschland eingereicht – wovon aber zuletzt nur sieben Verfahren auch tatsächlich eröffnet worden waren. Der Rest sind „vorläufige Insolvenzverfahren“, in denen es noch eine Einigung mit den Gläubigern geben könnte.