Chronik

Bankräuber überfiel 15-Jährige: Zehn Jahre Haft

Eine 15-Jährige ist im Februar während ihrer berufstaktischen Tage in einer Bankfiliale in Wien-Landstraße von einem Bankräuber überfallen worden. Der 35-Jährige wurde am Mittwoch zu einer zehnjährigen Freiheitsstrafe verurteilt.

Plötzlich stand ein maskierter Mann mit einer schwarzen Kappe vor der 15-Jährigen und einem Angestellten und richtete eine Pistole auf sie. „Ich hatte sehr viel Angst. Ich dachte, ich könnte sterben und werde jetzt erschossen“, schilderte das Mädchen später der Polizei den Überfall, der am Mittwoch am Landesgericht verhandelt wurde.

Strafberufung angemeldet

Beim Angeklagten handelte es sich um einen 35-jährigen Polen, den man wohl als Berufskriminellen bezeichnen kann. Er wurde wegen Raubes in seiner Heimat bereits zu fünf Jahren, in Deutschland zu sechs Jahren verurteilt. Erst im November 2023 wurde er nach Verbüßung seiner letzten Haftstrafe aus einem Gefängnis entlassen.

Ein Schöffensenat (Vorsitz: Christian Gneist) verhängte nun für den jüngsten Überfall über ihn eine zehnjährige Freiheitsstrafe. Der Verurteilte meldete dagegen Strafberufung an. Die Staatsanwältin gab vorerst keine Erklärung ab, das Urteil ist somit nicht rechtskräftig.

Umfassendes Geständnis

Die 15-Jährige musste am Mittwoch nicht als Zeugin aussagen. Das Gericht entsprach dem Wunsch ihres Vaters, der über die psychischen Folgen der Tat besorgt war. Um das Mädchen nicht weiter zu belasten und weil der Angeklagte umfassend geständig war, konnte auf ihre Einvernahme verzichtet werden.

Er sei wieder kriminell geworden, weil in Polen sein Gehalt gepfändet worden sei, schilderte der Angeklagte in seiner Beschuldigteneinvernahme. Nach Wien sei er deshalb gefahren, „weil ich ein bisschen Deutsch spreche und es nicht weit ist“. Vor seiner Abreise besorgte er sich eine täuschend echt aussehende Softair-Pistole, die von einer Original-Walther PPK kaum zu unterscheiden war.

25.000 Euro Beute

Er mietete sich einen Pkw an, mit dem er am Stadtrand von Wien zunächst einen Baumarkt ansteuerte, wo er von einem geparkten Auto die Kennzeichen abnahm und diese auf sein Fahrzeug montierte. Dann suchte er mit einem Navigationsgerät eine günstig gelegene Bankfiliale, parkte das Auto davor, zog sich eine Sturmmaske über und schritt mit den Worten „Das ist ein Überfall! Alles Geld her, schnell!“ zur Tat.

„Ich wollte keine Menschen umbringen. Aber ich wollte mit meinen Forderungen ernst genommen werden. Damit keiner Widerstand leistet, hatte ich die Airsoft“, gab der 35-Jährige vor Gericht an. Rund 25.000 Euro bekam er aufgrund der gezückten Waffe ausgehändigt, kam damit aber nicht weit. Er konnte im Zug einer Großfahndung von der Polizei festgenommen werden, da er von Zeugen dabei beobachtet worden war, wie er in das unweit von der Bankfiliale abgestellte Fluchtfahrzeug gestiegen war.

„Verlorener, aber kein schlechter Mensch“

In seinem Schlusswort kam der 35-Jährige auf seine angeblichen gesundheitlichen Probleme – er soll an einer bipolaren Störung und ADHS leiden – zu sprechen: „Ich bin ein armer Mensch. Meine Schwachstelle sind Emotionen, die ich nicht kontrollieren kann. Ich habe keinen starken Willen und deswegen habe ich ständig Probleme.“

Er sei „ein verlorener, aber kein schlechter Mensch“, betonte er noch: „Ich sehe nicht so aus, bin aber auch eine sensible Person. Ich habe einen Fehler begangen und bereue es. Ich beende meine kriminelle Karriere. Ich habe heute mein Leben verloren und muss lange in Haft.“