Lieselott Beschorner
APA/Roland Schlager
APA/Roland Schlager
Kultur

Künstlerin Lieselott Beschorner gestorben

Die Wiener Künstlerin Lieselott Beschorner ist in der Nacht auf Sonntag in Wien 96-jährig gestorben. Bekannt wurde sie für ihre „Puppas“, aus Wolle, Nylonstrümpfen und anderen Materialien gefertigten Stoffpuppen.

Beschorner wurde am 24. September 1927 in Wien geboren. Eine durch Masern verursachte Makuladegeneration machte schon früh unansehnliche Sehbehelfe notwendig. „Meine Brille ist immer dicker geworden, und meine Komplexe immer größer.“ Später drehte sie den Spieß um: Ihre riesige, vor 60 Jahren selbst entworfene „Showbrille“, ein Mittelding aus Designerstück und Schweißerbrille, die sie für Fotos gerne aufsetzt, wurde zu ihrem Markenzeichen.

„Eine heldenhafte Zeit“ war für Beschorner die Studienzeit an der Akademie der Bildenden Künste in der Nachkriegszeit: „Es hat geheißen: Zuerst einen halben Tag Schutt schaufeln, dann dürfen wir einen halben Tag zeichnen.“ Sie studierte gemeinsam mit später erfolgreichen Künstlern wie Arik Brauer, Friedensreich Hundertwasser und Arnulf Rainer und war eines der wenigen weiblichen Secessions-Mitglieder. Trotz einiger Ausstellungserfolge wurde der Kunstmarkt nie auf sie aufmerksam. Sie arbeitete stattdessen als Lehrerin für Fachzeichnen, Auslagengestaltung und Maskenbildnerei an der Berufsschule für Friseure und Perückenmacher.

Fotostrecke mit 6 Bildern

Lieselott Beschorner
APA/Roland Schlager
Lieselott Beschorner
APA/Roland Schlager
Lieselott Beschorner
APA/Roland Schlager
Lieselott Beschorner
APA/Roland Schlager
Lieselott Beschorner
APA/Roland Schlager
Lieselott Beschorner
APA/Roland Schlager

Haus als lebende Galerie

Seit ihrem 15. Lebensjahr bewohnte sie ein Jahrhundertwendehaus. In ihrem Haus mit über 2.300 inventarisierten Objekten war ein eigenwilliges Werk aus Stoffpuppen, bizarren Tonköpfen, Masken, Zeichnungen und Collagen zu besichtigen. Die Wohnräume wurden im Lauf der Jahre zu Beschorners „Schauräumen“, zu „meiner Privatgalerie“, in der Mobiliar und Alltagsgegenstände mit der Zeit von ihren eigenen Kunstwerken überwuchert und in Besitz genommen wurden.

„Ich hab mich hier eingegraben“, nannte die Künstlerin das. Überall traf man auf „Groteskerien“, „Schichtenbilder“ und Textilarbeiten. In ihren „Puppas“, aus Wolle, Nylonstrümpfen und anderen Materialien gefertigten Stoffpuppen, sind afrikanische Einflüsse überdeutlich, in anderen Werkserien finden sich Abstraktion und Outsider Art widergespiegelt.

MUSA erhält Sammlung

Sie sei nicht unglücklich und habe immer mit bescheidenen Mitteln ihre Sache verfolgen können, ohne auf Markt oder Moden Rücksicht nehmen zu müssen, erzählte sie 2021. „Ich bin nicht berühmt geworden und nicht reich. Aber ich bin zufrieden, was ich erreicht habe.“ Dazu zählt auch, dass ihrem Wunsch entsprochen werden wird, dass ihr Werk nach ihrem Tod als Teil der MUSA-Sammlung eine Einheit bleibt. „Ich hab gesagt, ich will gar nichts dafür. Ich will nur, dass es nicht auf den Mist kommt, und, dass nichts rausgezupft wird. Das ist eine Familie, das ist wie meine Kinder. Ich will, dass die beisammen bleiben.“

Die Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) würdigte Beschorner als „einzigartig in der Unbeirrbarkeit, in der sie ihr Anderssein als Künstlerin verfolgte“.