Gericht

Mitschüler terrorisiert: Mehrere Monate Haft

Am Wiener Landesgericht haben sich am Donnerstag zwei mittlerweile 15-Jährige sowie ein 16-Jähriger verantworten müssen. Sie sollen ihre jeweiligen Klassen seit Herbst 2021 regelrecht terrorisiert haben. Dafür wurden sie zu vier bis sechs Monaten bedingter Haft verurteilt.

Mitschülerinnen und Mitschüler wurden laut Anklage teilweise täglich geschlagen, einer der Angeklagten soll von Klassenkameraden sogar Schutzgeld in Höhe von zwei Euro pro Woche gefordert und zum Teil bekommen haben. Zwei Angeklagte bekannten sich teilweise schuldig, der älteste von ihnen behauptete dagegen, er habe nie jemanden geschlagen oder Geld verlangt. Der 16-Jährige wurde jedoch von mehreren als Zeugen einvernommenen Ex-Schulkolleginnen und -kollegen belastet.

Die beiden 15-Jährigen wurden wegen fortgesetzter Gewaltausübung (§ 107b StGB), Raubes, schwerer Körperverletzung und Nötigung zu fünf bzw. sechs Monaten auf Bewährung verurteilt. Zudem wurde Bewährungshilfe angeordnet und den Burschen die Weisung auferlegt, sich einer Psychotherapie zu unterziehen. Die Urteile sind nicht rechtskräftig, die Staatsanwältin gab vorerst keine Erklärung ab. Das Verfahren gegen den 16-Jährigen wurde ausgeschieden und wird Anfang Juni separat weiterverhandelt, da sein Verfahrenshelfer auf der zeugenschaftlichen Einvernahme des Jugendlichen bestand.

Direktorin suspendierte Angeklagte

Die drei gewalttätigen Schüler – die 15-Jährigen stammen aus Somalia und Afghanistan, der 16-Jährige aus Syrien – waren am 15. Mai 2023 von der Direktorin der betroffenen Bildungseinrichtung suspendiert worden. Die drei hätten bis dahin eineinhalb Jahre lang Mitschülerinnen und -schüler gequält, berichtete die Direktorin nun einem Schöffensenat.

„Es hat Schläge in den Nacken gegeben, Ohrenziehen, bis es kracht, Schläge mit Fäusten auf die Arme“, offenbarte die Schuldirektorin im Zeugenstand. Auch Mädchen wurden demnach geschlagen und teilweise sexuell belästigt, etwa indem die Burschen sie aufforderten, sich unter anzüglichen Bemerkungen auf ihren Schoß zu setzen oder ihnen in die Hosentaschen zu greifen, nachdem sie den Mitschülerinnen Kugelschreiber oder Schreibstifte abgenommen hatten.

Direktorin kritisierte Bildungsdirektion

Die in Mitleidenschaft gezogenen Schülerinnen und Schüler wurden offenbar derart eingeschüchtert, dass sie sich lange Zeit nicht Hilfe suchend an die Lehrer wandten. Erst als die drei Angeklagten begonnen hätten, Unterrichtsmaterialien ihrer Klassenkolleginnen und -kollegen zu vernichten, sei deren Verhalten zutage getreten. Die Polizei habe bei der strafrechtlichen Aufarbeitung vorbildlich agiert, betonte die Direktorin. Von der Bildungsdirektion habe sie sich allerdings „unzureichend“ unterstützt und „teilweise im Stich gelassen“ gefühlt, sagte die Schulleiterin.

Die Bildungsdirektion für Wien hielt auf APA-Anfrage fest: „Wir verstehen den Wunsch von Schulleitungen nach mehr Unterstützung in schwierigen Situationen. Sowohl die Schulqualitätsmanagerin als auch die Regionalleitung haben die Schulleitung in dieser schwierigen Phase begleitet“, wurde versichert. „Eine Schulpsychologin war nach den Vorfällen an der Schule und stand Schülerinnen und Schüler zur Verfügung.“ Für die betroffene Bildungsstätte seien zudem „umfassende Unterstützungsmaßnahmen für die Schulentwicklung im Sinne der Gewaltprävention in diesem Schuljahr geplant“.

Zwei weitere Jugendliche verurteilt

Zwei weitere Burschen, die nicht an der betroffenen Schule, mit den den drei Ex-Schülern aber eng befreundet waren bzw. sind, waren mitangeklagt. Ein 14-Jähriger war an einem Raub am Reumannplatz beteiligt, er erhielt nicht rechtskräftig vier Monate bedingte Haft. Ein 15-Jähriger hatte laut Anklage bei einem Raub im Mai des Vorjahrs mitgemacht. Außerdem soll dieser Bursch einen Gleichaltrigen in einem Park brutal zusammengeschlagen und das Video auf TikTok verbreitet haben. Am Ende erhielt dieser Jugendliche – nicht rechtskräftig – vier Monate Haft, die ihm ebenfalls bedingt nachgesehen wurden.