Rendering des Entwurfs für die Ballonhalle
BIG/Expressiv
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Kultur

Kunstakademie: Neuer Standort mit Turmbau

Die Wiener Akademie der bildenden Künste bekommt im Wiener Arsenal einen neuen Standort. Dafür wird die denkmalgeschützte „Ballonhalle“ umgebaut. Nun steht der Siegerentwurf dafür fest: Geplant ist ein mehrgeschoßiger Turmbau.

Gewonnen hat den EU-weiten offenen Architekturwettbewerb das Büro Schenker Salvi Weber Architekten. Das gaben der Bildungsminister, die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) als Bauherr und Liegenschaftseigentümer und die Akademie am Freitag bekannt. Mit einem mehrgeschoßigen Turmbau soll laut den Plänen vorsichtig an die denkmalgeschützte „Ballonhalle“ aus dem Jahr 1916 angedockt werden.

Über 50 Millionen Euro für neues Exzellenzzentrum

In der Halle findet ein neues universitäre Exzellenzzentrum für Konservierung und Materialwissenschaft in der Kunst Platz. Das Gesamtinvestitionsvolumen beträgt 50,1 Mio. Euro, die Nettoraumfläche rund 6.000 Quadratmeter, die Nutzfläche rund 3.800 Quadratmeter.

Ausstellungshinweis

Alle 25 jurierten Entwürfe zum Architekturwettbewerb „Ballonhalle“ sind in der Aula der Kunstakademie zu sehen, die sechs bestgereihten Entwürfe auch mit den jeweiligen Modellen.

5. bis 10. April 2024, Schillerplatz 3, 1010 Wien, 10.00 bis 18.00 Uhr,
Eintritt frei

Damit gewinnen die beiden Institute (das Institut für Restaurierung und Konservierung und das Institut für Naturwissenschaften und Technologie in der Kunst) gegenüber dem aktuellen, temporären Standort in der Augasse rund 1.300 Quadratmeter Nutzfläche. Ursprünglich hätten sie nach der Sanierung des Hauptgebäudes wieder zum Schillerplatz rückübersiedeln sollen. Nun können in dem neuen Gebäude Werkstätten, Labore und Veranstaltungsräume untergebracht werden.

Baubeginn Ende 2025

Derzeit ist die „Ballonhalle“ eine Event Location. Künftig wird hier neben einer Bibliothek auch eine Aula entstehen, die für Veranstaltungen und das universitäre Leben an dem neuen Standort, an dem künftig rund 100 Studierende arbeiten werden. Baubeginn ist Ende 2025, mit Aufnahme des Betriebs wird für das Wintersemester 2027 gerechnet.

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Rendering des Entwurfs für die Ballonhalle
BIG/David Schreyer
Modell des Entwurfs für die Ballonhalle
BIG/Matthias Pabst
Modell des Entwurfs für die Ballonhalle
Akademie der bildenden Künste Wien

Die „Ballonhalle“ wurde ursprünglich als Teil der militärischen Infrastruktur errichtet und erst vor einem Jahr von der BIG vom Bundesheer erworben. Das charakteristische Tonnendach soll erhalten und die derzeit mit einer eingezogenen Dämmung und Verkleidung verdeckte Holzfachwerk-Tragekonstruktion freigelegt werden. Ein frei stehender Einbau, eine „Box auf Stelzen“, soll die große Fläche und den 15 Meter hohen Luftraum mit einer neuen Etage für Seminarräume bestmöglich nutzen und gleichzeitig den Eindruck der Weitläufigkeit erhalten.

Richtung Tangente wird ein moderner Zubau errichtet. Dieser besteht aus einer eingeschoßigen Halle mit Sheddach (Sägezahndach) für die Werkstätten und Ateliers und einem fünfgeschoßigen, turmartigen „Kopfbau“ mit hinterlüfteter Metallfassade als Büro- und Laborgebäude. Um dem Denkmalschutz Rechnung zu tragen, ist der Neubau mit der Ballonhalle nur über eine Fuge verbunden, sodass der Eindruck entstehen soll, er „überschwebe“ den Altbestand.

Die Ballonhalle vor dem Umbau
APA/BIG/David Schreyer
So sieht die „Ballonhalle“ vor dem Umbau aus

Geothermie und Grünräume

„Insgesamt handelt es sich um einen sehr überzeugenden Entwurf, der städtebauliche, architektonische, funktionale und ökologische Kriterien synthetisch zusammenführt und dabei einen gelungenen Dialog zwischen Bestands- und Neubau inszeniert“, begründete die Wettbewerbsjury ihre Entscheidung für den Entwurf von Schenker Salvi Weber Architekten.

Wissenschaftsminister Martin Polaschek (ÖVP) nannte das Vorhaben in den Unterlagen „ein bedeutendes Bauprojekt, das nicht zuletzt unsere Position in Bildung, Wissenschaft und Forschung nachhaltig stärken und voranbringen wird“. Hans-Peter Weiss, CEO der BIG, betonte vor allem den Umstand, dass bei dem Umbau „die sehr hohen Nachhaltigkeitsstandards der BIG erfüllt und attraktive Grünräume geschaffen werden.“

Laut Projektleiter Clemens Novak wird für das Bauprojekt der „Nachhaltigkeitsstandard klimaaktiv Gold“ angestrebt. Unter anderem wird Geothermie genutzt und es kommen Materialien mit niedrigen Emissionswerten zum Einsatz, die auch nach einer etwaigen Demontage wiederverwendet werden könnten. Richard Schöberl, Leiter des Unternehmensbereichs Universitäten in der BIG, betonte zudem die Freiraumgestaltung mit einem Grünkorridor samt Baumallee Richtung Tangente.

TU baut auf Nachbargrundstück

Auf dem Nachbargrundstück wird die Technische Universität Wien später einen daran unmittelbar anschließenden Neubau errichten, sodass ein neuer, campusartiger Universitäts-Cluster die Kultur-Institutionen des Arsenal, wo zum Heeresgeschichtlichen Museum und den Probebühnen und Werkstätten der Bundestheater Anfang 2025 das neue Fotografiezentrum Foto Arsenal Wien und das Filmmuseum LAB dazukommen, ergänzen wird.

Johan F. Hartle, Rektor der Akademie der bildenden Künste Wien, freute sich beim Rundgang auf dem neuen Gelände nicht nur über die neuen, verbesserten Arbeitsbedingungen für das Personal und den neuen „städtebaulichen Akzent am Eingang zum Arsenal“, sondern auch über die Nachbarschaft zu zahlreichen Kulturinstitutionen. Mit einer Nachbarschaft ist er allerdings „nicht recht glücklich“. Direkt gegenüber dem neuen Gebäude steht derzeit markant ein roter Riesen-Sessel vor dem Eingang zu einem Möbelhaus. Aber bis zur Eröffnung gibt es ja noch Zeit, die für Gespräche genutzt werden könnte, um auch künstlerische Akzente in der Umgebung zu setzen.