Eine Frau macht mit ihrem Rad Pause unter einem Baum
ORF/Dominique Hammer
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Wirtschaft

Arbeitslose Frauen wollen eher in Teilzeit

Immer mehr arbeitslose Frauen wollen nur in Teilzeit in den Arbeitsmarkt zurückkehren. Diesen Trend merkt das Wiener AMS stark. Die Gründe dafür sind vielfältig, von Kinderbetreuungspflichten bis hin zum Wunsch nach mehr Freizeit.

Vor allem Frauen arbeiten in Wien Teilzeit, und immer mehr von ihnen wollen das beim Einstieg oder Wiedereinstieg auf den Arbeitsmarkt. Wollten 2020 noch 36 Prozent aller als arbeitslos vorgemerkten Frauen lieber Teilzeit arbeiten, sind es heuer bereits 43 Prozent.

„Wenn wir Frauen befragen, warum sie Teilzeit arbeiten wollen, dann haben sie im Endeffekt drei Gründe, das sind die Kinder, ältere Angehörige, die gepflegt werden müssen und das sind Jobs, die so anstrengend sind – psychisch und physisch –, dass nur eine Teilzeitarbeit möglich ist“, sagte Ökonomin Katharina Mader vom Momentum Institut. Zudem bekomme man in manchen Branchen kaum Vollzeitstellen, etwa im Handel.

AMS sieht „Trend zur Teilzeitarbeit“

Beim Wiener AMS sieht man auch andere Gründe: „Es gibt auch viele Personen, die Teilzeitwünsche haben, die keine Betreuungspflichten haben, weder gegenüber Kindern noch älteren Personen. Es ist ein Trend zur Teilzeitarbeit, weniger zu arbeiten und mehr Freizeit zu haben. Das ist individuell schön und ganz nett, wenn man es sich leisten kann, hat aber Konsequenzen für Sozialleistungen und Pensionen“, erklärte AMS-Wien-Landesgeschäftsführer Winfried Göschl.

Für den Wiener AMS Chef ist das also eine kurzsichtige Entscheidung. Den Trend merke man übrigens auch bei Männern, jedoch nicht so stark. „Teilzeitarbeit ist deshalb ein Problem, weil unsere Sicherungssysteme auf vierzig Jahre, vierzig Stunden oder mehr Normalarbeitszeit ausgerichtet sind. Das beginnt bei der Arbeitslosenversicherung und endet bei der Pensionsversicherung“, so Göschl. Es drohe Altersarmut.

Ökonomin fordert bessere Bedingungen

Das Angebot an Teilzeitstellen ist geringer, wenn auch steigend, sagt der AMS-Chef. „Weil sich die Unternehmen natürlich darauf einstellen und Jobsharing machen oder solche Dinge, aber es ist ein Problem für die individuellen Personen und natürlich für den Fachkräftebedarf, weil die qualifizierten Menschen natürlich fehlen, wenn sie Teilzeit arbeiten.“

Die Bedingungen für Teilzeit arbeitende Frauen könnten aber verbessert werden, sagte Ökonomin Mader. „Wir brauchen beides, wir brauchen ein Wissen darüber, welche Konsequenzen das haben kann, aber wir dürfen das nicht nur auf die individuellen Schultern auslagern und sagen: Dann trefft halt bessere Entscheidungen, liebe Frauen, wenn die Rahmenbedingungen einfach nicht passen.“ Schrauben, an denen man drehen könnte, gebe es viele, etwa eine gerechtere Aufteilung der Haushalts- und Betreuungsarbeit. Änderungen brauche es auch beim bestehenden Arbeitszeit- und Sozialsystem.