Studie zur politischen Beteiligung geflüchteter Menschen
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Politik

Politik-Interesse steigt mit Staatsbürgerschaft

Der Großteil der geflüchteten Menschen in Wien will die österreichische Staatsbürgerschaft. Eine Studie zeigt nun, dass mit der Staatsbürgerschaft auch das politische Interesse steigt.

Die Nichtregierungs-Organisation „Fremde werden Freunde“ hat zum ersten Mal das politische Interesse von geflüchteten Personen untersucht. „Es sind verschiedene Gründe, warum ich zum Beispiel die Staatsbürgerschaft möchte. Es ist zum einen natürlich, wenn ich will, dass ich auch mitbestimmen kann, wie ich in Österreich leben möchte“, meinte etwa der 26-jährige Syrer Majd Madani, der 2015 nach Wien gekommen ist, in „Wien heute“.

Studie zeigt Interesse an Staatsbürgerschaft und Teilhabe

Eine Studie der Organisation „Fremde werden Freunde“ zeigt nun, dass mit der Staatsbürgerschaft auch das politische Interesse steigt.

Für Studienautorin Kathrin Braun spielt die Perspektive auf die Staatsbürgerschaft „eine ganz zentrale Rolle, auch bei der politischen Beteiligung“. 436 Flüchtlinge, hauptsächlich Syrer und Afghanen, wurden befragt. Demnach wollen rund 70 Prozent der Befragten die österreichische Staatsbürgerschaft. Acht Prozent haben sie bereits beantragt oder erhalten, der Rest will sie nicht oder hat keine Angaben gemacht.

Politisches Interesse kann auch sinken

Bei Flüchtlingen, die die Staatsbürgerschaft nicht wollen, sinkt der Wert der politisch stark Interessierten laut Studie auf zwölf Prozent. „Menschen mit Fluchtgeschichte, die länger in Wien sind, werden der Wiener Bevölkerung ähnlicher“, meinte Studienautor Tobias Spöri. Gemeint sind damit die Vertrauenswerte in heimische Institutionen. Da kommen Flüchtlinge offenbar mit Vorschusslorbeeren nach Wien, mit der Zeit sinkt das Vertrauen auf das Niveau der Wienerinnen und Wiener.

Saya Ahmad, SPÖ-Bezirksvorsteherin am Alsergrund und die bis dato einzige Bezirksvorsteherin in Wien mit Fluchthintergrund, fordert eine Änderung des restriktiven Staatsbürgerschaftsgesetzes: „Das Wichtige an dieser Studie ist, dass sie hier etwas schwarz auf weiß festhält – dass der Zugang zur Staatsbürgerschaft sehr, sehr hürdenreich ist in Österreich, dass er dringend reformiert gehört.“