Seiner Fotoleidenschaft ging Horowitz, geboren am 1. Dezember 1950 in Wien, schon in Teenagerjahren nach. Die Liste der Promis, die er im Lauf der Jahrzehnte ablichten konnte, ist durchaus beeindruckend. Er fotografierte Arnold Schwarzenegger mit nacktem Oberkörper im Kaffeehaus, besuchte Kiki Kogelnik als 18-Jähriger in New York, erwischte Warhol bei dessen Wien-Besuch 1981 und Rolling-Stones-Frontman Jagger bei einem Konzert in Wien 1967.
Heimische Künstlerinnen und Künstler hielt er in teils ungewöhnlichen Settings fest. So konnte man Arnulf Rainer mit schwarz bemaltem Gesicht, Thomas Bernhard auf dem Fahrrad und Fatty George, Al Fats Edwards und Helmut Qualtinger als Heilige Drei Könige bestaunen. „Das Wichtigste damals und heute ist, dass man zu den Menschen, bevor man sie porträtiert, Vertrauen aufbaut“, sagte Horowitz 2020 anlässlich einer Ausstellung in der Albertina zu seinem fotografischen Lebenswerk: „Die Kamera war nicht nur eine Komplizin, sondern eine Freundin.“
Gründer der „freizeit“-Beilage des „Kurier“
Journalistisch schrieb sich Horowitz vor allem durch die Gründung der Wochenendbeilage „freizeit“ des „Kurier“ in die heimische Mediengeschichte ein. Dieser stand er auch ein Vierteljahrhundert, von 1989 bis 2014, als Chefredakteur vor. Später schrieb er in der „Presse am Sonntag“ mehrere Serien etwa über „Dichter & Denker“, große Künstlerinnen und Künstler Österreichs und „Wiener Originale“, die in gesammelter Form auch als Bücher erschienen.
TV-Hinweis
ORF2 ändert sein Programm und zeigt am Sonntag um 13.20 Uhr „In memoriam Michael Horowitz – Über Gott und die Welt“ sowie um 00.00 Uhr „Stöckl“ mit den Gästen Michael Horowitz und Mira Ungewitter, Fritz Egger, Ernst Hausleitner und Maria Bill.
Zahlreiche Biografien verfasst
Mit dem Bücherschreiben hatte Horowitz schon in den 80ern begonnen. Sein erstes Buch, eine Biografie über Heimito von Doderer – mit einem Gastbeitrag von Peter Handke – erschien 1983. Es folgten Biografien über Egon Erwin Kisch, Karl Kraus, Leonard Bernstein sowie persönliche Freunde wie H. C. Artmann, Otto Schenk und Helmut Qualtinger. Darüber hinaus erinnerte er sich in „Das Goldene Wien“ an seine Kindheit und Jugend und blickte in „Verdrängen – Vergessen – Verzeihen“ zurück in die dunkelste Zeit Österreichs.
Außerdem verfasste Horowitz immer wieder Drehbücher, etwa für Fernsehdokumentationen. Sein Drehbuch für den Film „Caracas“ wurde 1989 bei den Filmfestspielen in Cannes mit dem Prix de la Jeunesse prämiert. Als weitere Auszeichnungen wurde er u. a. mit dem Großen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik, dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien und dem Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse bedacht.
Der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) würdigte Horowitz am Freitag in einer Aussendung als „wichtige Persönlichkeit der Medienbranche“ und „Schmähbruder“. Er habe immer das Gespür für den richtigen Augenblick gehabt. Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) beschrieb ihn als „waschechten Wiener“ mit vielen Talenten: „Neben seiner prägenden Tätigkeit als Journalist und Verleger wird er auch als Fotograf mit scharfem Blick fürs Wesentliche in Erinnerung bleiben.“