Vollmond
APA/dpa/Boris Roessler
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Chronik

Pläne für günstige Mondsiedlung aus Wien

In einem kreisrunden Loch könnte man preisgünstig und gut geschützt die erste menschliche Siedlung auf dem Mond errichten, so der Wiener Astroingenieur Werner Grandl. Er präsentierte die Pläne bei der aktuellen Generalversammlung der European Geosciences Union in Wien.

Kosten würde solch eine in die Landschaft integrierte Unterkunft für Mondpioniere „nur“ 7,597 Milliarden Euro, wie Grandl am Donnerstagnachmittag Journalisten vorrechnete. Entdeckt hatte das lauschige Plätzchen ein japanisches Raumschiff (namens „SELENE“), das im Jahr 2009 den Mond umkreiste.

Das „Mare Tranquilitatis Hole“, auf Deutsch „Loch im Meer der Ruhe“, ist 107 Meter tief und hat einen Durchmesser von etwa 90 Metern. Man sei dort von Mikrometeoriten und kosmischer Strahlung recht gut geschützt, und die Temperaturen wären mit minus 20 bis plus 30 Grad Celsius passabel, sagte Grandl, der seine Pläne bei Space Renaissance International in Italien schmiedet. Auch Wasserressourcen könnte man dort eventuell vorfinden, hieß es.

Alte Lavaröhren könnten Zeit sparen

Zunächst sollte neben dem Loch eine Bauleitung von 32 Astronauten ihr Lager aufschlagen, so Grandl. Und zwar in Form eines Gebäudes aus zylindrischen Modulen, die mit kugeligen Knoten verbunden werden. Gegen die kosmische Strahlung würde er dieses Quartier mit Regolith bedecken lassen, also Gestein von der Oberfläche des Erdtrabanten.

Die 32 Baumeister sollten anschließend von Robotern und Maschinen am Grunde des Mondloches sternförmig fünf zylindrische Höhlen in die Seitenwände graben lassen. Möglicherweise gäbe es dort sogar alte Lavaröhren, die man verwenden könnte. Das würde Arbeitszeit sparen, so der Ingenieur. Die Wände gehörten mit Lavamaterial gesintert, also durch hohe Temperaturen mit einer glatten, festen Oberfläche versehen.

Fünf aufblasbare Häuser in fünf Zylindern

In den fünf Zylindern würden dann fünf aufblasbare Häuser für jeweils 50 Bewohner Platz finden. Sie hätten jeweils fünf Stockwerke aus Aluminiumleichtkonstruktionen. Den Aushub könnte man wiederum für ein Schutzschild gegen die kosmische Strahlung verwenden, um das Loch dagegen abzudichten. Bei den Eingängen wären freilich Luftschleusen vonnöten.

Der Kostenvoranschlag des Astroingenieurs sieht „bei der Annahme, dass die Preise für Weltraumtransporte in der nahen Zukunft sinken werden“, „nur“ 7,597 Milliarden Euro für das gesamte Projekt vor. Die Fertigstellung könnte gut in diesem Jahrhundert noch stattfinden, meint er. Verzögerungen erwartet er kaum durch technologische Schwierigkeiten, aber sehr wohl durch politische Diskussionen.