Stefan Bachmann auf einer Bühne
APA/Helmut Fohringer
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Kultur

Erster Spielplan des neuen Burgtheater-Chefs

Die Saison 2024/25 ist die erste mit Stefan Bachmann an der Spitze des Burgtheaters. In seinem ersten Spielplan finden sich 14 Premieren im Burgtheater, zehn im Akademietheater und vier im Vestibül. Zudem findet die „Burg“ wieder Eingang im Burgtheater.

Zwei Regisseurinnen eröffnen die Saison: Karin Henkel inszeniert „Hamlet“ am Burgtheater, die Schwedin Therese Willstedt Virginia Woolfs „Orlando“ am Akademietheater. Als Festwochen-Koproduktion bringt Milo Rau Elfriede Jelineks „Burgtheater“ an das titelgebende Haus.

Jelineks Stück, das anhand der Schauspielerdynastie Wessely/Hörbiger die österreichische Mitschuld am Nationalsozialismus thematisiert, wurde anlässlich seiner Uraufführung 1985 in Bonn skandalisiert. Ein einziges Mal gab seither die Autorin in Österreich eine Aufführungsgenehmigung: 2005 für die österreichische Erstaufführung durch das Grazer Theater im Bahnhof.

Nun habe der Schweizer Festwochenintendant „exklusiv“ die Rechte erhalten, hieß es zu diesem prognostizierbaren Höhepunkt der Saison 2024/25, in der mit der Dramatisierung des Romans „Holzfällen“ von Thomas Bernhard in einem Abend der Musicbanda Franui ein weiterer einstiger Kulturskandal aufgearbeitet wird.

Stefan Bachmann und Chefdramaturg Thomas Jonigk
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Die „Burg“ findet sich nun auch wieder im Sprachgebrauch des Burgtheaters

Drei Inszenierungen von Bachmann

Romandramatisierungen gibt es auch zu „Alles ist erleuchtet“ von Jonathan Safran Foer und „Die Vegetarierin“ von Han Kang. Die Salzburgerin Mareike Fallwickl, soeben mit ihrem Roman „Und alle so still“ erfolgreich, wirft in der Uraufführung „Elisabeth!“ laut Presseunterlagen „einen vielschichtigen und feministischen Blick auf diesen österreichischen Superstar“.

Fünf Produktionen des Schauspiels Köln, Bachmanns bisheriger Wirkungsstätte, werden übernommen – drei davon vom neuen Chef inszeniert, der zudem mit „Manhattan Project“ von Stefano Massini und „Die Wurzel aus Sein“ von Wajdi Mouawad zwei Akademietheater-Neuinszenierungen verantwortet. Umgekehrt bleiben mit „Der Menschenfeind“, „Geschlossene Gesellschaft“ und „Orpheus steigt herab“ drei Inszenierungen des derzeitigen Burgtheaterdirektors Martin Kusej im Repertoire.

30 weitere Produktionen der jetzigen Direktion werden ins Repertoire übernommen, „möglichst in den originalen Besetzungen, damit es ein smoother Übergang sein wird“, wie Bachmann sagte, der sich über die Aufnahme im Haus glücklich zeigte: „Wir wurden sehr offen und herzlich empfangen.“

„Burg“ kehrt ans Burgtheater zurück

Wer „Burg“ sagte, zahlte bei Kusej Strafe. Bei Bachmann heißt es nun „Burg“ – als Sammelbegriff für die Spielstätten Burgtheater, Akademietheater, Kasino (eine volle Saison wegen Sanierung geschlossen) und Vestibül sowie für „Ensemble, Communities, Konzerte, Workshops und das Publikum“, wie es im Spielzeitbuch heißt, „und zwar dem Missverständnis zum Trotz, dass eine Burg aus undurchdringlichen Mauern besteht“.

Stefan Bachmann sitzt im Burgtheater
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Bachmann leitet das Burgtheater ab Herbst

„Die BURG ist offen, spielerisch, widersprüchlich und ein Raum für Perspektivenwechsel. Die BURG hat Platz für Klassiker, Uraufführungen, Familienstücke, Österreichisches und Musikalisches“, heißt es. Unter dem Titel „JETZT!“ ist ein „Professionalisierungsprogramm für Menschen mit Behinderung“ angekündigt, eine Gesprächsreihe mit der Philosophin Lisz Hirn soll „auf die großen Fragen der Zeit eingehen“, eine mit der Osteuropa-Expertin Cathrin Kahlweit „die aktuelle Lage Osteuropas“ besprechen.

Reinsperger und Peters wieder im Ensemble

An für das Burgtheater neuen Regiekräften sind u. a. Ersan Mondtag (der derzeit den deutschen Biennale-Pavillon in Venedig bespielt), Mina Salehpour, Marie Schleef, Fritzi Wartenberg, Philipp Stölzl und Chefdramaturg Thomas Jonigk angekündigt.

Ins Ensemble kehren Stefanie Reinsperger, Caroline Peters und Max Simonischek sowie – als Gäste – Joachim Meyerhoff, Jens Harzer und Martin Wuttke zurück. Zehn Schauspielerinnen und Schauspieler wechseln aus Köln nach Wien. Die Wienerin Franziska Hackl und der Oberösterreicher Thiemo Strutzenberger kommen vom Residenztheater München ans Burgtheater.

Bachmann: „Es geht um Vielfalt“

„Es ist nicht so, dass wir uns ein Motto überlegt haben“, fasste Bachmann zusammen. „Wir wollen es spielerisch angehen. Es geht eigentlich um Vielfalt, um ganz unterschiedliche Angebote – als Antwort auf Strömungen, die auf Erstarrung abzielen und versuchen, das Bunte und Spielerische anzugreifen.“ In einer Demokratie gebe es Möglichkeiten für „undogmatische, spielerische Formen, politisch zu sein“, und glücklicherweise auch Räume dafür. „Es ist eine große Verantwortung, solche Räume zu nutzen.“