Umschlag einer nicht explodierten Briefbombe
BMI / Direktion für Spezialeinheiten, Foto: Robert Newald.
BMI / Direktion für Spezialeinheiten, Foto: Robert Newald.
Kultur

Ausstellung widmet sich Briefbombenterror

Das Wiener Volkskundemuseum widmet sich in einer neuen Ausstellung der Briefbombenserie, die in den Jahren 1993 bis 1996 Österreich erschüttert, vier Menschenleben gefordert und zahlreiche teils Schwerverletzte verursacht hat.

Die Ausstellung mit dem Titel „Man will uns ans Leben“ beleuchtet den gegen Minderheiten gerichteten rechtsextremen Terror. Zu besichtigen ist der Themenschwerpunkt bis zum 25. August. Die Ausstellung erinnere an den Schrecken des rechtsextremen Terrors und die Angst, die Österreichs Minderheiten vier Jahre lang begleitete, heißt es in einer Presseaussendung zu Sonderausstellung.

„Sie gedenkt der Opfer, lässt Betroffene zu Wort kommen und beleuchtet die Rolle des politisch-gesellschaftlichen Klimas der 1990er Jahre für die Gewalttaten.“ Die Schau umfasst auch Videointerviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sowie mit Expertinnen und Experten.

Fotostrecke mit 5 Bildern

Jörg Haider zu Besuch bei Bürgermeister Zilk im AKH
Matthias Cremer/Der Standard
Der damalige Wiener Bürgermeister Helmut Zilk war eines der bekanntesten Opfer
Die ORF-Minderheitenredaktion „Heimat Fremde Heimat“
Manfred Weihs
Auf die ORF-Minderheitenredaktion von „Heimat, Fremde Heimat“ wurde ebenfalls ein Anschlag verübt
Tatortreinigung Oberwart
Christian Fischer
In Oberwart starben bei einem Anschlag vier Roma
Trauerzug beim Begräbnis in Oberwart
Foto: unbekannt, Archiv Horst Horvath
Der Trauerzug beim Begräbnis in Oberwart
Beflaggung des Rathauses in Oberwart mit schwarzer Fahne durch Aktivist*innen der Zivilgesellschaft
Horst Wetzelshofer, Archiv Horst Horvath
Am Oberwarter Rathaus wurde von Aktivistinnen und Aktivisten eine schwarze Flagge gehisst

Anschläge richteten sich gegen Minderheiten

In den Jahren 1993 bis 1996 erhielten in ganz Österreich insgesamt 25 Personen und Organisationen Briefbomben, im gleichen Zeitraum detonierten in Kärnten und im Burgenland drei Spreng- bzw. Rohrbomben. Der Terror richtete sich ausschließlich gegen Angehörige von Minderheiten sowie deren Unterstützer.

Der folgenschwerste Anschlag fand im Februar 1995 im burgenländischen Oberwart statt: Die vier Roma Josef Simon, Peter Sarközi, Karl Horvath und Erwin Horvath wurden bei der Explosion einer Sprengfalle getötet, als sie die Tafel mit der Aufschrift „Roma zurück nach Indien“ entfernen wollten.

Erst im Herbst 1997 wurde der damals 48-jährige Franz Fuchs bei einer Verkehrskontrolle zufällig verhaftet. Beamte stoppten den Rechtsradikalen, dieser brachte bei seiner Verhaftung einen Sprengsatz zur Detonation, wodurch Fuchs einen Unterarm und beide Hände verlor. Auch die Gendarmen wurden verletzt, einer von ihnen schwer. Bei der Durchsuchung des Hauses, in dem der Techniker mit seiner Mutter lebte, fanden die Ermittler weitere Sprengsätze. Fuchs gilt bis heute als Einzeltäter.