Foodora-Lieferant auf Fahrrad
ORF/Christian Öser
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Wirtschaft

Wirte protestieren gegen Lieferdienste

Während der CoV-Pandemie waren Lieferdienste noch ein Segen für die Gastronomie, jetzt sind sie offenbar ein Fluch. Denn Wiener Wirte beklagen zu hohe Gebühren und restriktive Vertragsbedingungen.

Die Kritik richtet sich vor allem gegen die beiden Zusteller Foodora sowie Lieferando, wie die Tageszeitung „Der Standard“ (Mittwoch-Ausgabe) berichtete. Gastronomen sprechen von Erpressung. Auflagen der beiden Unternehmen trieben Betriebe in die Verlustzone, wird beklagt.

„Immense Gebühren“

Viele Wiener Gastronomen erzielen bereits mehr als die Hälfte des Geschäfts über Hauszustellungen. Eigene Onlineportale aufzubauen und Fahrer einzustellen, können sich nur wenige leisten. Gäste, die früher direkt beim Wirt bestellten, bedienten sich nun ausschließlich großer Portale, die den Betrieben jedoch „immense Gebühren“ abverlangten, wird ein Wiener Unternehmer zitiert.

Protestbrief an die Politik

Die Kommission betrage mittlerweile bis zu 35 Prozent, rechnete der Wirt dem „Standard“ vor. Zu Pandemiezeiten sei die Kommission noch bei vier Prozent gelegen. „Mit zehn Prozent können wir leben, alles jenseits der 18 Prozent ist nicht finanzierbar.“ Auch gebe es Aktivierungsgelder sowie Servicepauschalen. Wer den beiden Diensten keine Exklusivität garantiere, müsse außerdem mit höheren Zustellungskosten rechnen.

Der anonym bleibende Gastronom führt nun einen Protest an und erhält dabei Unterstützung von über 60 Wirten. In einem offenen Brief an die Regierung fordern sie Unterstützung der Politik. Die Betriebe überlegen sich auch, ihre Essenszustellung aus Protest temporär zu stoppen.

Wirte protestieren gegen Lieferdienste

Während der CoV-Pandemie waren Lieferdienste noch ein Segen für die Gastronomie, jetzt sind sie offenbar ein Fluch. Denn Wiener Wirte beklagen zu hohe Gebühren und restriktive Vertragsbedingungen.

Lieferdienste weisen Kritik als falsch zurück

Die beiden Plattformen Foodora und Lieferando wiesen die Kritik der Wirte in Wien als überzogen und unrichtig zurück. Auch würden die Provisionen kaum die eigenen Personalkosten decken. Foodora sprach gegenüber dem „Standard“ von maximal 30 Prozent Provision. Vereinbarungen über Exklusivität wies Foodora zurück. Es gebe auch keinen Zusammenhang mit der Höhe der Provision und der Darstellung auf der App.

Lieferando sprach gegenüber dem „Standard“ von einer durchschnittlichen Kommission von 13 Prozent pro Bestellung, zusätzliche 17 Prozent fielen nur an, wenn die gesamte Logistik an Lieferando ausgelagert werde. Zudem würden die Provisionen kaum die eigenen Personalkosten decken.

„Lieferando lässt Restaurants die freie Wahl ohne Exklusivbindung, erhebt weder eine Aktivierungsgebühr noch laufende Grundgebühren, schreibt seinen Restaurantpartnern keine Mindestumsätze vor und bietet Sackerl zum vergünstigten Selbstkostenpreis, wobei Gastronomen auch eigene oder neutrale nutzen können“, hieß es von Lieferando zur APA.

Wirtschaftskammer schwächt ab

In der Wiener Wirtschaftskammer ist die Angelegenheit unterdessen offenbar „kein großes Thema“, wie der Branchenobmann der Gastronomie, Peter Dobcak, am Donnerstag gegenüber ORF Wien sagte. Er kenne das Problem nur vereinzelt. Den offenen Brief kenne er nicht und er wisse auch nicht, welche Wirte sich beschweren. Dobcak vermutete, dass es sich eher um kleinere Betriebe ohne viel Gastraum handelt, die ihr Geschäft hauptsächlich auf Lieferdienste aufgebaut haben.

Unterstützung kam indes vonseiten der Hotellerie. „Volle Solidarität mit den Wirten, die milliardenschweren Zustelldienst-Konzernen ausgeliefert sind. Das muss ein Ende haben. Da braucht es eine Lösung“, schrieb Markus Gratzer, Generalsekretär der Österreichischen Hoteliervereinigung, in einer Aussendung.