Judith Pühringer  (links) und Peter Kraus applaudieren Alma Zadic (mit Blumenstrauß) nach der Wahl zur Spitzenkandidatin der Wiener Grünen bei der Nationalratswahl
APA/Max Slovencik
APA/Max Slovencik
politik

Grüne: Pühringer und Kraus bestätigt

Bei der 88. Landesversammlung der Wiener Grünen in der Messe Wien sind Judith Pühringer und Peter Kraus als Führungsduo bestätigt worden. Alma Zadic ist die Spitzenkandidatin der Wiener Grünen für die Nationalratswahl.

Judith Pühringer und Peter Kraus erhielten 76,8 Prozent der Stimmen. Die beiden sind 2021 erstmals zum Führungsduo der Wiener Grünen gekürt worden. Die Zustimmung für das Team, das gemeinsam kandidiert hatte, betrug damals 83,6 Prozent. Auch jetzt traten sie wieder gemeinsam an. 344 Delegierte haben sich am Samstag an der Wahl beteiligt, 258 stimmten für das Spitzenduo.

Wiener Grüne wählen Liste für NR-Wahl

Schwerverletzter nach Unfall mit Gasflasche | Wiener Grüne wählen Liste für NR-Wahl | Personal- und Platzmangel in Schulen | Bei Budgen: Vize-Chef der Pflichtschulgewerkschaft | „Phantom der Oper“ für Menschen mit besonderen Bedürfnissen | „Echt gut“: 200. Sendung

Beide freuten sich über eine „deutliche Zustimmung“, wie sie es formulierten. Gemeinsam habe man in den vergangenen drei Jahren immer fundierte Sachpolitik in den Mittelpunkt der Arbeit gestellt, hielten sie fest. Die heutige Landesversammlung gebe Zuversicht für die kommenden Aufgaben inklusive der Wien-Wahl 2025.

Peter Kraus und Judith Pühringer bei der 88. Landesversammlung der Grünen Wien
APA/Max Slovencik
Judith Pühringer und Peter Kraus wurden als Führungsduo der Wiener Grünen bestätigt

Klimafreundliche Zweierlinie als „Jahrhundertchance“

Wer Wien wirklich liebe, sei mutig und sorge sich um die Stadt. Die beiden orteten Handlungsbedarf etwa im Bereich Klimaschutz und Verkehr. Wien verdiene hier eine mutigere und ambitioniertere Politik. Eine Jahrhundertchance sei etwa die Zweierlinie, die nach Beendigung des U-Bahn-Baus klimafreundlich umgestaltet werden könne, erläuterten sie.

Was Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) zuletzt gesagt habe, habe sie stutzig gemacht, gestanden die beiden Parteiobleute in ihrer gemeinsamen Präsentation. Er habe gemeint, man brauche Klimaschutz, der die Menschen im Alltag nicht behellige. „Und das ist einfach falsch.“ Es brauche einen Klimaschutz, der den Alltag verändere, der mehr Möglichkeiten schaffe, von A nach B zu kommen.

Vizekanzler Werner Kogler und Justizministerin Alma Zadic applaudieren bei der Landesversammlung der Grünen Wien
APA/Max Slovencik
Justizministerin Alma Zadic ist Wiener Spitzenkandidatin der Grünen für die Nationalratswahl

Zadic: Grüne einziger „Zukunftsmotor“

Alma Zadic wurde mit 97,4 Prozent auf Platz eins der Wiener Landesliste für die Nationalratswahl gewählt. „Danke, das ist eine große Ehre, diese Wahl annehmen zu dürfen“, betonte sie. Zuvor hatte sie die Arbeit der Grünen in der Koalition gewürdigt. „In diesem Land und in dieser Bundesregierung gibt es nur einen Zukunftsmotor, und das sind die Grünen.“ Dies habe man in den vergangenen Jahren bewiesen. Sie wolle die Menschen dafür begeistern, eine glückliche Zukunft für sich und ihre Kinder zu wählen.

Sie habe die Vision von einer intakten Umwelt, von einem gerechten Miteinander in einer starken Gesellschaft, von einem Land, einer großartigen Stadt, wo jeder Mensch gleichermaßen respektiert wird, betonte Zadic. „Wir haben die Chance, ein Land gemeinsam zu gestalten. Ein Land, das von Vielfalt lebt.“ Dafür brauche es Mut und Entschlossenheit.

Die weiteren Plätze wurden im Lauf des Nachmittags blockweise abgestimmt. Auf den Plätzen unmittelbar hinter Zadić wurden dabei die Nationalratsabgeordneten Meri Disoski, Lukas Hammer und Markus Koza gereiht. Beim Block ab dem fünften Rang konnten zwei Kandidaten, die bis dato noch nicht im Parlament sitzen, arrivierte Abgeordnete übertrumpfen. Den fünften Rang wird die Währinger Bezirksrätin Naomi Sametinger bekleiden, gefolgt vom Wiener Landtagsabgeordneten Felix Stadler. Erst dahinter finden sich die Nationalratsmandatare Faika El Nagashi, Georg Bürstmayr und Eva Blimlinger.

Kogler: Situation in Europa ernst

Vizekanzler Werner Kogler hat bei seiner Rede die bevorstehenden EU-Wahlen thematisiert. Die Situation in Europa, so betonte er, sei aber durchaus ernst. Es stehe viel auf dem Spiel, etwa die liberale Demokratie, der Rechtsstaat und die Menschenrechte.

Von außen werde man vom russischen Präsidenten Wladimir Putin und seinem „Verbrecherregime“ bedrängt, von innen von „Putinkollaborateuren“, Rechten und Rechtsextremen. Kogler versicherte: „Diese Umtriebe werden wir weiter benennen. Es geht um nicht mehr oder weniger als um Demokratie versus Autokratie.“

Man brauche viel Kraft und Energie, um aus der Gasabhängigkeit rauszukommen, hielt er fest. Die Grünen würden für eine gerechtere Welt und auch für Klimaschutz kämpfen. Weiters sei es eine Mär, dass nur die Sozialdemokratie für die Rettung des Sozialstaates zuständig sei, sagte Kogler. Er sprach sich unter anderem für eine Millionärssteuer aus, die essenziell sei, wie er versicherte.

Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) bei einer Rede bei der  Landesversammlung der Grünen Wien
APA/Max Slovencik
Partei-Obmann Werner Kogler bei der Landesversammlung der Wiener Grünen sieht eine „ernste Situation“ in Europa

Schilling als „Überraschungsgast“

„Die Sozialdemokratie ist in Fragen des Natur-, Umwelt- und Klimaschutzes extrem verlässlich – auf der falschen Seite“, setzte er fort. Die CO2-Bepreisung werde nun in Frage gestellt. „Was ist das für ein Blödsinn.“ Klimaschutz könne es somit nur mit den Grünen geben, zeigte er sich überzeugt. Er verwies auf seine Teilnahme an der Besetzung der Hainburger Au und die jüngsten Proteste gegen den Lobautunnel in Wien.

Als „Überraschungsgast“ begrüßte er die grüne EU-Spitzenkandidatin Lena Schilling, die sich bei den Besetzungen in der Lobau engagiert hat. Für die Umwelt zu kämpfen sei auch Heimat, stellte er klar. Schilling versicherte in einer kurzen Rede, dass man weiter für die gemeinsamen Ziele kämpfen werde. Es sei für sie „extrem besonders“, heute nicht nur als Aktivistin bei der Landesversammlung zu sein, sondern auch als Spitzenkandidatin für die EU-Wahl. „Und wir werden gewinnen“, zeigte sie sich zuversichtlich.