Bildung

Kinder mit Sprachproblemen: Ungleiche Verteilung

Der Familiennachzug von Asylberechtigten sorgt wegen zusätzlicher Kinder für Druck in den Schulen. In den Wiener Bezirken sind Kinder mit Sprachproblemen ungleich verteilt, zeigt die Beantwortung einer Anfrage der Wiener ÖVP.

Die Zahlen der Statistik Austria bzw. der Stadtregierung beziehen sich auf das Jahr 2022 und dürften daher schon etwas überholt sein. Demnach weisen in fünf Bezirken mehr als die Hälfte der Erstklässler in Volksschulen einen außerordentlichen Status auf. Das bedeutet, dass sie aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse nicht in der Lage sind, dem Unterricht zu folgen.

Am höchsten ist dieser Anteil in Margareten (68 Prozent), gefolgt von Ottakring und Brigittenau (je 57 Prozent), Favoriten (54 Prozent) und Meidling (51 Prozent). Demgegenüber gibt es aber auch Bezirke, in denen vergleichsweise nur wenige Volksschüler einen außerordentlichen Status aufweisen. Dazu gehören etwa Mariahilf (elf Prozent), Wieden (14 Prozent), die Innere Stadt (15 Prozent), die Josefstadt (18 Prozent) und Hietzing (19 Prozent). Wienweit liegt der Anteil bei 36 Prozent.

Grafik zu außerordentlichen Schülern in Wien
Grafik: APA/ORF; Quelle: Statistik Austria

Kinder großteils bereits in Österreich geboren

Ebenfalls auffällig: Ein Großteil dieser Kinder hat bereits Integrationsmaßnahmen durchlaufen. Drei Viertel haben mindestens zwei Jahre einen Kindergarten hierzulande besucht, zwei Drittel sind bereits in Österreich geboren. Zuletzt kamen im Rahmen des Familiennachzugs pro Monat teils 350 Kinder neu in die Wiener Schulen – sie dürften praktisch alle kein oder kaum Deutsch sprechen.

Der Wiener ÖVP-Obmann Karl Mahrer forderte in einer Aussendung mehr Deutschförderung für Kindergärten und Pflichtschulen. „Anstatt wirksame Maßnahmen zu setzen, schieben SPÖ und NEOS nur die Verantwortung ab. Der Sozialmagnet Wien zieht unzählige Menschen nach Wien, gleichzeitig setzt die Stadtregierung auch keine Maßnahmen, um diese Menschen zu integrieren.“

Kinder mit Sprachproblemen: Ungleiche Verteilung

Der Familiennachzug von Asylberechtigten sorgt wegen zusätzlicher Kinder für Druck in den Schulen. In den Wiener Bezirken sind Kinder mit Sprachproblemen ungleich verteilt, zeigt die Beantwortung einer Anfrage der Wiener ÖVP.

Es brauche mehr Deutschförderkräfte, kleinere Gruppen und einen verpflichtenden Kindergarten ab drei Jahren für alle, die nicht ausreichend Deutsch können. Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp forderte per Aussendung SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig auf, die Sozialhilfe für Asylwerber und -werberinnnen sowie anerkannte Flüchtlinge sofort auszusetzen.

Stadt setzt auf „Deutschoffensive“

Der Wiener Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) sagte im „Wien heute“-Interview dazu: „Wir haben als Stadt eine große Deutschoffensive gestartet, mit Deutschförderprogrammen im Sommer, mit außerschulischen Initiativen, mit mehr Investitionen in den Kindergarten. Deutsch ist nicht optional, Deutsch ist in Wien Pflicht.“ Die Pandemie habe dazu geführt, dass weniger Kinder im Kindergarten waren, weil das verpflichtende Kindergartenjahr ausgesetzt wurde. Das zeige sich jetzt als Sprachdefizite, so der Bildungsstadtrat.

Expertin: Deutschförderung durch Kindergartenpersonal

Sprachwissenschafterin Verena Blaschitz von der Universität Wien sagte im „Wien heute“-Studio, dass ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr Sinn machen könne. Noch wichtiger sei jedoch, dass das gesamte Kindergartenpersonal gut für die Sprachförderung ausgebildet ist. „Das heißt, dass die Pädagoginnen zwar sehr gut ausgebildet sind, aber dass sie nicht die einzigen sein sollten, für die diese Aufgabe wichtig ist“.

Auch Assistentinnen und Assistenten sollten für die Deutschförderung zuständig sein, forderte Blaschitz. Dadurch würden auch einzelnes Personal, das nicht gut Deutsch spricht, ausgeglichen. Wichtig sei die Aufstockung der Sprachförderkräfte, die nicht nur Deutsch sollen, sondern auch andere Sprachen, die die Kinder mitbringen, fördern sollen, so Blaschitz.

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Lehrer warnen vor Überlastung

Die Lehrervertretung reagiert auf die weiter steigenden Zahlen an Kindern aus Kriegsgebieten unterdessen alarmiert. Angesichts bereits vorhandener Probleme an den Wiener Pflichtschulen könnte all das „auch ein Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt“, warnte Lehrergewerkschafter Thomas Bulant (FSG) am Wochenende in „Wien heute“.

Schon jetzt hätten viele Schüler Probleme mit der deutschen Sprache, immer mehr Kinder würden „sehr wenig an praktischer und an sozialer Intelligenz mit in die Schule bringen“. Dazu komme eine hohe Zahl chronisch kranker Kinder. Unterstützung durch Sozialarbeiterinnen, Sozialarbeiter, Psychologinnen und Psychologen fehle aber an den Schulen, die Lehrer müssten sich im Umgang mit kriegstraumatisierten und beeinträchtigten Kindern als „Kurpfuscher“ betätigen.

Auch der oberste Wiener Pflichtschullehrervertreter Thomas Krebs (FCG) hatte zuletzt eindringlich an die Politik appelliert, die Schulen endlich mehr bei ihren Herausforderungen zu unterstützen. Das System sei am Limit, es drohe der Kollaps, warnte er. Neben kurzfristigen Interventionen wie dem Aufstellen von Containern als zusätzlichen Klassenräumen brauche es einen Plan etwa für mehr Unterstützungspersonal und Sprachtrainer, so seine Forderung.