Hundert Tage lang erforschen internationale Expertinnen und Experten bei „Biofabrique Vienna“, was man mit städtischen Abfällen machen kann. Erstes Ergebnis ist ein Ziegel aus Materialen, die sonst im Mist gelandet wären. „Verwendet werden Lehm von U-Bahn-Stationen, die sie gerade bauen, und zum Beispiel Mehlreste aus der Bäckerei Ströck“, erklärte Studentin Lea Notsch von der Technischen Universität (TU) Wien.
Leinpflanzen in Ziegeln
Bei den Experimenten kommt es zu überraschend Nebeneffekten, erzählt Isabella Mündle. „Wir haben die Mehlreste gestampft und in die Masse integriert (…) und plötzlich haben kleine Pflänzchen gesprießt, weil noch Leinsamen und derartige Kerne drin waren.“ Für den Hausbau sind die Prototypen noch nicht geeignet.
Die Forschung der „Biofabrique“ soll zeigen, „dass wir es schaffen, mit diesen Produkten Geschäftsmodelle entwickeln können“, sagte der Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Wien, Gerhard Hirczi. Im September soll dann ein Teil der Festivalzentrale der Vienna Design Week mit diesen Ziegeln errichtet werden. „Auch dort werden wir noch sagen: Vielleicht ist das noch nicht heuer einsetzbar, vielleicht braucht es noch einige Jahre, aber wir sind am Weg und das ist das Wichtigste“, sagte Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ).
Ziegel aus U-Bahnschutt
Ziegel aus Abfällen einer Bäckerei und Bauschutt: Studierende der TU Wien haben dafür mehrere Prototypen entwickelt, im Rahmen der Klima-biennale.
Nicht gebrannt
Lehm von der U-Bahn-Baustelle wird in dem Projekt nicht gebrannt, sondern luftgetrocknet, erklärt Benjamin Kislich. „Ein ungebrannter Lehmstein hat 80 Prozent der Druckfestigkeit von einem gebrannten Ziegel, das ist für die meisten Anwendungen eigentlich ausreichend. Der große Vorteil: es ist um einiges energiesparsamer, wenn man den Lehmstein nicht brennen muss.“ Der Ziegel kann zudem später im Sinne der Kreislaufwirtschaft weiterverwendet werden. Aus dem Material lässt sich ein neuer Ziegel formen.