Buchhandlung von außen
Holbaum Verlagsbuchhandlung/Marlene Karpischek
Holbaum Verlagsbuchhandlung/Marlene Karpischek
Kultur

Holzbaum-Buchhandlung muss schließen

Die Wiener Holzbaum Verlagsbuchhandlung muss schließen. Auch zwei Crowdfundings konnten die finanziellen Schwierigkeiten nicht ausgleichen. Bis 21. Juni wird in dem Geschäft in Wien-Döbling nun der Buchbestand abverkauft.

Es sollte ein letzter Versuch sein, die Buchhandlung doch noch zu retten: Ein Crowdfunding-Aufruf im März, mit dem Ziel, 52.000 Euro zusammen zu bekommen. Mit dem Geld wollte man offene Rechnungen bezahlen. Doch der Versuch scheiterte. „Wir haben nur knapp 10.000 sammeln können“, erzählte der Inhaber der Buchhandlung, Clemens Ettenauer.

Bis zur Schließung am 21. Juni werden nun nur noch die vorhandenen Bücher abverkauft, man bietet etwa Überraschungspakete an. Neue Ware kann nicht mehr bestellt werden. „Das Ziel ist bis dahin, dass alles weg ist. Damit man dann auch nicht überlegen muss, was man mit den Büchern macht“, meinte Ettenauer.

Verkaufsraum der Holzbaum Verlagsbuchhandlung
Holzbaum Verlagsbuchhandlung/Ettenauer
Bis 21. Juni sollen noch möglichst viele der vorhandenen Bücher verkauft werden

Verlag schon als Lehrling gegründet

Er steht nun allein im Geschäft, die Öffnungszeiten wurden auf Montag bis Freitag verkürzt. Seine beiden geringfügigen Mitarbeiterinnen kündigte Ettenauer bereits mit Ende April. Denn: „Es war mir wichtig, dass sie jetzt ganz normal ihr Gehalt bekommen.“

Den Holzbaum Verlag gibt es seit 2010. Clemens Ettenauer gründete ihn schon während seiner Lehre als Verlagskaufmann – „eigentlich aus Spaß heraus“, erinnerte sich der heute 37-Jährige. Ursprünglich habe er nur ein einziges Buch herausbringen wollen, aber dann habe es gut funktioniert. 2012 fusionierte der Verlag mit der Galerie der Komischen Künste, und man betrieb im MuseumsQuartier die Galerie und eine kleine Buchhandlung, spezialisiert auf Humor. Bekannt ist etwa die verlagseigene Reihe „Unnützes WienWissen“.

Viel Geld verloren bei Medienlogistik-Pleite

So gut es zu Beginn lief, so schwierig waren die letzten Jahre. Da war zum einen ein teurer Umzug in die Döblinger Hauptstraße im Vorjahr. Dieser war notwendig geworden, weil das MuseumsQuartier den Mietvertrag gekündigt hatte. Der Standortwechsel brachte auch ein neues Konzept – hin zu einer allgemeinen Buchhandlung inklusive Verlag.

Dazu kam dann die Pleite der Medienlogistik, die den Buchhandel mit Büchern aus dem Verlag beliefert hatte. Dadurch habe man sehr viel Geld verloren, sagte Ettenauer: „Vor allem für das gesamte Weihnachtsgeschäft 2022 haben wir kein Geld für die Verkäufe bekommen, was ein riesengroßes Problem war.“ Die gestiegenen Papier- und Energiekosten waren dann nur mehr die Spitze des Eisberges: „Das alles in Summe war einfach sehr viel Belastung.“

Erstes Crowdfunding erfolgreich

Im Vorjahr versuchte man es zunächst mit einem ersten kleineren Crowdfunding – mehr dazu in Holzbaum-Buchhandlung bittet um Hilfe. Das war auch recht erfolgreich. Rund 15.000 Euro kamen damals zusammen, 18.000 waren das Ziel. „Das war aber nur das Geld, damit wir bis Weihnachten durchhalten können“, so Ettenauer. „Dann war die Hoffnung auf ein sehr gutes Weihnachtsgeschäft.“ Dieses lief aber bei weitem nicht so gut wie erhofft. Als Grund nannte Ettenauer die sinkende Kaufkraft durch die Teuerung.

Verlag könnte bestehen bleiben

Wie geht es nach dem 21. Juni nun weiter? „Den Verlag wird es vermutlich weiter geben.“ Eine Entscheidung falle in den nächsten Wochen: „Aber wir werden keinen Standort mehr eröffnen, keine Buchhandlung und auch keine Galerie“, sagte Ettenauer.

Und was passiert mit dem Geschäftslokal in der Döblinger Hauptstraße? Die Vermieterin wolle unbedingt wieder eine Buchhandlung am Standort haben, und es gebe auch schon einen Interessenten. Clemens Ettenauer selbst richtet den Blick in die Zukunft, nach rund 15 Jahren in der Buchbranche: „Ich freue mich auch darauf, etwas anderes zu machen.“