Das ehemalige  Schulgebäude am Kinkplatz in Penzing
WSE Wiener Standortentwicklung
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Chronik

Stadt vergibt Baurecht für „Geisterschule“

Seit sieben Jahren steht die ehemalige Informatikmittelschule am Kinkplatz in Penzing leer. Mittlerweile wurde das architektonisch besondere Gebäude unter Denkmalschutz gestellt. Seit vergangener Woche sucht die Stadt nach einem neuen Nutzer und hat ein Konzeptverfahren gestartet.

Die Schule wurde von Architekt Helmut Richter entworfen, mit viel Glas und Stahl und einer Optik, die an Libellenflügel erinnert. Das Gebäude musste wegen diverser Baumängel jahrelang immer wieder saniert werden. 2019 entschloss sich die Stadt dann, den Bau wegen der hohen Sanierungskosten nicht mehr als Schule zu nutzen.

Nachdem das Gebäude jahrelang leer gestanden ist, sucht die Stadt jetzt einen neuen Nutzer. Dazu vergibt sie ein Baurecht für die rund ein Hektar große Liegenschaft für 99 Jahre. Die Stadt bleibt damit Eigentümer. Die Wiener Standortentwicklungs Gmbh (WSE) führt im Auftrag der Stadt nun ein Konzeptverfahren für die Vergabe des Baurechts durch. Zuschlagskriterium ist bei einem solchen Verfahren im Unterschied zu einem herkömmlichen Bieterverfahren nicht allein der angebotene Preis, sondern vorrangig die Qualität der vorgeschlagenen Projekte.

Gesucht wird Nutzung mit „Mehrwert für Öffentlichkeit“

„Hier wurde definiert in der Ausschreibung, dass Nutzungen, die Mehrwert für die Öffentlichkeit haben, insbesondere gesucht werden. Und das sind zum Beispiel kulturelle Nutzungen, Erwachsenenbildung, Sonderformen im Bereich des Wohnens und der Betreuung, Sport, geförderter Wohnbau zum Beispiel auch“, sagte Herwig Kroat von der für die Vergabe zuständigen Stadtbaudirektion gegenüber Radio Wien.

Kümmern müsste sich ein neuer Nutzer aber um diverse Baumängel, die die Schule unbenutzbar gemacht haben. Mit hohen Temperaturen im Sommer, schlechter Akustik und regelmäßigen Wassereintritten galt es in der Vergangenheit immer wieder umzugehen. Eine Untersuchung hatte 2019 gezeigt, dass die Generalsanierung mehr als 55 Millionen Euro kosten würde.

Probleme mit Denkmalschutz „vorprogrammiert“

Neben hohen Kosten könnte auch der 2023 verhängte Denkmalschutz die Suche nach einem Interessenten erschweren. Denn das Denkmalamt habe „bei allen Veränderungen bis zum Detail Eins-zu-eins-Mitspracherecht. Das ist vorprogrammiert, dass es hier zu Schwierigkeiten kommen wird“, sagte Architekt Johannes Zeininger von „Bauten in Not“.

Dabei handelt es sich um eine Gruppe, die sich schon seit Jahren für die Erhaltung des Gebäudes einsetzt. Zeininger hofft auf Nutzungen, „die im Bildungsbereich im weitesten Sinne Verwendung finden“. So könne etwa eine Volkshochschule in das Gebäude einziehen, schlägt er vor.

Ergebnis im Oktober erwartet

Interessenten können über den Sommer ihre Angebote einreichen. „Die Angebotsabgabe hat bis spätestens 4. September zu Mittag zu erfolgen“, heißt es von der WSE. Eine Jury soll dann entscheiden, wer das Baurecht bekommt und wie es mit dem Gebäude weitergeht. „Im Oktober soll es für das Konzeptverfahren ein Ergebnis geben“, sagte Kroat. „Wir sind überzeugt, ein Betreiberkonsortium, das dieses Gebäude in weiterer Zukunft betreiben will“, zu finden.