Junge Person sitzt am Wasser und schaut auf Handy, dahinter Skyline
APA/Georg Hochmuth
APA/Georg Hochmuth
Soziales

Psychosoziale Dienste: Neue Maßnahmen für Junge

Die Stadt weitet das Angebot für Kinder und Jugendliche mit psychischen Problemen aus. Ab Juli soll eine neue Hotline angeboten werden. Geplant sind auch Online-Chat-Beratung sowie Videotelefonie. Zudem soll mit Influencerinnen und Influencern zusammengearbeitet werden.

Seit 2020 ist der Unterstützungsbedarf wegen psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen in Wien gestiegen, wobei auch schon davor nicht flächendeckend behandelt wurde, erklärte Ewald Lochner, Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien. Die Folgen der Corona-Pandemie sowie die finanzielle Situation der Eltern im Rahmen der Teuerung belaste die Psyche der Jugendlichen. Zwar werde im Rahmen der aktuellen Krisen mehr über psychische Gesundheit gesprochen, aber schwere Erkrankungen, unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten und soziale Dimensionen seien nicht sichtbar genug.

„Gerade über jene Erkrankungen, die bei Betroffenen und in der Gesellschaft massive Probleme verursachen, wie etwa Schizophrenie, Suchterkrankungen oder auch schwere soziale Problematiken, wird noch zu wenig oder eben sehr stigmatisierend gesprochen“, erklärte Lochner. Ähnlich tendiere man eher dazu, über Psychotherapie zu sprechen, als über psychiatrische Behandlungen, die oft mit Medikamentengabe zusammenhängen.

Zusammenarbeit mit Influencern

Einen entscheidenden Schritt zur Entstigmatisierung stellt für Lochner die Zusammenarbeit mit Influencerinnen und Influencern dar: „Da geht es um das Vermeiden von Ferndiagnosen, Laienpsychologie, Stigmatisierung und den Umgang mit Erfahrungsexpertinnen und Experten, also Menschen die von psychischen Problemen betroffen sind oder waren“, so Lochner. Bei einer Veranstaltung sollen diejenigen, die Content produzieren, für die Verantwortung beim Sprechen über psychische Erkrankungen sensibilisiert werden. Für den Umgang mit kritischen Direktnachrichten und Hilfsansuchen wird außerdem eine „Toolbox“ zur Verfügung gestellt.

Im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie wird mit der digitalen Anwendung (diGa) zusammen mit der Medizinischen Universität Wien ein Pilotprojekt gestartet, das sowohl bei Behandlung und Betreuung unterstützen als auch als Selbsthilfe-Tool fungieren soll. So können Betroffenen etwa kontinuierlich Kontakt aufnehmen, auch zwischen Behandlungsterminen. Dadurch will man Rückfälle früh erkennen und im Optimalfall verhindern. Außerdem gehe es auch um das Vermeiden der Chronifizierung von Erkrankungen.

Weiters stellt diGa Selbsthilfe-Tools wie etwa das Führen eines Tagebuchs zur Verfügung. Damit können auch die behandelnden Personen einen besseren Überblick über den Gesundheitszustand der Betroffenen gewinnen. Zuletzt gebe es eine Erinnerungsfunktion im Bereich der Medikamenteneinnahme. „Es handelt sich um ein längeres Projekt, das als Medizinprodukt ISO-zertifiziert ist – nach dem Pilotprojekt und der Evaluation durch die MedUni Wien sehen wir, in welchen Bereichen diGa in Zukunft konkret eingesetzt wird“, so Lochner. Man möchte durch das digitale Format auch jene Betroffenen erreichen, die noch nicht im Behandlungssystem sind.

Chat-Beratung und Video-Telefonie

Ab dem 1. Juli bietet das PSD-Wien mit dem „First-Level-Support“ für Kinder und Jugendliche zudem eine zusätzliche Hotline an. Die professionellen Ansprechpartner werden junge Menschen und ihre Bezugspersonen beraten und an adäquate Versorgungsmöglichkeiten in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, psychosozialen Angeboten und Psychotherapie weiterleiten. Geplant sind auch Online-Chat-Beratung sowie Videotelefonie.

Außerdem wird 2024 zum siebenten Mal der Stephan-Rudas-Preis für fundierte Berichterstattung über psychische Erkrankungen vergeben, bei dem Medienschaffende ausgezeichnet werden, denen es gelingt, entstigmatisierend über psychische Erkrankungen zu berichten.