Palmenhaus
G. Langegger
G. Langegger
„9 Plätze – 9 Schätze“

Palmenhaus Schönbrunn

Mit seiner Länge von 111 Metern, der Breite von 28 Metern und einer Höhe von 25 Metern ist das Palmenhaus das größte Glashaus seiner Art auf dem europäischen Kontinent – errichtet im Auftrag von Kaiser Franz Joseph I. mitten im Schönbrunner Schlosspark. Es beherbergt rund 5.500 besondere Pflanzen, darunter viele Raritäten, wie die 300 Jahre alte Sagopalme.

Das Palmenhaus besticht schon von außen durch seine besondere Architektur. Bei der imposanten Eisenkonstruktion, die dem Späthistorismus verpflichtet ist, verleihen die konvexen und konkaven Linien des Mittel- und der Seitenpavillons eine gewisse Leichtigkeit, trotz der enormen Größe. Dazwischen sind Glasflächen eingesetzt. Und der Inhalt ist mindestens genauso interessant wie die Geschichte des Hauses.

Sendungshinweis

„Wien heute“ am 26. September 2023 um 19.00 Uhr, ORF 2

Kaiser wollte Palast für tropische Pflanzen

Fast alle Kaiser aus der Familie der Habsburger und auch die Erzherzöge waren pflanzenbegeistert. Durch Geschenke, Ankäufe und Reisen wuchs die botanische Sammlung an. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts beauftragte das Kaiserhaus immer wieder mehrjährige Forschungsexpeditionen auf den amerikanischen Kontinent, nach Afrika und Asien, um lebende Pflanzen für Schönbrunn zu sammeln. Ein Teil dieser Sammlung ist im Palmenhaus zu sehen.

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Im Palmenhaus
G. Langegger
im Palmenhaus
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Palmenhaus
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Palmenhaus
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Palmenhaus
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Palmenhaus
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Palmenhaus und Garten Schönbrunn
G. Langegger
Palmenhaus
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Palmenhaus
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Im Palmenhaus
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Palmenhaus
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Im Jahr 1880 gab Kaiser Franz Joseph I. den Auftrag, das Palmenhaus errichten zu lassen. An vielen anderen Orten in Europa waren schon Palmenhäuser entstanden. In Wien gab es zahlreiche kleinere Glashäuser zur Überwinterung und Kultivierung der Pflanzen aus den kaiserlichen botanischen Sammlungen. Der Kaiser wünschte sich nun einen Palast für die tropischen Pflanzen.

Die Wienerinnen und Wiener beobachteten den Baufortschritt interessiert. Fachzeitungen wie etwa die „Wiener Illustrierte Gartenzeitung“ oder auch die Zeitung „Die Hausfrau“ berichteten über den Bau. Am 17. Juni 1882 war es dann so weit: Das Palmenhaus wurde eröffnet. Mit einer Gesamtfläche von 2.500 Quadratmetern war es zu diesem Zeitpunkt das größte Glashaus der Welt.

Bombenangriff im 2. Weltkrieg

Zur Eröffnung war Kaiser Franz Joseph anwesend. Hofarchitekt Franz Segenschmid, Obersthofmeister Fürst zu Hohenlohe, Verwaltungsbeamte und Hofgarteninspektor Adolf Vetter führten den Kaiser durch das noch leere Gebäude. Wenige Tage danach bestimmte der Kaiser per Dekret, die am Bau Beteiligten zu ehren, etwa mit einem Ingenieurstitel. Den Firmen und Handwerkern wurde der „Ausdruck der kaiserlichen Zufriedenheit“ bekannt gegeben.

Kurz darauf wurden die Pflanzenbestände aus den alten Glashäusern ins Palmenhaus übersiedelt. Die Einteilung der Klima- und Vegetationszonen von damals ist aber bis heute erhalten. Im zweiten Weltkrieg schlugen mehrere Bomben in der Nähe des Palmenhauses ein. Die Druckwellen zerstörten die Fensterscheiben, und nur ein Teil der Pflanzen konnte gerettet werden. Weil nach dem Krieg Material Mangelware war – auch mussten für die Wiederherstellung 12.000 m² Glasscheiben beschafft werden –, konnte das Palmenhaus erst 1953 wieder eröffnet werden. Im Laufe der Zeit wurde das Haus drei Mal groß saniert.

Palmenhaus mit Palme im Garten
G. Langegger

Vom Schraubenbaum bis Drachenbaum

Das Palmenhaus besteht aus drei Pavillons: dem Warmhaus oder Tropenhaus, dem temperierten Haus oder Mittelpavillon und dem Kalthaus. Diese sind durch tunnelartige Gänge miteinander verbunden. In ihnen leben etwa 5.500 besondere Exemplare der historischen Pflanzensammlung. Im südlichen Warmhaus beträgt die Mindesttemperatur 18 °C, die Luftfeuchtigkeit liegt bei 90 Prozent. Im temperierten Haus ist es mindestens 12 °C warm, im Kalthaus im Norden 6 °C.

Wie ist es zu erreichen

Das Palmenhaus Schönbrunn befindet sich im Schlosspark Schönbrunn im 13. Bezirk und ist über das Hietzinger Tor erreichbar – via U-Bahnlinie U4 oder den Bussen der Linie 10A, 58A, 8A und der Straßenbahnlinie 60.

Die jeweiligen Temperaturen werden mittels Dampfwasserheizung erzielt. Dadurch können Pflanzenraritäten aus allen Erdteilen gezeigt werden. Und diese Raritäten haben es in sich: etwa der Schraubenbaum aus Südafrika, oder die Sagopalme, deren ursprüngliche Heimat Südindien und Sri Lanka ist. Sie ist mit über 300 Jahren eine der ältesten Palmen im Palmenhaus. Ende des 18. Jahrhunderts kam sie nach Schönbrunn – erst in die alten Warmhäuser, bis sie dann schließlich im neu errichteten Palmenhaus aufgestellt worden ist.

Im Mittelpavillon leben etwa der hundert Jahre alte australische Flaschenbaum oder der ebenso alte Kanarische Drachenbaum. Im Kalthaus ist die Bitterorange zu finden. Solche Orangen wurden von den Habsburgern seit Mitte des 16. Jahrhunderts am Hof kultiviert. Die ursprünglich aus China stammenden Pflanzen wurden in der Hofküche und in der Hofapotheke verarbeitet. Die ältesten sind heute über 180 Jahre alt. Ein Ausflug in kaiserliche und pflanzliche Geschichte, mit Raritäten, die es so sonst nirgendwo gibt, zahlt sich in jedem Fall aus.