Weingärten am Cobenzl
G. Langegger
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„9 Plätze – 9 Schätze“

Cobenzl

Der Cobenzl, auch Reisenberg genannt, gehört zu den Wiener Hausbergen und ist geomorphologisch Teil des Wienerwaldes. Es handelt sich um einen Berg mit der Seehöhe von 382 Metern am äußersten Ende der Ostalpen, mit Weingärten und Schmetterlingspfad – und mit so manch anderen Besonderheiten.

Im Vergleich zu anderen Bergen ist der Cobenzl eher ein Hügel. Aber: Er hat doch einiges Interessantes zu bieten. Der Wiener Hausberg im 19. Wiener Gemeindebezirk Döbling gehörte einst dem Jesuiten-Orden. Als der Orden 1773 aufgehoben wurde, ging der Berg um 1.200 Gulden an Johann Philipp Graf Cobenzl. Der Graf ließ sein Landhaus zu einem schlossartigen Gebäude umgestalten – mit Parkanlagen, einer Grotte, Tempeln und Pavillons, in denen der Wiener Hof viele rauschende Feste feierte. Den Naturgarten verband er mit moderner Landwirtschaft und Meierei.

Mozart: „Prächtig und sehr angenehm“

Auch viele Künstler waren bei Graf Cobenzl zu Gast. Allen voran Komponist Wolfgang Amadeus Mozart. In einem Meiereihäuschen hat er unter anderem einige Zeit mit der Arbeit an der Oper „Die Zauberflöte“ verbracht. Die Grotte im Park begeisterte ihn und inspirierte ihn offenbar dazu. Die Grotte verkörperte die Philosophie der Freimaurer, der Mozart angehörte. Auch Cobenzl soll dem Geheimbund angehört haben.

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Weingärten am Cobenzl
G. Langegger
Wiese und Büsche am Cobenzl
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am Cobenzl
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Cobenzl
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Cobenzl
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Cobenzl
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Cobenzl
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Ziegen am Cobenzl
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Blumen am Cobenzl
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1781 schrieb Mozart an seinen Vater Leopold: „Ich war schon einmal über Nacht hier und jetzt bleibe ich etliche Tage. Die Gegend, der Wald, worin eine Grotte gebaut, als wenn sie von Natur wäre, das ist prächtig und sehr angenehm.“ Der Schriftsteller Alois Blumauer verewigte den Garten poetisch. “Hier dient die Kunst gleich einem Knechte / und lässet der Natur die Rechte“.

Hochblüte in den 1930er Jahren

Nach Cobenzls Tod kam der Besitz samt Schloss immer wieder in neue Hände. Ende des 19. Jahrhunderts ließ die Allgemeine Holländisch-österreichische Baugesellschaft das Schloss in ein Hotelrestaurant umgestalten. Als die Stadt Wien das Areal 1907 erwarb, standen Ackerbau und Rinderhaltung im Vordergrund, um die Bevölkerung mit Getreide und Milch zu versorgen. Im Laufe der Jahre stellte der Betrieb auf Weinbau um.

In den 1930er Jahren erlebte der Cobenzl eine Hochblüte als Ausflugsziel und Naherholungsgebiet der Wienerinnen und Wiener. Durch den Bau der Höhenstraße konnten bereits Linienbusse auf den Berg fahren. Anfang der 1950er Jahre wurde das Rondell-Café erbaut. Das vor kurzem an gleicher Stelle neu erbaute Café-Restaurant ist dem damaligen optisch nachempfunden und bietet eine unvergleichliche Sicht auf Wien. Das einstige Schloss Cobenzl wurde 1966 abgerissen.

Einziges Weinbaugebiet in einer Metropole

Das Weingut Cobenzl bewirtschaftet heute rund 60 Hektar Weingärten in Grinzing, am Nussberg und am Bisamberg. Es ist das einzige Weinbaugebiet der Welt, das ganz innerhalb der Grenzen einer Metropole liegt. Befindet man sich zwischen den und rund um die Reben, kann man kaum glauben, dass man sich eigentlich in einer Großstadt befindet. Die Luft ist rein, überall Grün, und der Duft der Natur umweht einen.

Direkt gegenüber vom Weingut lockt heute ein Erlebnisbauernhof inklusive Streichelzoo Gäste an, mit etwa hundert Tieren, von Schafen bis Kaninchen. Füttern und Streicheln der Tiere ist erlaubt. Kinder können dabei das Leben und die Arbeit auf einem Bauernhof spielerisch kennenlernen und auch viel Wissenswertes über biologische Landwirtschaft und artgerechte Tierhaltung erfahren.

Schweine suhlen sich am Boden am Cobenzl
G. Langegger

Wenn man von dort noch ein Stück weiter Richtung Waldrand geht, kommt man zu einem kleinen Spielplatz auf einer großen Wiese, dem Cobenzl Waldspielplatz auf dem Gipfel des Cobenzlhügels – mit Schaukeln, Rutschen, Kletteranlage, Sandkasten und Wiesenballplatz. Auch ein perfekter Ort für ein Picknick im Grünen.

Vom Segelfalter bis Admiral

Erreichbarkeit

Der Cobenzl befindet sich im 19. Bezirk und ist mit dem Auto über die Höhenstraße erreichbar (gebührenfreier Parkplatz) oder öffentlich ab Bahnhof Heiligenstadt (U4) per Buslinie 38 A (Haltestelle Cobenzl Parkplatz). Die Buslinie 43A fährt von Neuwaldegg bis zur Haltestelle Cobenzl Parkplatz.

Etwas weiter talwärts wird es bunt: mit etwas Glück kann man dort bekannte und seltene Falter hautnah erleben – auf dem Schmetterlingspfad, der direkt zur Schmetterlingswiese und dann bis zur Bellevue-Höhe führt. Von der forstwirtschaftlichen Abteilung der Stadt angelegt und mit Wildkräutern bepflanzt lockt die Wiese allerlei Schmetterlinge an, vom Segelfalter bis zum Admiral. Mehrere Stationen informieren über heimische Schmetterlingsarten und ihre Futterpflanzen. Informationstafeln zeigen Bilder der Schmetterlinge und liefern Hintergrundwissen vom Ei über die Raupe bis zum erwachsenen Falter. Auch hier wird man mit einem wundervollen Blick über Wien belohnt.

Der Cobenzl, ein Wiener Hausberg, der nicht durch seine Höhe besticht, aber viel Weitsicht bietet. Und so manch versteckten Fleck, der es wert ist, entdeckt zu werden.