Die Uferanlage kam bei Arbeiten für eine Tiefgarage zum Vorschein – in einem längst verlandeten bzw. später regulierten Gebiet, in dem schon lange kein Fluss mehr fließt. Der letzte Rest der verzweigten Wasserläufe, der Donaukanal, ist einige Gehminuten entfernt. Früher war das Areal im Bereich der Vorstadtsiedlung im „Oberen Werd“, die wohl bis ins 16. Jahrhundert bestand, hingegen stets hochwassergefährdet.
Donauarm verlief anders als gedacht
Die ausgegrabenen, mehrteiligen Einbauten sollten hier Abhilfe schaffen. Von der Stadtarchäologie wird das Auftauchen durchaus als kleine Sensation gewertet, wie am Dienstag betont wurde. Die Holzbalken und die Steine zeigen noch gut die Struktur der Befestigung, obwohl auf dem Grund später die Neutorbastion, also ein Teil der Stadtmauer, errichtet wurde.
Außerdem kann die Lage des Gewässers nun genauer verortet werden. „Dieser einzigartige Fund gibt Hinweise darauf, dass der Altarm der Donau anders verlief als bisher angenommen. Ein großer Erfolg der Stadtarchäologie, der dazu beiträgt, älteren Versionen der Stadt ein feineres, authentischeres und korrekteres Gesicht zu verleihen“, erläuterte Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ).
Archäologischer Sensationsfund in der Innenstadt
Beim Bau einer Tiefgarage in der Werdertorgasse haben Archäologen eine spätmittelalterliche Uferbefestigung entdeckt und Funde wie Besteck oder alte Traubenkerne ausgegraben.
40 Bananenschachteln mit Fundstücken
Dass der Uferstreifen offenbar auch als eine Art Mülldeponie diente, ist aus archäologischer Sicht ein Glücksfall. Von diesem zeugen zahlreiche Funde, die inzwischen bereits 40 Bananenschachteln füllen, wie die archäologische Projektleiterin Ingrid Mader berichtete. Ausgegraben wurde etwa ein noch relativ scharfes Eisenmesser sowie eine Schere und weitere Werkzeuge, die bei der dort anscheinend weitverbreiteten Lederproduktion zum Einsatz gekommen sein dürften.
Auch Lederwaren selbst bzw. deren Reste sind in großer Zahl zu finden. Als Highlight gilt hier ein relativ gut erhaltener Schuh. Weiters sind Holzlöffel, unzählige Tierknochen und sogar ein Armbrustbolzen entdeckt worden. Teile der Ausgrabungsstätte sind zudem mit Weintraubenkernen regelrecht übersät. Das deutet darin, dass Maische einst dort entsorgt wurde.
Garage wird an Fundort errichtet
Die städtischen Archäologen widmen sich derzeit intensiv der Fundstätte. Die mittelalterliche Uferpromenade dauerhaft zu zeigen, wird aber nicht möglich sein, da darüber die Garage bzw. ein Wohnhaus errichtet wird. Die Bauherren haben jedoch angekündigt, im Foyer einige der Fundstücke auszustellen.