Heeresgeschichtliches Museum
APA / Herbert Neubauer
APA / Herbert Neubauer
Chronik

„Braune Flecken“ in HGM? Prüfung ausgeweitet

Nach der Kritik an „rechtsextremen Büchern“ und Modellen von Wehrmachtspanzern im Shop des Heeresgeschichtlichen Museums (HGM) hat das Verteidigungsministerium eine Untersuchung angekündigt. Jetzt soll sogar das ganze Museum überprüft werden.

Die Sektion I im Ministerium hatte zunächst unter dem damaligen Verteidigungsminister Thomas Starlinger im September eine externe Kommission zur Prüfung des Museumsshops eingesetzt. Dann wurde im November eine weitere externe Kommission zur Prüfung des Ausstellungssaals, der die Zeit zwischen 1918 und 1945 zeigt, beauftragt. Geleitet wird sie vom Präsidenten des Museumsbundes Österreich, Wolfgang Muchitsch.

Im Dezember hat Starlinger dann „die Untersuchung auf das gesamte Museum samt Außenstellen ausgeweitet“, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Michael Bauer, gegenüber Radio Wien. Durchgeführt werden soll sie ebenfalls von der Kommission unter der Leitung von Muchitsch. Die Untersuchung des Museumsshops und des Saales „Republik und Diktatur – Österreich 1918 bis 1945“ laufen laut Bauer noch, die Prüfung des gesamten Museums habe noch nicht begonnen.

„Prüfen, ob Verbesserungen notwendig sind“

Bei der Untersuchung des gesamten Museums gehe es grundsätzlich nicht um die Zeit des Nationalsozialismus und dessen Darstellung, vielmehr soll geschaut werden, „ob man museumsdidaktisch auf dem letzten Stand ist, ob Verbesserungen notwendig sind, oder ob man den richtigen Zugang hat“, sagte Bauer. Wenn die Prüfung abgeschlossen ist, werde es einen Endbericht geben. Dieser soll dann die Ergebnisse aller Kommissionen, sowie der Disziplinarabteilung des Verteidigungsministeriums beinhalten.

Zeitpunkt für Endbericht noch unklar

Denn die Disziplinarabteilung prüft derzeit Vorwürfe, wonach die Besucherzahlen des Museums verfälscht worden sein könnten. Und es werde generell geprüft, „ob ein strafrechtlich relevanter Tatbestand vorliegt“, sagte Bauer. Bis wann der Endbericht fertig ist, lässt sich laut dem Sprecher aus derzeitiger Sicht nicht sagen. Jene Kommission, die derzeit den Saal und danach – mit teils neuen Mitgliedern – das gesamte Museum prüfen soll, hat am 28. Jänner ihre nächste Sitzung. „Wir wollen die Prüfung des Saales bis spätestens Ende März“ fertig haben, das gesamte Museum dann „bis Jahresende“, sagte Muchitsch auf Anfrage.

Aufgekommen waren die Vorwürfe Anfang September. „Die Wehrmacht hat ehrenvoll gekämpft, sie hat Wunder an Tapferkeit und übermenschlichen Leistungen vollbracht“, dieser Satz war in einem Buch zu lesen, das es im Museumsshop des Heeresgeschichtlichen Museums zu kaufen gab. Ebenso konnten Spielzeugmodelle von Wehrmachtspanzern gekauft werden, kritisierte die Plattform „Stoppt die Rechten“.

Auch die Ausrichtung des zeitgeschichtlichen Saals stand in der Kritik. Objekte seien nicht kontextualisiert, es werde zu wenig erklärt. Wehrmachtssoldaten würden etwa nicht als Täter der NS-Vernichtungsmaschinerie erwähnt, so die Kritik damals. Im „Kurier“ war auch die Rede von einem rechten Netzwerk im Museum: Mehrere Mitarbeiter gehören oder gehörten demnach Burschenschaften an.

Kritische Tagung zur Zukunft des Museums

Am Freitag findet im Arsenal eine Tagung unter dem Titel „#HGMneudenken“ statt. Sie ist als kritische Intervention gedacht. Veranstaltet wird sie von den beiden Künstlern Elena Messner und Nils Olger. Es soll die „soll die Diskussion um ein zeitgemäßes Museum eröffnet werden, in dem historische Militärobjekte kritisch gedacht und in eine demokratische Erinnerungskultur eingebettet werden“, heißt es dazu im Pressetxt der Veranstaltung.