Ein Wagon des neuen X-Wagens wird auf das Fahrwerk gehoben
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Chronik

Erster X-Wagen feiert „Hochzeit“

Für Öffi-Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) ist eine Verlängerung der U5 bis zur Vorortelinie in Hernals denkbar. Doch der erste Zug für die neue U-Bahn, die ohne Fahrerin oder Fahrer unterwegs sein soll, wird gerade erst fertiggebaut – inklusive „Hochzeit“.

Der tonnenschwere Wagenkasten wird auf das Fahrwerk heruntergelassen: Es ist Millimeterarbeit im Siemenswerk in Simmering. Die Arbeiter nennen die Montage intern auch „die Hochzeit“. Derzeit ist man beim zweiten Wagen des sechsteiligen, ersten Zuges. 34 X-Wagen mit einer Kapazität von je 928 Fahrgästen haben die Wiener Linien 2017 bei Siemens bestellt. Dazu gibt es die Option auf elf weitere Züge. Im 550 Mio. Euro schweren Auftrag ist auch ein 24-jähriger Wartungsvertrag inkludiert.

Die Züge der neuen U-Bahngeneration sollen auf der U5 künftig vollautomatisch unterwegs sein. Der größte Unterschied zum Vorgängermodell, dem V-Wagen: „Technik ist deutlich mehr drinnen, wir haben viel mehr Computer drinnen, Netzwerke, die wir verlegt haben. Pro Wagen sind es rund 19 Kilometer Kabel“, sagt Siemens-Projektleiter Thomas Smetana gegenüber „Wien heute“. Das ergibt pro U-Bahnzug mehr als 110 Kilometer an Kabeln.

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Das Fahrwerk des neuen X-Wagens wird von Siemens-Arbeitern in Position gebracht
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Arbeiter bringen das tonnenschwere Fahrwerk in Position
Ein Wagon des neuen X-Wagens wird auf das Fahrwerk gehoben
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Die Montage des Wagenkastens mit dem Fahrwerk wird intern auch als „Hochzeit“ bezeichnet
Das tonnenschwere Fahrwerk des neuen X-Wagens
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Eine Millimeterarbeit für die Arbeiter
Arbeiter verschraubt Oberbau des neuen X-Wagens mit Fahrwerk
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Das Geschick der Arbeiter ist gefragt
Arbeiter kontrollieren des herunterlassen des X-Wagens auf das Fahrwerk
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Der Vorserienzug soll im Sommer an die Wiener Linien ausgeliefert werden
Arbeiter in Arbeitsschacht unter dem neuen X-Wagens
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Rund 19 Kilometer Kabel sind pro Waggon verbaut
Seitenansicht des neuen X-Wagens im Siemens-Werk in Simmering
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Der Auftrag über 34 Züge läuft bis 2030
Innenansicht in den neuen X-Wagen – Die Sitze sind schon montiert
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Die Holzsitze sind schon eingebaut
Die Frontansicht des neuen X-Wagens
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Frühestens ab 2022 für Fahrgäste in Betrieb

Gesteuert werden die neuen Garnituren, die stets Daten über Standort, Geschwindigkeit und Abstand zum nächsten Zug senden, über die Wiener-Linien-Leitstelle in Erdberg. Der erste X-Wagen soll in wenigen Monaten übergeben werden. „Wir liegen voll im Zeitplan. Im Sommer werden wir den kompletten Zug an die Wiener Linien liefern, und dann beginnen dort die Testfahrten“, sagt Smetana.

Bei diesem ersten X-Wagen handelt es sich um einen sogenannten Vorserienzug. Wenn die Tests abgeschlossen sind und die Betriebsbewilligung erteilt ist, beginnt Siemens mit der Serienproduktion der weiteren Zuggarnituren.

Bis die ersten Fahrgäste in den neuen X-Wagen einsteigen können, dauert es noch. „Der früheste mögliche Termin, wo die Fahrgäste mit dem X-Wagen unterwegs sein können, wäre mit Erteilung der Betriebsbewilligung. Und das wird im Jahr 2022 sein“, sagt Wiener Linien-Sprecherin Ingrid Monsberger-Köchler im „Wien heute“-Interview.

Erster X-Wagen „bis Sommer fertig“

Siemens will den ersten X-Wagen im Sommer ausliefern. Dann wird getestet. Bis der neue Zug auf der U5 unterwegs sein wird, dauert es noch Jahre.

Ausschreibungen für U5 laufen noch

Anfangs wird der X-Wagen mit Fahrer oder Fahrerin auf den Linien U1, U2, U3 oder U4 im Einsatz sein. Komplett fahrerlos wird er dann erst auf der neuen U5 unterwegs sein. Wann es soweit ist, hängt aber vom Bau der neuen Strecke ab.

Die Eröffnung des ersten Teilabschnitts der U5 zwischen Karlsplatz und Frankhpaltz beim Alten AKH hat – wegen zu teurer Angebote der Baufirmen – bereits verschoben werden müssen. „Die Ausschreibungen laufen dazu. Und der früheste Termin für die U5 wäre 2025“, sagt Monsberger-Köchler.

Visualisierung des neuen X-Wagens, der neuen U-Bahn-Generation für Wien.
Siemens AG Österreich
So soll der neue X-Wagen aussehen

Neu für die Fahrgäste werden nicht nur fahrerlose Züge sein, sondern auch die gläsernen Wände, die in den U5-Stationen eingebaut werden. Sie trennen Bahnsteig und Gleisbereich und sind mit speziellen Sicherheitstüren versehen, die sich nur dann öffnen, wenn eine U-Bahn eingefahren ist – also zum Ein- und Aussteigen. Dadurch soll ein Sturz in den Schienenschacht nicht mehr möglich sein. Mit dem neuen X-Wagen kommen also nicht nur neue U-Bahnzüge in der Stadt, auch die Stationen werden ihr Gesicht verändern.