Chronik

Infizierter Arzt: Neue Vorwürfe

Ein 19-Jähriger soll einen Wiener Arzt mit dem Coronavirus angesteckt haben. Vor der Behandlung soll er beteuert haben, negativ getestet worden zu sein. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Nun meldete sich der Vater des Patienten und berichtet von Versäumnissen der Behörden.

Am Donnerstag vor zwei Wochen bekam sein Sohn Halsweh, Husten und Atembeschwerden, sagte der Vater. Er wählte die Gesundheitshotline 1450. Dort wurde er abgefragt, dann hieß es: Kein Coronavirus-Verdachtsfall, man solle zum Arzt gehen. Weil der Hausarzt nicht da war, fuhren die beiden ins AKH in die Notfallambulanz.

„Dort war die Sauerstoffsättigung bei ihm im Blut schon sehr niedrig. Deswegen haben sie ihn dort ambulant behandelt – mit Infusionen. Es wurde das Blut untersucht. Es waren keine Viren im Blut, hat man uns gesagt. Wir haben ein Rezept bekommen für einen Asthmaspray – mit der Bitte, so schnell wie möglich einen Lungenfacharzt aufzusuchen.“

Coronavirus-Patient von AKH zu Facharzt

Ist ein Coronavirus-Patient nach einem falschen Testergebnis vom AKH zu einem Facharzt geschickt worden, der dann deswegen erkrankte? Derzeit deutet vieles darauf hin.

Information aus den Medien

Am nächsten Tag bekamen sie einen Termin beim Lungenfacharzt Martin Huppmann, in der Annahme, Coronavirus-negativ zu sein. Der Vater: „Es kann sein, dass ich gesagt habe, er ist negativ getestet worden, weil vom AKH kein Verdacht war. Ich war in der Annahme, dass dieser Bluttest aufzeigt, ob Coronaviren im Blut sind.“

Erst am Mittwoch erfuhr die Familie aus den Medien von der Coronavirus-Erkrankung des Arztes – und dass der sich beim letzten Patienten am Freitag, dem 13. März, angesteckt zu haben glaubt. Der letzte Patient an dem Tag war sein Sohn: „Das war der reine Zufall. Weil sonst wüssten wir bis heute nicht, dass sich Dr. Huppmann unter Anführungszeichen bei uns angesteckt hätte.“

Testergebnis steht noch aus

Weder der Arzt selbst noch die MA 15, der Wiener Gesundheitsdienst, hätten mit ihnen Kontakt aufgenommen. Am Mittwoch habe er wieder bei 1450 angerufen. Jetzt wurde ein Test gemacht, das Ergebnis steht noch aus.

In einer Stellungnahme des AKH heißt es: Der Patient habe kein Fieber gehabt und angegeben, keinen Kontakt mit Coronavirus-positiven Personen gehabt zu haben. Die Laborwerte hätten ebenfalls nicht auf eine virale, sondern eher auf eine bakterielle Infektion hingewiesen. Das Lungenröntgen sei unauffällig gewesen. Eine Coronavirus-Diagnose sei klinisch ausgeschlossen und eine Kontrolle bei einem niedergelassenen Lungenfacharzt empfohlen worden.

Der Vater: „Die Ärzte haben meinen Sohn – also sollte er jetzt positiv sein – ja ohne Atemschutzmasken behandelt. Deswegen hoffe ich, dass er negativ ist.“ Das Testergebnis soll in einer Woche vorliegen.

MA 15 versuchte Patienten zu erreichen

Am Freitag meldete sich Andreas Huber, der Sprecher des Wiener Krisenstabs, zur Causa. Laut Huber habe der Arzt die Kontaktdaten des Patienten an die MA 15 weitergegeben. „Es wurde durch das zuständige Bezirksgesundheitsamt mehrfach versucht, ihn telefonisch zu erreichen, aber ohne Erfolg. Als nächste Maßnahme wäre er schriftlich mit einer Meldungsaufforderung kontaktiert worden. Der Patient hat aber mittlerweile selbst den Testprozess über 1450 in Gang gesetzt.“