Eine Innenansicht des Wiener Traditionskaufhaus „Gerngross“ in der Mariahilfer Straße in Wien
APA/Herbert Neubauer
APA/Herbert Neubauer
Wirtschaft

Einkaufszentren wollen sonntags aufsperren

Der wochenlange „Shut-down“ im Einzelhandel lässt eine alte Debatte wieder neu aufflammen. Mehrere Manager von Einkaufszentren fordern eine zumindest teilweise Öffnung am Sonntag, um die erlittenen Umsatzeinbußen abzufedern.

Richard Lugner etwa, der in Wien die Lugner City betreibt, möchte sonntags von 12.00 bis 18.00 Uhr aufmachen. Damit bliebe immer noch der halbe Sonntag frei, um in die Kirche zu gehen. Und im Unterschied zur Gastronomie winke den Beschäftigten ein Zuschlag, der vor allem für Jüngere ein Anreiz sei, so Lugner vom Montag.

Verschiedene Vorschläge kursieren

Peter Schaider, Chef des Auhof Centers, wünscht sich je zehn offene Sonntag heuer und nächstes Jahr. Christoph Andexlinger, Centermanager der SES Spar European Shopping Centers, ist für eine Öffnung an sechs Sonntagen im Jahr. „Die Coronavirus-Krise hat uns im Handel wie ein Blitz von heute auf morgen den Boden unter den Füßen weggezogen. Eine Öffnung an sechs Sonntagen im Jahr, denken wir, wäre daher eine Maßnahme, die dem stationären Einzelhandel und den damit verbundenen Arbeitsplätzen helfen würde“, sagte Andexlinger am Sonntag laut einem Bericht der Tageszeitung „Österreich“.

Seit mittlerweile sechs Wochen müssen die Geschäfte in Einkaufszentren geschlossen haben. Ausnahmen gelten für Lebensmittelgeschäfte, Drogeriemärkte, Apotheken und Trafiken. Am 2. Mai dürfen nun aber auch die Shoppingcenter den vollen Betrieb wieder aufnehmen und alle Geschäfte öffnen. Die Gastronomie zählt allerdings nicht dazu. Sie darf erst ab 15. Mai öffnen. Andexlinger hofft, dass zumindest die Take-away-Gastronomie auch am 2. Mai öffnen darf.

„20-Quadratmeter-Regel überarbeiten“

Der SES-Centermanager appellierte an die Regierung, die Regelung, dass pro 20 Quadratmeter nur ein Kunde im Geschäft sein darf, zu überarbeiten. „Die 20-m2-Regelung pro Kunde wird kein Händler, Dienstleister oder Gastronom auf Dauer durchhalten. Sie würde das Aus für viele Unternehmen und deren Arbeitsplätze bedeuten. Es zählt jeder Tag, mit dem dieser Kennwert deutlich reduziert wird.“

Die Wiener Wirtschaftskammer gab sich auf Anfrage von Radio Wien zuletzt zurückhaltend: Es sei noch zu früh, um über Einzelvorschläge zu reden, hieß es aus dem Büro von Präsident Walter Ruck. Die Tausenden Wiener Händler stünden vor einer noch nie da gewesenen Herausforderung. Man müsse rasch Wege finden, Geschäfte und Arbeitsplätze zu sichern. Ruck will sofort nach Ende der Krise eine breite Diskussion, die über Öffnungszeiten hinausgehe.

Sonntags geöffnet: 50 Anzeigen

Einige Lebensmittelbetriebe und Kleinsupermärkte versuchten unterdessen offenbar, durch das Umgehen des Öffnungsverbots am Sonntag wirtschaftliche Vorteile zu erzielen. Zu diesem Schluss kam die Gruppe Sofortmaßnahmen in Wien, die am Sonntag mit dem Marktamt Schwerpunktkontrollen durchführte. Von den 110 gelegten Anzeigen betraf fast die Hälfte das Öffnungszeitengesetz.

Zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren im Einsatz, 54 Betriebe wurden unter die Lupe genommen. 50 der 110 Anzeigen bezogen sich auf Verstöße bezüglich des Verbots der Sonntagsöffnung, hieß es am Montag. Zusätzlich wurden diverse Coronavirus-Schutzmaßnahmen nicht eingehalten: vom Einmeterabstand über fehlenden Mund-Nasen-Schutz bei Verkäufern und Kunden bis zu Brot und Gebäck, das mit bloßen Händen aus den Regalen genommen wurde.

Erhebliche Geldstrafen

Die Kontrolleure stießen zudem auf drei Lokale, die unbefugt aufgesperrt hatten und behördlich sofort gesperrt wurden. Die Betreiber müssten mit erheblichen Geldstrafen rechnen, hieß es. „In dieser schwierigen Zeit steht der Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung im Vordergrund. Wenn jedoch mit Vorsatz die einschlägigen Gesetze und Spielregeln nicht eingehalten werden, müssen wir durch Kontrollen und Anzeigelegungen eingreifen“, sagte Einsatzteamleiter Walter Hillerer. Weitere Schwerpunktaktionen seien geplant.