Neben farbenfrohen Uranmineralen und leuchtenden Steinen wird auch die kosmische Strahlung visualisiert und sogar ein Teil eines natürlichen Kernreaktors gezeigt. „Es war mir wichtig zu zeigen, dass Radioaktivität ein Teil der Natur ist“, erklärte Köberl.
Schließlich stamme nur ein Drittel der radioaktiven Strahlung, der der Mensch ausgesetzt ist, aus künstlichen Quellen wie den Überresten von Atombomben, Kernkraftwerken oder medizinischen Anwendungen, so Köberl. Zwei Drittel kommen dagegen aus natürlichen Quellen wie aus dem Zerfall natürlich vorkommender radioaktiver Substanzen oder aus der kosmischen Strahlung.
Nukleare Kettenreaktion Hunderttausende Jahre in Gang
Wie spektakulär solch eine natürliche Quelle sein kann, zeigt der natürliche Kernreaktor von Oklo in Gabun (Zentralafrika). Dort hatte sich in einem sedimentären Becken Uran in hoher Konzentration abgelagert. Geeignete Rahmenbedingungen führten dazu, dass vor über zwei Milliarden Jahren eine nukleare Kettenreaktion einsetzte, die über Hunderttausende Jahre in Gang blieb.

Das NHM erhielt 2018 nach langen Bemühungen eine Probe dieses Naturreaktors, dessen Strahlung fast vollständig abgeklungen ist. Der grau-weiß gesprenkelte Bohrkern selbst wirkt unscheinbar, die Geschichte, die er erzählt, ist aber faszinierend, und ein solches Objekt wohl weltweit in keinem anderen Museum zu sehen.
Zeugen von Sternenexplosionen
Eine andere natürliche Quelle ist die energiereiche kosmische Strahlung, die von der Sonne und entfernten Galaxien stammt und durch Wechselwirkung mit der Erdatmosphäre weitere Partikel bildet, die uns permanent durchdringen. Visualisiert wird dies im neugestalteten Bereich im Saal 4 der Mineralien- und Gesteinssammlung mit Hilfe eines Detektors, der die Strahlung live sichtbar macht.

Im Laufe ihrer Geschichte wurde die Erde immer wieder auch von massiven Schauern radioaktiver Teilchen getroffen, die von Sternenexplosionen (Supernovae) stammten. „Möglicherweise haben diese auch Einfluss auf die biologische Entwicklung gehabt“, so Köberl. Eine Zeugin dieser gewaltigen kosmischen Ereignisse ist ebenfalls in der Schau zu sehen – in Form einer Manganknolle, in der sich Anreicherungen des radioaktiven Isotops Eisen-60 finden, das aus einer Supernova stammt.
Leuchtende Minerale
Neugestaltet wurde auch die Vitrine mit einer Auswahl an Mineralien, die unter kurz- oder langwelliger ultravioletter Strahlung besonders kräftig leuchten. Dabei kann man auch den Unterschied zwischen Fluoreszenz und Phosphoreszenz entdecken.

Ausgelöst wird die Lumineszenz (unter diesem Begriff werden die verschiedenen Leuchterscheinungen zusammengefasst) durch bestimmte Metallionen, wie beispielsweise von Mangan, Chrom, Seltenerd-Elementen, Kupfer, Zinn, Wolfram, Blei und Uran. Auch in Österreich kann man fluoreszierende Mineralien finden, wie etwa das Wolframerz Scheelit, das unter kurzwelligem UV-Licht weiß leuchtet und in Mittersill (Salzburg) abgebaut wird.
Katrin Vohland wird NHM-Chefin
Ganz so strahlend läuft der Abschied von Köberl aber nicht ab. Mit der 51-jährigen deutschen Biologin Katrin Vohland übernimmt erstmals eine Frau die Leitung des Naturhistorischen Museum (NHM) Wien. Sie löst Köberl am 1. Juni an der Spitze des Hauses ab, das er zehn Jahre geleitet hat.
Köberl zeigte sich im März in einer ersten Reaktion „sehr enttäuscht. Ich glaube nicht, dass die Entscheidungsfindung objektiv war.“ Die gute Arbeit der vergangenen zehn Jahre und die Erfolge wie die Verdoppelung der Besucherzahlen seien nicht berücksichtigt worden. „Ich frage mich, was ich falsch gemacht habe.“ Auch das NHM-Kuratorium übte Kritik – mehr dazu in NHM-Kuratorium bedauert Köberls Abschied