Stiefel hängen im Kindergarten in der Garderobe
APA/dpa/Lino Mirgeler
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Chronik

Kindergärten: Zehntausende noch daheim

In Wien gibt es insgesamt 86.000 Kindergartenkinder – viele von ihnen sind aber noch nicht im Kindergarten zurück. In den 350 städtischen Einrichtungen sind knapp über die Hälfte wieder im Kindergarten, bei den 1.700 privaten Betreibern dürfte noch knapp ein Drittel fehlen.

„In unseren städtischen Kindergärten waren mit Stand 3. Juni 18.408 Kinder anwesend. Das entspricht einer Auslastung von 55 Prozent“, sagte Daniela Cochlar, Leiterin der MA 10, zuständig für Kindergärten und Horte, gegenüber Radio Wien. Für die Privatkindergärten gibt es keine Gesamtzahl. Bei den drei größten Betreibern – Kinderfreunde, Kinder in Wien und St.-Nikolausstiftung – hieß es auf Nachfrage, dass die Auslastung derzeit bei „rund 70 Prozent“ liege.

„Sehr viel über die Angstschiene gelaufen“

Als Gründe für die schwache Auslastung nannten sowohl die MA10 als auch die privaten Betreiber: Verunsicherung und Angst vor Ansteckungen. „Es wurde eine Doppelbotschaft gesendet. Und jetzt stehen wir vor der Herausforderung, mit der Angst und der Betreuung umzugehen“, sagte Cochlar.

„Wir nehmen an, dass die Begründung die gleiche ist wie beim Fehlen von 10.000 PflichtschülerInnen: Die Angst vor Ansteckung“, hieß es von den Kinderfreunden. „Es ist sehr viel über die Angstschiene gelaufen. Es herrscht noch keine Normalität“, sagte der Geschäftsführer der St.-Nikolausstiftung der Erzdiözese Wien, Elmar Walter.

In städtischen Kindergärten viele Halbtagesplätze

Aber warum unterscheidet sich die Auslastung von städtischen und privaten Betreibern um rund 15 Prozent? „Vor allem im städtischen Bereich haben wir auch Halbtagesplätze, wo ein Elternteil nicht berufstätig ist“, sagte Cochlar. Die Kinder würden nun vor allem noch zu Hause betreut.

Und auch Kinder mit Behinderung seien hauptsächlich in den städtischen Kindergärten. „Weil sie zur Risikogruppe zählen, sind sie derzeit ebenfalls daheim“, sagte Cochlar. So gebe es derzeit 49 heilpädagogische Gruppen, wo alle Kinder zur Risikogruppe zählen, dazu kommen noch 347 Integrationsgruppen, in denen manche Kinder im Fall einer Ansteckung stärker gefährdet sind.

Generell sei seit der Wiederöffnung die Zahl der Kinder pro Gruppe stetig erhöht worden. „Zu Beginn waren wir bei fünf bis zehn Kindern pro Gruppe. Derzeit sind wir bei etwa 18 Kindern pro Gruppe“, sagt Cochlar. Die Auslastung sei an den Standorten aber sehr unterschiedlich. So gebe es derzeit einen Kindergarten, an dem gerade einmal zwei Kinder zurück sind, sagte Cochlar. Im Schnitt seien in den städtischen Einrichtungen derzeit 54 Kinder pro Standort. Die „standortweise unterschiedliche“ Auslastung bestätigte auch Walter von der St.-Nikolausstiftung.

Derzeit wird Bedarf für Sommer erhoben

Die Stadt Wien ermittelt derzeit den Betreuungsbedarf für den Sommer. „Wir erheben derzeit an den einzelnen Standorten bei den Eltern, wer Betreuung braucht“, sagte Cochlar. „Laut Bedarfserhebung für den Sommer wird es eine Auslastung von rund 60 Prozent geben. Das entspricht den Vor-Corona-Zeiten“, hieß es von den Kinderfreunden.

Eine Sprecherin von Kinder in Wien rechnet im Sommer „mit der gleichen Auslastung wie in den vergangenen Jahren, eventuell etwas mehr, da viele Eltern ihren Urlaubsanspruch bereits in der Corona-Phase verbraucht haben.“ Bei der St.-Nikolausstiftung können die Eltern derzeit noch ihren jeweiligen Bedarf melden. „Bis spätestens Mitte Juni soll er dann feststehen. Damit wir dann planen und einteilen können“, so Walter.