Ein Mann und eine Frau mit Schutzmasken in einem Supermarkt
APA/Helmut Fohringer
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Chronik

Mediziner: „Comeback der Maske möglich“

Dass die Maskenpflicht in Supermärkten gefallen ist, sieht Hans-Peter Hutter problematisch. Der Umweltmediziner hätte mit solch einer Lockerung gewartet, bis es ein Medikament gegen das Coronavirus gibt – und hält ein „Comeback der Maske“ für möglich.

Die Lockerungen sind eine politische Entscheidung, über die Hutter nicht glücklich ist. „Wir waren bei dieser Entscheidung nicht dabei“, so der Facharzt für Hygiene und Mikrobiologie an der Meduni Wien im „Wien heute“-Interview. „Es gibt sicher verschiedene Ansichten darüber. Aus meiner Sicht war es so, dass überall erklärt worden ist, die Maske geht uns schon am Nerv. Das ist ein bisschen der Trigger. Wenn ich die epidemiologischen Zahlen hernehme, und die sind so wenige, dann ist es für viele nicht mehr einsichtig.“

Rücksicht auf ältere Menschen

Zur Lockerung der Maskenpflicht in Innenräumen bzw. im Handel sagt Hutter aber: „Wir sehen das doch ein bisschen problematisch, wenn es im Supermarkt mehr oder weniger freiwillig ist. Da hätten wir uns schon gewünscht, dass es nach wie vor bleibt. Weil eben dort auch ältere Menschen, die natürlich im engen Kontakt sein können mit anderen, öfter hingehen.“

Hans-Peter Hutter von der Meduni Wien
ORF
Hutter hätte mit Lockerungen gewartet, bis es ein Medikament gegen das Coronavirus gibt

„Menschen sollen Maßnahmen verstehen“

Die Lockerungen können zu Unsicherheiten führen, wo ein Mund-Nasen-Schutz zu tragen ist und wo nicht. „Aus Sicht der öffentlichen Gesundheit sollen die Maßnahmen immer so gestrickt sein, dass sie jeder versteht und dass sie möglichst konsistent sind“, sagt Hutter – auch wegen der Akzeptanz. „Wenn ich sie jetzt im Supermarkt nicht mehr tragen muss, warum tragen wir sie in den ‚Öffis‘? Das ist alles eine schwierige Konstellation. Die Epidemie ist ja noch immer da. Wir haben sie zwar wirklich super unter Kontrolle, aber nur deswegen, weil wir eben auch viel gemacht haben.“

Die Maske habe einerseits eine Schutzfunktion, den Fremdschutz, sie erinnere aber auch daran, Abstand zu halten. „Wenn man sich umschaut, man sieht ja sonst überhaupt nichts, das uns an diese Situation erinnert“, so Hutter. „Die Maske zeigt uns – da ist noch etwas, passen wir gegenseitig auf uns auf.“

„Nicht wundern und ärgern“

Die kommenden Wochen werden zeigen, wie sich Lockerungen wie die Reisefreiheit auf die Infektionszahlen auswirken – und ob man wieder zurück zu einer strengeren Maskenpflicht kehren muss. „Auch da sehe ich ein gewisses Problem“, so Hutter. „Jetzt wird alles gelockert. Es ist dann aber immer schwierig, wieder zu einer Maske oder Methode zurückzukommen, weil man sich wieder neu daran gewöhnen muss. Wenn man es konstant hält, immer mit den gleichen Regeln, ist es für uns viel einfacher.“

Weitere Lockerungen ab Montag

In der Gastronomie wird die Sperrstunde auf 1.00 Uhr verlängert. In vielen Branchen fällt die Maskenpflicht, sie bleibt aber aufrecht in öffentlichen Verkehrsmitteln und Gesundheitseinrichtungen wie Apotheken – und dort, wo der Abstand zum Kunden nicht eingehalten werden kann, wie etwa beim Friseur. Einige Mediziner sehen die Lockerungen des Gesundheitsministeriums allerdings kritisch.

Laut Hutter muss die Politik jetzt kommunizieren, dass ein „Comeback der Maske“ nicht ausgeschlossen ist: „Wenn das jetzt nicht hinhaut über den Sommer und die Zahlen steigen, dürft ihr euch nicht wundern und nicht ärgern, wenn es danach wieder heißt, dort und da müsst ihr die Maske wieder tragen. Das muss man jetzt kommunizieren, sodass es danach nicht zu einer Verwirrung kommt.“