Schüler mit Zeugnis
Ernst Weingartner/picturedesk.com
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Schule

Außerordentliches Schuljahr geht zu Ende

Für rund 240.000 Wiener Schülerinnen und Schüler endet heute ein bisher einzigartiges Schuljahr. Es ist im Zeichen der Coronavirus-Pandemie gestanden, eine wochenlange Schulpause war eine Folge davon. Eine andere Folge sind wohl Defizite bei manchen Schülern.

Mindestens neun Wochen lang waren Schulen geschlossen. Selbst Volksschüler lernten in dieser Zeit die Begriffe Home Schooling und Distance Learning kennen. Ende Februar wurde die erste Infektion mit dem Coronavirus an einer Wiener Schule bekannt. Am 10. März wurden zunächst Ausflüge, Reisen und Schulveranstaltungen bis auf Weiteres ausgesetzt, am 16. März schlossen bis auf einen Notbetreuungsbetrieb de facto alle Schulen. Für einen Großteil der Schüler begann Unterricht zu Hause, von März bis Mai.

Auf dem Tagesplan stand Homeschooling. In der Theorie sollten bis Ostern zunächst bereits durchgenommene Lerninhalte vertieft, nach Ostern dann auch neuer Stoff erarbeitet werden. Die Leistungen daraus flossen in die Mitarbeitsnote ein. Die Wahl der Mittel unterschied sich dann aber und reichte von Funkstille über kopierte Zettel bis zur Nutzung diverser Lernplattformen und digitaler Kommunikationsformen wie etwa Videokonferenzen.

3.400 Wiener Schüler „verschwanden“ im Corona-Loch

Für alle Beteiligten war Home-Schooling Neuland. In Wien konnten insgesamt rund 3.400 Pflichtschüler, darunter 1.700 Volksschüler, einfach nicht mehr erreicht werden. Österreichweit spricht das Bildungsministerium von rund sieben Prozent, wobei der Anteil an Brennpunktschulen wesentlich höher gelegen haben dürfte. Als Reaktion verteilten sowohl Bund als auch Länder und Organisationen Leih-Laptops an die Schüler.

Eine Lehrerin mit Schutzmaske zeigt einem Kind etwas (Kind trägt ebenso Schutzmaske)
APA/Helmut Fohringer
Schule unter erschwerten Bedingungen

Dennoch werden Defizite zurückbleiben, da sind sich die Bildungsexperten sicher. Was genau aber, das lasse sich derzeit nicht abschätzen, hieß es dazu aus dem Büro von Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ). Es sei aber klar, dass vor allem Schüler mit Deutschdefiziten besonders unter der Situation gelitten haben. Aber auch umgekehrt gab es Kritik am System, an der unterschiedlichen Erreichbarkeit der Lehrer, an der Vielzahl der genutzten Lernplattformen auch an einer einzigen Schule sowie an den unterschiedlich umfangreichen Arbeitsaufträgen an die Schüler.

Schwieriges zweites Schulsemester

Etwa 3500 Pflichtschulkinder in Wien waren während des Lock-Down nicht erreichbar. Und natürlich gibt es für alle Nachholbedarf. Dazu passt nun schlecht, dass die Lehrerstunden gekürzt werden sollen.

Viele Sonderregeln im Sonderjahr

Viele Dinge im Schulleben wurden bedingt durch die Coronavirus-Pandemie neu geregelt. Die schriftliche Matura wurde um drei Wochen verschoben und fand in höchstens drei Fächern statt. Die Schüler erhielten (wegen Vorgaben zum Lüften) eine Stunde zusätzlich Zeit, außerdem setzte sich die Maturanote erstmals zu je 50 Prozent aus der Prüfungsnote und der Note der Abschlussklasse zusammen. Die mündliche Matura war nur freiwillig zu absolvieren – wer nicht antrat, erhielt die Note aus dem Jahreszeugnis der letzten Klasse als Maturanote. Diese Regelung gilt auch noch für den Matura-Nebentermin im Herbst.

Ebenfalls als Reaktion auf die langen Schließungen gibt es heuer eine andere Regelung für das Sitzenbleiben: Mit nur einem Fünfer im Zeugnis dürfen Schüler jedenfalls in die nächste Klasse aufsteigen. Auch bei zwei oder mehr Nicht Genügend ist der Aufstieg ohne Wiederholungsprüfung dann möglich, wenn sich die Lehrerkonferenz dafür ausspricht.

Nächstes Schuljahr soll wie gewohnt starten

Das kommende Schuljahr soll nach den derzeitigen Plänen wieder ganz normal starten, also ohne Sonderregelungen oder Schichtbetrieb. Das hat Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) zuletzt mehrfach angekündigt. Auf lokale Infektionsfälle soll (wie schon jetzt) mit einer Quarantäne für die betroffene Klasse reagiert werden, bei mehreren betroffenen Klassen eventuell für die ganze Schule.

Vom laufenden Schuljahr vermutlich bleiben wird künftig die Einbeziehung des Jahreszeugnisses in die Maturanote. Und die heuer erstmals stattfindende Sommerschule in den beiden letzten Ferienwochen soll auch in den kommenden Jahren auf dem Stundenplan stehen. Viele Eltern hoffen nun auf einen Normalbetrieb an den Schulen ab Herbst. Aber ob es den geben wird, steht in den Sternen.