Polizeimarkierungen unterhalb der Ruprechtskirche im Bereich des Tatorts in der Wiener Innenstadt nach einem Terroranschlag.
APA/HELMUT FOHRINGER
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Chronik

Polizei ersucht um weitere Hinweise

Die Terrorattacke in Wien dürfte nur von einem Täter verübt worden sein. Laut Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) gilt weiter eine erhöhte Sicherheitsstufe. Die Polizei hat eine Hotline für Hinweise zu dem Anschlag eingerichtet.

Innerhalb der Landespolizeidirektion Wien wurde ein Sonderermittlungsteam eingerichtet, das vom Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung sowie dem Bundeskriminalamt verstärkt wird. Die Polizei bezeichnet die Betroffenheit und Solidarität der Wiener Bevölkerung als sehr hoch. Viele würden helfen und Hinweise zu den Tathandlungen geben wollen. Die Polizei hat daher eine Hotline und eine E-Mail-Adresse eingerichtet, wo Hinweise ab sofort 24 Stunden täglich auch anonym abgegeben werden können.

Hinweise zum Anschlag

Per Telefon unter 01/31310/9974800 oder per E-Mail

Die Polizei habe mehr als 20.000 Videos oder mehr als ein Terabyte an Daten von dem Anschlag in der Wiener Innenstadt am Montag erhalten, die nun fertig ausgewertet seien, sagte Nehammer Mittwochnachmittag. Die Ein-Täter-Theorie habe sich dadurch bestätigt. Nehammer bestätigte auch, dass die slowakische Polizei der Wiener Polizei vom Versuch des erschossenen Attentäters berichtet hatte, in der Slowakei Munition zu kaufen. Offensichtlich sei bei den weiteren Schritten „in der Kommunikation etwas schief gegangen“. Er wolle daher eine unabhängige Untersuchungskommission einrichten – mehr dazu in Anschlag holt Verfassungsschutz ein (news.ORF.at).

Opfer aus insgesamt acht Ländern

Insgesamt vier Menschen starben bei dem Anschlag. Die Polizei korrigierte diesbezüglich ihre Angaben Mittwochabend. Demnach waren drei der Opfer Österreicher, eine Frau im Alter von 44 Jahren sowie zwei Männer im Alter von 21 und 39 Jahren, das vierte Opfer stammte aus Deutschland. Bei der Polizei sind 22 Verletzte im Alter von 18 bis 55 Jahren aktenkundig. 13 Verletzte – inklusive des 28-jährigen Polizisten – erlitten Schussverletzungen, die anderen zogen sich beispielsweise durch Splitter Wunden zu oder auf der Flucht.

Unter den Verletzten sind sieben Frauen – eine 18-Jährige mit Doppelstaatsbürgerschaft Schweiz-Deutschland, eine 29-jährige Bosnierin, drei Österreicherinnen im Alter von 30, 33 und 43 Jahren, eine 34-jährige Slowakin sowie eine 36-jährige Chinesin. Unter den männlichen Verletzen sind zehn Österreicher im Alter zwischen 21 und 55 Jahren. Dazu kommt ein 25-jähriger Luxemburger, ein 26-jähriger Afghane, ein 34-jähriger Slowake sowie drei Deutsche im Alter von 24, 28 und 31 Jahren, so die Angaben des Innenministeriums.

Deutsch appelliert: „Zusammenhalt bewahren“

Trotz der aufrechten erhöhten Sicherheitsstufe begann sich am Mittwoch das Leben in der Innenstadt wieder zu normalisieren. „Wir haben uns bewusst für ein schnellstmögliches Aufsperren entschieden, um damit auch ein Zeichen zu setzen“, sagte Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde. Alle Synagogen, jüdische Schulen, koschere Supermärkte und andere jüdische Einrichtungen nahmen am Mittwoch wieder ihren Betrieb auf.

Deutsch bezeichnete Rettungskräfte, Sanitäter, Zivildiener, Ärzte sowie jene Menschen, die anderen Schutz geboten und geholfen hätten, als Helden. Auch Politiker von Stadt und Bund unabhängig von deren Parteizugehörigkeit hätten sich professionell und vorbildlich verhalten: „In dieser schwierigen Situation haben alle zusammengehalten. Bewahren wir das“, lautete Deutschs Appell.

Trauer in der Stadt

Trauer und Betroffenheit sind auch in der Stadt zu spüren: Vor allem dort, wo der terroristische An-schlag stattgefunden hat.

Besuche in „Hinterhofmoschee“

Der Attentäter von Wien soll regelmäßig eine berüchtigte Wiener Moschee besucht haben. Laut der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) handelt es sich dabei um eine typische „Hinterhofmoschee“. Es soll sich um ein Objekt in der Hasnerstraße in Ottakring handeln, berichteten mehrere Medien am Mittwoch. Sie soll auch schon mehrmals in Zusammenhang mit der radikal-islamischen Szene aufgefallen sein.

So sollen sich dort etwa ein amtsbekannter Islamist sowie ein als IS-Terrorist zu neun Jahren Haft verurteilter Mann regelmäßig aufgehalten haben. Ob der Attentäter von Wien jemals Kontakt mit den beiden hatte, ist derzeit nicht bekannt. Die IGGÖ distanzierte sich von der Moschee, diese stehe nicht unter der Kontrolle der Glaubensgemeinschaft, hieß es, es handle sich um eine typische „Hinterhofmoschee“.

Patrick Budgen vom Tatort

Direkt vom Tatort in der Seitenstettengasse meldet sich Patrick Budgen

Rapid spielt mit Trauerflor

Rapid bleibt es vorbehalten, das erste Fußball-Bewerbsspiel nach dem Terroranschlag in Wien zu absolvieren. Die Hütteldorfer empfangen am Donnerstag den irischen Club Dundalk und müssen dabei wohl gewinnen, um im Aufstiegsrennen zu bleiben. Der sportliche Aspekt ist aber in den Hintergrund gerückt, zu stark wirken die Ereignisse vom vergangenen Montag noch nach.

Im Gedenken an die Opfer tritt Rapid mit Trauerflor an, vor dem Spiel gibt es eine Trauerminute. Beim Allianz Stadion weht eine schwarze Fahne, im Inneren der Arena ist auf einem im Block West angebrachten Transparent in großen Lettern zu lesen: „In Gedanken bei den Opfern und ihren Angehörigen. Einer für alle, alle für Wien.“ Rapids Geschäftsführer Christoph Peschek zeigte sich vom Anschlag erschüttert. Er berichtete von verstärkten Sicherheitsvorkehrungen. Die Polizei- und Ordnerpräsenz werde verstärkt, das Stadion videoüberwacht. Die Dundalk-Delegation erhält bei all ihren Transportwegen Polizeischutz.