Politik

Anschlag: Ermittlungen gegen 21 mögliche Mittäter

Wie die Landespolizeidirektion Wien und die Staatsanwaltschaft Wien heute Vormittag bekanntgegeben haben, gibt es nach dem Terroranschlag in der Innenstadt am 2. November Ermittlungen gegen 21 mögliche Mittäter. Die Tat selbst sei definitiv von einem Täter begangen worden.

Eine eigene Wiener Ermittlungsgruppe „2. November“ wurde mit den Erhebungen zum Anschlag eingerichtet, um die Hintergründe, den genauen Tatablauf und mögliche Komplizen des Attentäters in Erfahrung zu bringen bzw. ausforschen zu können. Die Polizei geht weiter davon aus, dass der Attentäter „keinen unmittelbaren Mittäter“ hatte, wie der Leiter der Ermittlungsgruppe, Michael Lohnegger, in einer Pressekonferenz erklärte.

Alle namentlich ausgeforscht

„Die Tat wurde definitiv von einer Person begangen. Das ist fix“, so Lohnegger. Wie der Täter zum Tatort gelangte, sei aber nach wie vor offen. Als mögliche Mittäter konnten 21 namentlich bekannte Männer ausgeforscht werden, davon sitzen zehn seit vergangenem Wochenende in U-Haft. Die übrigen elf befinden sich auf freiem Fuß, weil es keine hinreichenden Haftgründe gibt, wie Nina Bussek, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien, bei der Pressekonferenz erläuterte.

Die meisten von ihnen sind österreichische Staatsbürger. Andere Beschuldigte kommen aus dem Kosovo oder auch Bangladesch. Insgesamt werden 21 Personen im Alter von 16 bis 28 Jahren als Verdächtige geführt, die alle namentlich ausgeforscht seien, so Bussek. Inwieweit diese Beschuldigten im Vorfeld Tatbeiträge geleistet haben sollen bzw. von den mörderischen Plänen des Attentäters gewusst haben könnten, gab Bussek unter Verweis auf ermittlungstaktische Gründe nicht preis.

Über 60 Zeugen einvernommen

Insgesamt wurden bisher laut Polizei über 60 Zeugeneinvernahmen und mehr als 20 Hausdurchsuchungen im Zusammenhang mit der Tat durchgeführt. Bisher konnten über 300 Hinweise aus der Bevölkerung überprüft und abgearbeitet werden. Die Tatortarbeit sei „extrem umfassend“, hieß es.

Sie wurde in mehrere Sektoren unterteilt. In die Tatortarbeit fließt die Überprüfung verschiedener Spuren (DNA, Projektile usw.) ein. Derzeit sind auch chemische Untersuchungen diverser Gegenstände in Arbeit, deren Auswertung aus chemisch-technischen Gründen mehrere Wochen in Anspruch nimmt.

Langwaffe auf Boden
APA/LPD Wien
Zumindest Teile der Munition der Langwaffe stammen aus China

Bei den sichergestellten Schusswaffen handelt es sich um ein Sturmgewehr AK47 sowie eine halbautomatische Pistole des Typs Tokarev. Zumindest Teile der Munition der Langwaffe stammen aus China. Die Pistolenmunition wurde in Serbien hergestellt.

Ermittlungen in Italien führen nach Wien

Eine weitere Spur führt offenbar nach Italien: Jener 35-jährige Tschetschene, der von den Anti-Terror-Behörden der lombardischen Stadt Varese (Italien) wegen Dokumentenfälschung festgenommen worden war, hatte laut italienischen Medienberichten Kontakte zu einer tschetschenischen Gruppe aus Ex-IS-Kämpfern, mit denen auch der Wien-Attentäter in Verbindung stand. Dies berichtete die Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera“ (Freitag-Ausgabe).

Seit sechs Monaten ermitteln die Staatsanwälte gegen den Tschetschenen. Die „The Caucasian Job“ genannte Untersuchung war eingeleitet worden, nachdem die österreichischen Geheimdienste berichtet hatten, dass der Mann Mitglied einer fundamentalistischen tschetschenischen Gruppe war, die angeblich 2019 einen Anschlag in Wien über die Weihnachtsfeiertage plante.

Waffenhandel nicht ausgeschlossen

Er wird beschuldigt, Mitglied eines internationalen Rings zu sein, das online gefälschte Dokumente verkaufte. Er soll in den nächsten Tagen von einem Untersuchungsrichter einvernommen werden, der über die Verlängerung der Untersuchungshaft entscheiden muss. Die Ermittler seien mit den Wiener Kollegen in Kontakt, berichtete „Corriere della Sera“. Laut den italienischen Ermittlern lieferte er der in Österreich etablierten Gruppe aus nach Europa zurückgekehrten ehemaligen IS-Kämpfern nicht nur gefälschte Ausweise und Pässe, sondern auch Geld. Die Ermittler schließen einen Waffenhandel nicht aus.