Teilnehmer an Großimpfaktion gegen Covid-19 für das Personal aus dem Gesundheits- und Pflegebereich vor der Messe Wien
APA/Hans Punz
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Gesundheit

Erste große Impfaktion angelaufen

Die erste große Wiener Impfkampagne gegen das Coronavirus hat in der Messe begonnen. Rund 11.000 Menschen sollen an den kommenden vier Tagen ihre erste Impfung erhalten. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) rechnet nicht mit „Coronavirus-Lockerungen“, sondern mit Verschärfungen.

Der Großteil der Impfungen – nämlich 8.500 – ist für niedergelassene Haus- und Fachärzte sowie deren Ordinationspersonal reserviert. Bürgermeister Ludwig sprach in einer Pressekonferenz von einem „historischen Ereignis“.

Neben niedergelassenen Ärzten werden in den vier Tagen auch 1.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der mobilen Pflege, 1.000 Rettungssanitäter und rund 40 freiberufliche Hebammen ihren ersten Stich erhalten. Ludwig sagte, in Sachen Priorisierung orientiere man sich am nationalen Impfplan. Es sei insofern wichtig, diese Zielgruppen schnell zu schützen, da sie bei der späteren Durchimpfung der Bevölkerung eine wichtige Rolle spielen würden. Und nicht zuletzt würden die Ärzte vorangehen, um deutlich zu machen, „dass die Impfung sicher und ein großer Schritt Richtung Normalität ist“.

Erste große Impfaktion angelaufen

Die erste große Wiener Impfkampagne gegen das Coronavirus hat in der Messe begonnen. Rund 11.000 Menschen sollen an den kommenden vier Tagen ihre erste Impfung erhalten. Der Großteil der Impfungen ist für niedergelassene Haus- und Fachärzte sowie deren Ordinationspersonal reserviert.

Hohe Impfbereitschaft

Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) verhehlte nicht, dass man gerne schon mehr Impfdosen zur Verfügung hätte. Man hänge aber von den Lieferungen ab. Alles, was vorhanden sei, werde „so rasch und präzise wie möglich“ verimpft. Neben dem nun in die Messe geladenen Personenkreis sind laut Hacker in den Wiener Alten- und Pflegeheimen mehr als 8.000 Bewohner und Mitarbeiter und in den Krankenhäusern mehr als 4.000 Menschen mit der ersten Dosis versorgt worden. Der Ressortchef berichtete von großem Zulauf bisher: „Das Kapitel Impfbereitschaft können wir schließen. Die ist sehr hoch.“ Und sie werde auch in der restlichen Bevölkerung noch deutlich steigen.

Die Stadt plant jedenfalls bereits die Impfabwicklung für die nähere Zukunft. So werden jene Personen, die nun über das Wochenende in der Messe geimpft werden, hier auch ihre zweite Dosis erhalten. All jenen Ärzten und Pflegern, die in der heutigen ersten Runde noch nicht zum Zug gekommen sind, soll zeitnah ein Terminangebot gemacht werden. Die Verabreichung erfolgt dann allerdings in einem der insgesamt sieben Coronavirus-Impfzentren. Sie werden sich zum großen Teil dort befinden, wo seit Herbst auch die Grippeimpfzentren eingerichtet waren.

Hacker sprach davon, dass mittelfristig Impfstellen in unterschiedlicher Größe – „von der Einzelordination bis zur Impfstraße“ – über ganz Wien verteilt angedacht seien: „Wir hoffen, dass wir in den nächsten ein bis zwei Wochen den angeblich schon gelieferten Moderna-Impfstoff zur Verfügung bekommen. Wir haben ihn noch nicht zur Verfügung, wir können daher keine Distribution damit machen.“ Überlegt werde auch, die derzeit knapp 30 Schnupfen-Checkboxen entsprechend umzurüsten.

Ärztin Kamaleyan Schmied, Wiener Bgm. Michael Ludwig
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Ärztin Kamaleyan Schmied mit Bürgermeister Michael Ludwig mit Impfattrappe zu Beginn der Großimpfaktion

Ordinationen „müssen sicher sein“

Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres und sein Vize Johannes Steinhart, der auch Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte ist, freuten sich heute über die Entscheidung der Stadt, das Gesundheitspersonal zuerst zu impfen. „Denn diese Menschen sind es, die uns behandeln, wenn wir krank sind“, so Szekeres. „Ordinationen müssen für die Patienten sicher sein. Der Patient darf sich nicht fürchten, sonst geht er dort nicht hin“, unterstrich Steinhart. Kollateralschäden durch unterlassene Arztbesuche wie im Frühjahr wolle man vermeiden. Denn „Normalkrankheiten“ würden in Zeiten einer Pandemie ja nicht pausieren.

Lukas Lattinger (ORF) vor dem Palais Niederösterreich

ORF-Reporter Lukas Lattinger meldet sich vor dem Palais Niederösterreich in der Wiener Innenstadt, wo Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und die Landeshauptleute in Kürze aufeinandertreffen.

Ludwig rechnet mit Verschärfungen

Im Vorfeld der Gesprächsrunde zwischen Bundesregierung und Landeshauptleuten rechnet Ludwig nicht damit, dass Österreich bald Coronavirus-Lockerungen ins Haus stehen könnten. „Ich gehe davon aus, dass es Verschärfungen gibt“, sagte er am Freitag. Das sei aber nur seine Vermutung. Konkrete Informationen gebe es nämlich noch nicht.

Insofern sei er „gespannt“ auf das von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) angekündigte Gespräch mit den Länderchefs. Ludwig begründete seine Annahme, dass der derzeitige Lockdown noch angezogen werden könnte, mit der „Dramaturgie der letzten Tage“. Dabei verwies er etwa auf den gestreuten Verdacht, dass es im Wiener Abwasser bereits Spuren der wohl deutlich ansteckenderen Virusvariante B.1.1.7 gebe. Wenn derlei seinen Weg zu den Medien finde, deute das wohl auf Verschärfungen hin, führte er seine „Erfahrungen aus den vergangenen Monaten“ ins Treffen.

Personal aus dem Gesundheits- und Pflegebereich
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Gesundheitspersonal soll zuerst geimpft werden

„Sehr stabile“ Kennzahlen

Wobei Ludwig hier durchaus Kritik anbrachte: „Die Politik sollte wissensbasiert agieren und nicht aufgrund von Verdachtsfällen.“ Außerdem vermisst der Wiener Bürgermeister klare Zielvorgaben des Bundes, wohin man bei der Pandemiebekämpfung eigentlich will. Bei klaren Zielen wäre die Bereitschaft der Bevölkerung höher, diese auch zu erreichen, sagte der Stadtchef.

Wiewohl man aufgrund der britischen Mutation vorsichtig sein müsse, verwies der Bürgermeister bei der Gelegenheit auf die „sehr stabilen“ Kennzahlen in der Bundeshauptstadt. „Wir müssten nach den Kriterien der Corona-Kommission eigentlich auf Orange geschaltet werden“, sagte Ludwig. Doch offenbar gehe es jetzt darum, erst das ganze Bundesgebiet auf Orange zu schalten, wunderte er sich. Denn er könne sich noch gut erinnern „an Bemühungen, Wien als erstes auf Rot zu stellen“, spielte Ludwig auf die Zeiten des Wien-Wahlkampfs im Vorjahr an.

Contract-Tracing ausgebaut

Was die „positive Entwicklung“ in Wien anbelangt, sah der Bürgermeister das einerseits in der umfassenden Teststrategie der Stadt und andererseits im laufend verstärkten Contact-Tracing begründet. Hier kündigte Ludwig an, dass zu den derzeit 650 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die mit der Kontaktrückverfolgung beschäftigt sind, nun noch einmal 100 dazukommen. Die Aufklärungsquote liege bereits jetzt bei über 60 Prozent, der beste Wert im Bundesvergleich.