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Wien muss Impftermine verschieben

Die Impfstoff-Lieferschwierigkeiten bei AstraZeneca und auch bei Biontech und Pfizer bringen den Wiener Impfplan durcheinander. Impftermine müssen verschoben werden. Die Stadt bat daher andere Bundesländer um Hilfe. Allerdings ohne Erfolg.

Somit bleibe es bei der Verschiebung von Impfterminen für einige Spitäler und Arztpraxen um ein, zwei Wochen, sagte Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) am Donnerstag gegenüber Ö1. Spitalspersonal und Personen im niedergelassenen Bereich müssten zurückgestellt werden: „Wir werden weniger im niedergelassenen Bereich impfen können und wir werden rascher auf Impfstraßen umsteigen müssen.“ Die Hauptprioriät liege bei den Wohn- und Pflegeheimen, so Hacker.

Auch Personal von kritischer Infrastruktur betroffen

Verständnis für die Verzögerung äußerte Ärztekammer-Chef Thomas Szekeres im Ö1-Mittagsjournal. Gerry Foitik vom Österreichischen Roten Kreuz zeigte sich resigniert, aber man müsse das zur Kenntnis nehmen. Die meisten beim Rettungsdienst des Roten Kreuzes seien noch nicht geimpft worden. Sehr kritisch äußerte sich Christian Meidlinger (SPÖ) von der Gewerkschaft für Gemeindebedienstete. Er sprach von einem „Schlag in die Magengrube“.

Auch Personal von kritischer Infrastruktur werde nun später geimpft als ursprünglich geplant – in Phase drei statt Phase zwei ab Februar, hieß es auf Ö1-Nachfrage aus dem Bundeskanzleramt. Eine Bestätigung aus dem Gesundheitsministerium gab es dazu aber noch nicht. Der Impfplan werde derzeit überarbeitet, hieß es auf Anfrage von Ö1. Man sei von der Verfügbarkeit der Impfstoffe abhängig.

Planung ändert sich „täglich bis stündlich“

In Wien ändere sich die Impfplanung „täglich bis stündlich“, wie ein Sprecher des Gesundheitsstadtrats am Donnerstag berichtete. So wurden beispielsweise in der Vorwoche rund 3.500 Dosen weniger geliefert, als ursprünglich avisiert worden war. Auch in dieser Woche fiel die Liefermenge geringer aus.

Aus diesem Grund und auch, weil die Stadt die zeitgerechten Zweitstiche garantieren möchte, konnten zuletzt weniger Erstimpfungen durchgeführt werden. Allerdings gebe es vom Bund die Zusage für Nachlieferungen in den kommenden Wochen, wo dann wiederum mehr Erststiche gesetzt würden als noch in der aktuellen Planung vorgesehen.

„Dramatische Form der Mangelwirtschaft“

Unklar ist derzeit auch, was der Hersteller Moderna tatsächlich liefert. Und die nächste Hiobsbotschaft steht vor der Tür: Denn in Kalenderwoche sieben könnte es nochmals zu einer Reduktion bei Biontech und Pfizer kommen, befürchtete Hacker. „Wir bewegen uns da wirklich in einer dramatischen Form der Mangelwirtschaft.“

 Peter Hacker
APA/Herbert Neubauer
Hacker: „Wir werden weniger im niedergelassenen Bereich impfen können“

„Öffnung mit Hirn“

Somit wartet man gespannt auf die Entscheidung auf EU-Ebene, für wen der Impfstoff von AstraZeneca tatsächlich freigegeben wird. Erst dann könne man neue Pläne erstellen, so Hacker, der sich zudem für Öffnungsschritte in den Schulen, dem Handel und sogar der Gastronomie ausspricht: „Wir brauchen eine Öffnung mit Hirn“, mit Spielregeln.

Der weitere Fahrplan

Ursprünglich war etwa vorgesehen gewesen, dass die Bewohner und Mitarbeiter in den Seniorenheimen und Pflegewohnhäusern mit der Kalenderwoche sechs (8. bis 14. Februar) ihre Erststiche hätten erhalten sollen. Dies wird nun zwei Wochen später der Fall sein. Ziel ist die „Vollimmunisierung“ in den Seniorenheimen und Pflegewohnhäusern bis Mitte März. Weiterhin Plan ist, dass Mitte Februar mit der Impfung der Über-80-Jährigen und den Hochrisikopatientinnen und -patienten (Beispiele: Krebs, chronische Dialyse, Diabetes mellitus Typ I und Typ II) begonnen wird. Letztere werden nach Alter gestaffelt kontaktiert. Als nächste Gruppe sind dann die Risikopatienten (Beispiele: Asthma bronchiale, Herzinsuffizienz) dran.

Zur Ausbreitung der britische Virusmutation sagte Hacker, dass man sich bei „14, 15, möglicherweise 18 Prozent“ bewege. Bis zum Ende dieser Woche sollen laut Wiener Impfplan insgesamt 51.300 Personen die erste Coronavirus-Impfung erhalten haben. Zusätzlich sollen 6.400 weitere Personen den Zweitstich erhalten haben, womit insgesamt 57.700-mal geimpft wurde.

Im innerklinischen Bereich wurde laut Stadt Wien 20.560-mal geimpft, im niedergelassenen Bereich – dazu zählen auch Ordinationen – 8.500-mal. Jeweils 1.000 Impfdosen wurden bei den Rettungsdiensten sowie an Hochrisikogruppen und über 80-Jährige verimpft. Im Bereich der mobilen Pflege haben 1.500 Personen eine Impfung erhalten.

108.700 bis April geimpft

Aktuell geht die Stadt Wien davon aus, dass bis Anfang April zumindest 108.700 Wienerinnen und Wiener gegen Covid-19 geimpft sein werden. Der Wiener Gesundheitsverbund stellte am Donnerstagnachmittag auf APA-Anfrage klar, dass ungeachtet der Lieferverzögerungen bei den Impfstoffen gewährleistet ist, dass sämtliche Spitalsmitarbeiter, die bereits eine Erstimpfung erhalten haben, ihre Zweitimpfung zum vorgesehenen Termin erhalten werden. In den anderen Fällen werde es zu einer einwöchigen Verzögerung kommen, hieß es.