Der beinahe menschenleere Stephansplatz in der Wiener Innenstadt
APA/Roland Schlager
APA/Roland Schlager
Coronavirus

Stadt plant Wochenend-Lockdowns

Wien plant ein neues Modell zur Eindämmung der CoV-Pandemie. Montags bis donnerstags soll es keinen Lockdown geben und sogar die Gastronomie öffnen. Dafür schlägt Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) an den Wochenenden einen harten Lockdown vor.

Hacker will das Modell nicht im Alleingang, sondern „Hand in Hand“ mit dem Bund umzusetzen. „Ich bin nicht erpicht darauf, meinen Kopf durchzusetzen. Es geht einfach darum, eine Idee zu bekommen, wie die Perspektive in den nächsten Wochen und Monaten aussehen kann“, sagte Hacker. Die Idee des Wochenend-Lockdowns habe er, Hacker, schon längere Zeit intern mit seinen beratenden Experten diskutiert. „Ich glaube, es ist an der Zeit gewesen, diese Idee intensiver nach außen zu tragen und klarzumachen: Es gibt Perspektiven und Möglichkeiten.“

Hacker zu Wochenend-Lockdowns

Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) im Interview mit der ORF-Sendung „Wien heute“.

Öffnung der Gastronomie

Der Wiener Vorschlag: Montags bis donnerstag- oder freitagabends soll „lockdownfrei“ sein, an den übrigen Tagen harter Lockdown. Freilich würden an den Tagen ohne Lockdown die bekannten Spielregeln wie etwa Abstandhalten und Beschränkung der Personenanzahl in den Geschäften gelten. Außerdem betonte Hacker gegenüber der „Kronen Zeitung“: „Das ist kein radikales Modell, wir machen nicht alles auf.“ Wobei es „Drehknöpfe“ für Adjustierungen abhängig von der aktuellen Situation gebe, wie er am Beispiel der Gastronomie veranschaulichte. Dort könnte etwa der Spielraum für eine Öffnung von nur am Nachmittag bis 1.00 Uhr reichen.

Ebenfalls mache es einen Unterschied, ob bis Donnerstagabend oder Freitagabend lockdownfrei sei, so Hacker. An den übrigen Tagen der Woche soll es hingegen einen harten Lockdown geben. „Alles geschlossen, so wie wir es kennen, nur Supermärkte und Co. dürfen geöffnet haben.“

Umsetzung frühestens Ende Februar

„Eine Pandemie bewegt sich immer in Wellen, das ist nichts Konstantes. Mit der Idee der Wochenend-Lockdowns können wir dem Geschehen unseren eigenen Rhythmus aufzwingen“, wurde Hacker in der „Krone“ zitiert. Denn es dauere vier Tage, bis Infizierte andere infizieren können. „Das neue Modell würde so als Wellenbrecher fungieren“, sagte der Stadtrat weiter. Am Wochenende solle intensiv getestet und ein Blick auf die Tage davor geworfen werden.

Als Umsetzungstermin sei – wenn überhaupt – frühestens Ende Februar, Anfang März angedacht. Ziel des Wiener Modells wäre jedenfalls, „Schritt für Schritt wieder zu öffnen für den Normalzustand“, so Hacker. Denn: „Lockdown ist kein Normalzustand.“

FPÖ und Grüne: „Blödsinn“, „Populismus“

FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl hält von Hackers Vorstoß indes nichts, wie er bei einer Pressekonferenz klar machte: „Ich habe immer gedacht, es ist schon jeder Blödsinn fabriziert worden, aber man lernt nie aus.“ Der Freiheitliche lehnt weiterhin jede Art von Lockdown ab, egal ob durchgehend oder nur „Teilzeit“.

Auch bei den Wiener Grünen stößt die Idee auf Kritik. Gemeinderätin Barbara Huemer ortete einen „populistischen“ Vorstoß: „Es wäre völlig unverantwortlich, jetzt alles zu öffnen, es sei denn Stadtrat Hacker will in Wien das Infektionsgeschehen so schnell wie möglich wieder in die roten Zahlen bringen.“

Wien plant Wochenend-Lockdowns

Wien plant ein neues Modell zur Eindämmung der CoV-Welle. Montags bis donnerstags soll es keinen Lockdown geben und sogar die Gastronomie öffnen. Dafür schlägt Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) an den Wochenenden einen harten Lockdown vor.

Ministerium prüft Varianten

Das Gesundheitsministerium kennt das Modell des Wochenend-Lockdowns. Diese Idee sei schon seit längerer Zeit ein Teil der unterschiedlichen Varianten, die geprüft und in die Entscheidungsfindung einbezogen würden, hieß es in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber der APA. Aber: „Bisher haben wir ihn aus Gründen der Planbarkeit und der unklaren Auswirkungen auf das Infektionsgeschehen sowie aufgrund der Kürze der Maßnahme noch nicht umgesetzt. Diese Idee ist jedoch nicht endgültig verworfen, sondern bleibt unter den zu prüfenden Handlungsvarianten und wird in der Zwischenzeit auf mögliche Wirksamkeit überprüft.“

Weiters wurde in der Stellungnahme unterstrichen, dass ein einheitliches, wohldurchdachtes und gut abgestimmtes Vorgehen wichtig sei: „Maßnahmen müssen immer sorgsam in Abstimmung mit Expertinnen und Experten, den Bundesländern und der Wirtschaft erarbeitet werden sowie auf ihre Alltagstauglichkeit und Rechtmäßigkeit geprüft werden.“ Der Zeitpunkt für künftige Öffnungsschritte werde sich anhand der weiteren Entwicklung des Infektionsgeschehens entscheiden.

Handel seit Montag wieder offen

Erst am Montag ging der seit Weihnachten geltende harte Lockdown zur Eindämmung der Pandemie zu Ende. Der Handel darf wieder komplett aufsperren, Gleiches gilt für körpernahe Dienstleister wie Friseure und Tätowierer. An den Schulen ist gestaffelter Präsenzunterricht wieder Usus, wobei dieser wegen der Ferien in den anderen Landesteilen zunächst nur in Wien und Niederösterreich genutzt werden kann. Auch für das Privatleben gelten neue Regeln.

Im Handel gilt seit Montag eine Beschränkung von 20 Quadratmetern anstatt zehn Quadratmetern pro Kunde, bei körpernahen Dienstleistungen sind zehn Quadratmeter pro Kunde vorgeschrieben. Überraschend hatte am Freitag das Gesundheitsministerium erklärt, dass die 20-Quadratmeter-Regel ab Montag auch für Supermärkte und Geschäfte des täglichen Bedarfs gilt, die auch während des Lockdowns offen hatten. Zeitlich sind die Öffnungszeiten nach wie vor auf 19.00 Uhr beschränkt.