Leere Sitzmöglichkeiten in einem Schanigarten in der Innenstadt
APA/Helmut Fohringer
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CORONAVIRUS

Umfrage: Mehrheit für Test vor Lokalbesuch

Die Bundesregierung entscheidet am Montag über mögliche Lockerungen der CoV-Maßnahmen. Sechs von zehn Österreichern würden für einen Lokalbesuch einen Test machen, zeigt eine Umfrage der WU Wien.

51 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher sind laut Umfrage des Instituts für Marketing-Management der Wirtschaftsuniversität (WU) für die Öffnung der Gastronomie Mitte März, weitere 37 Prozent wollen das von den Infektionszahlen abhängig machen. Nur zwölf Prozent sind aktuell dagegen, zeigt die Befragung von 1.000 internetaffinen Menschen. „Der Druck, die Gastronomie aufzusperren, ist groß“, sagt Dieter Scharitzer, Professor am Institut für Marketing-Management.

Scharitzer hat die Umfrage in ähnlicher Form zum vierten Mal seit Ausbruch der Coronavirus-Pandemie durchgeführt. Wie auch andere Erhebungen zeigt die Umfragenserie eine steigende Impfbereitschaft. 60 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher sind derzeit bereit, sich impfen zu lassen. Zwei Drittel der Befragten glauben, dass durch eine Impfung die Pandemie erfolgreich zu bekämpfen ist. Die grüne Impfkarte halten 45 Prozent für eine gute Maßnahme, wenn es für alle einen Impfstoff gibt. 50 Prozent lehnen sie ab, da das einer Impfpflicht gleichkomme.

Corona-Gipfel zu Öffnungsschritten

Die Regierung entscheidet am Montag über mögliche Lockerungen der Coronavirus-Maßnahmen. Die Entscheidung ist heikel: Wirtschaft, Kultur und Sport drängen auf Öffnungsschritte, medizinische Fachleute warnen vor ebensolchen. Die Infektionszahlen sind zuletzt deutlich gestiegen, im Osten hat sich die ansteckendere Virusvariante B.1.1.7 stark ausgebreitet.

Vertrauen in Management der Regierung eingebrochen

Ziemlich dramatisch ist zuletzt das Vertrauen in das CoV-Management der Regierung eingebrochen. Während im November noch 58 Prozent und im Jänner 57 Prozent der Regierung vertrauten, waren es Ende Februar nur noch 40 Prozent. Scharitzer verweist allerdings darauf, dass auch andere politische Entwicklungen wie die Ermittlungen gegen Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) und Ex-ÖVP-Justizminister Wolfgang Brandstetter mitgewirkt haben könnten. Die Umfrage zeigt aber, dass inzwischen mehr als die Hälfte der Österreicher (52 Prozent) meinen, die Bundesregierung habe im CoV-Management versagt.

Die Menschen würden nach dem langen Lockdown eine Perspektive suchen, so Scharitzer, ganz allgemein sei die Stimmung deutlich schlechter als noch vor Weihnachten. Jetzt sehen nur noch 59 Prozent ihre eigene Zukunft positiv, im Oktober waren es noch 73 Prozent, im November 68 Prozent. Der Anteil der Menschen, die davon ausgehen, dass die Pandemie negative Folgen für die Gesellschaft haben wird, ist von 34 Prozent im April 2020 über 63 Prozent im November auf nunmehr 81 Prozent gestiegen. Viele begriffen erst jetzt, dass die Pandemie nicht so schnell vorbeigeht, sagt Scharitzer.

Die lange Zeit mit hohen Infektionszahlen wirkt sich zwar in der Betroffenheit, nicht aber in der subjektiven Risikowahrnehmung der Österreicher aus. Denn inzwischen haben zwar 57 Prozent im Bekanntenkreis jemanden mit einem positiven Test (im April waren es noch 18 Prozent, im Oktober 29 Prozent, im November 49 Prozent). Aber nur noch 26 Prozent schätzen ihr eigenes Infektionsrisiko als hoch ein, im Herbst des Vorjahres glaubten das noch 34 bis 38 Prozent.

Hanke für Öffnung der Schanigärten

Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) sprach sich in einem Interview mit der Stadtzeitung „Sprich!“ für Lockerungen in der Gastronomie ab Mitte März aus. „Sobald das Frühjahrswetter uns warme Temperaturen schenkt, sollten die Schanigärten, die uns so am Herzen liegen, wieder aufsperren“, so Hanke.

Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) wollte sich in der Vorwoche noch nicht festlegen und die Beratungen mit der Bundesregierung am Montag abwarten. Unter dem Motto „Draußen ist besser als drinnen“ könne man „die Möglichkeit schaffen, Öffnungsschritte so zu gestalten, dass die Gesundheit der Menschen nicht gefährdet ist, trotzdem aber nicht illegale Treffen stattfinden in größeren Freundeskreisen, wo dann vielleicht auch die Barrieren fallen“, sagte Ludwig in „Wien heute“.

Popper: Öffnung erst nach Ostern

Der Simulationsforscher Niki Popper von der Technischen Universität Wien sprach sich im Ö1-Morgenjournal gegen Öffnungen der Gastronomie vor Ostern aus. „Nach Ostern ist die Situation eine weitaus bessere, wenn wir da gut rauskommen“, verwies Popper auf die derzeit steigenden Infektionszahlen mit. „Wenn wir etwas öffnen oder lockern, müssen wir uns die Frage stellen, was tun wir dafür, dass die Zahlen auf der anderen Seite gedrückt werden“, so Popper.

Laut Informationen des Krisenstabs der Stadt Wien am Montag sind innerhalb von 24 Stunden insgesamt 327 Neuinfektionen mit dem Coronavirus registriert worden. Es handelt sich dabei um einen vergleichsweise hohen Wert. Zuletzt waren nach den Wochenenden – an denen meist generell weniger Tests ausgewertet werden – zum Teil deutlich niedrigere Zahlen berichtet worden.

Insgesamt sind in Wien seit Beginn der Pandemie 92.818 positive Testungen bestätigt. Die Zahl der mit dem Virus in Zusammenhang stehenden Todesfälle beträgt 1.694. Insgesamt 86.446 Personen sind wieder genesen. Hoch bleibt auch die Zahl der Coronavirus-Tests. Am Sonntag wurden in Wien 33.138 Tests registriert. Insgesamt wurden in Wien bereits 3,197.153 entsprechende Untersuchungen durchgeführt.